Niedriger Ölpreis beflügelt Lufthansa-Ergebnis

Kräftiges Gewinnplus im zweiten Quartal - Preisentwicklung währungsbereinigt deutlich negativ - Frachttochter schwächelt

Niedriger Ölpreis beflügelt Lufthansa-Ergebnis

lis Frankfurt – Der niedrige Ölpreis hat der Lufthansa im zweiten Quartal Rückenwind beschert. Gesunkene Treibstoffausgaben seien der “wesentliche Treiber” für die Ergebnisentwicklung gewesen, betonte Finanzvorstand Simone Menne in einer Telefonkonferenz. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich um fast 52 % auf 635 Mill. Euro, während die Umsätze nur um knapp 9 % auf rund 8,4 Mrd. Euro anzogen.Das günstige Kerosin sorgte bei den Passagier-Airlines des Konzerns für einen Ergebnissprung. Lufthansa Passage flog ein bereinigtes Ebit von 328 (i.V. 170) Mill. Euro ein, die Swiss erzielte 127 (i.V. 84) Mill. Euro. Austrian Airlines schreibt zwar nach sechs Monaten noch rote Zahlen (-17 Mill. Euro), zwischen April und Juni wurde das Ergebnis aber auf 36 (10) Mill. Euro verbessert.Sehr schwach entwickelt sich die Frachttochter Lufthansa Cargo, die laut Menne im Mai und Juni die schwächsten Einzelmonate der vergangenen Jahre erlebte. Dem Unternehmen setzt zu, dass Airlines aus dem Mittleren Osten und der Türkei ihre Frachtkapazität ausgebaut haben. Das bereinigte Ebit klappte zwischen April und Juni auf – 2 (i.V. 18) Mill. Euro zusammen. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde nach unten angepasst – es wird nur noch ein Ergebnis “deutlich unter Vorjahr” erwartet, bisher war von einem kleinen Plus ausgegangen worden. 2014 wurden 123 Mill. Euro erzielt.Der verschobene Bau eines neuen Frachtzentrums in Frankfurt hinterließ Spuren in der Ergebnisrechnung der Lufthansa-Gruppe. Bereits getätigte Investitionen im Zusammenhang mit diesem Projekt mussten abgeschrieben werden, was zu außerplanmäßigen Abschreibungen von 65 Mill. Euro führte. Insgesamt stiegen die Abschreibungen, vor allem wegen neu zugegangener Flugzeuge, auf 477 (i.V. 355) Mill. Euro. Stückerlöse unter DruckSorge bereitet dem Lufthansa-Vorstand nach wie vor die Preisentwicklung. Zwar haben positive Währungseffekte eine weitere Abwärtsbewegung verhindert, währungsbereinigt wäre aber bei den Stückerlösen ein Minus von 5,5 % verbucht worden – “das war der deutlichste Rückgang seit Jahren”, so Menne. Besonders unter Druck steht die Fluggesellschaft in der Verkehrsregion Naher Osten/Afrika, wo selbst inklusive Währungseffekten ein Rückgang von 3,1 % vermeldet wird (währungsbereinigt – 12,7 %). Lufthansa hat auf die Konkurrenz vor allem der Golf-Airlines reagiert und Direktflüge nach Abu Dhabi eingestellt, die Tochter Austrian Airlines gibt ihre Verbindung nach Dubai auf.Gerade hinsichtlich des Wettbewerbsumfeldes ist der niedrige Ölpreis für CFO Menne durchaus ein “zweischneidiges Schwert”. Zwar helfen Lufthansa die gesunkenen Ausgaben für Kerosin, andererseits könnten derart günstige Rahmenbedingungen manche Fluglinie am Leben erhalten, die bei einem höheren Ölpreis zum Marktaustritt gezwungen wäre. “Derzeit profitieren vor allem finanziell schwache Airlines vom niedrigen Preis, die sich ein Hedging nicht leisten können und nun günstig einkaufen”, erklärt Menne. Zudem könnte manch einer der Versuchung erliegen, die gesunkenen Kosten dazu zu nutzen, weiter an der Preisschraube zu drehen. Für die Lufthansa wirken sich die beim Kerosin ergriffenen Hedgingmaßnahmen derzeit negativ aus. Allein in den ersten sechs Monaten 2015 fiel ein negatives Sicherungsergebnis von 408 Mill. Euro an, nach – 149 Mill. Euro im gesamten Vorjahr. Insgesamt erwartet das Unternehmen für 2015 nun eine Kerosinrechnung von 6 Mrd. Euro, nachdem Anfang Mai noch 6,2 Mrd. Euro vorausgesagt wurden (vgl. BZ vom 6. Mai).Positive und negative Effekte auf die Ergebnisrechnung der Lufthansa haben die aktuellen Währungskonstellationen. Während die Fluglinie auf der Preisseite vom schwachen Euro profitiert, macht er Lufthansa bei den Ausgaben zu schaffen. In der ersten Jahreshälfte sei das Ergebnis durch Währungseinflüsse mit insgesamt 158 Mill. Euro belastet worden, zieht Menne Bilanz. Unter anderem frisst der starke Dollar fast die Hälfte der Ersparnisse bei den Kerosinausgaben auf, weil die Treibstoffrechnung in der US-Währung beglichen werden muss. Veränderte Wechselkurse waren mitverantwortlich dafür, dass zwischen Januar und Juni die Personalkosten auf 3,9 (3,6) Mrd. Euro gestiegen sind.Etwas erholt hat sich die Eigenkapitalquote, die im zweiten Quartal auf 17,5 % kletterte, nachdem sie im ersten Vierteljahr auf 7,5 % zusammengeklappt war. Profitiert hat Lufthansa davon, dass sich der Rechnungszins für die Bewertung der Pensionsverpflichtungen, der im ersten Quartal bei 1,7 % gelegen hatte, mittlerweile auf 2,9 % erhöht hat. Dadurch sanken die Pensionsrückstellungen rechnerisch um 602 Mill. Euro, die absolute Pensionslast bleibe aber mit 6,6 Mrd. Euro auf einem sehr hohen Niveau, sagte Menne.Trotz der ungünstigen Bilanzrelationen zunächst auf Eis gelegt sind die Pläne für eine Hybridanleihe in einem Volumen im mittleren dreistelligen Euro-Bereich. Grund dafür sind laut Menne die ungünstigen Marktbedingungen. Beim Rating sei man dennoch nicht unter Druck, auch wenn die Ratingagenturen die Anleihe gerne gesehen hätten.—– Wertberichtigt Seite 8