Schwacher Ausblick von Nike trifft ganze Branche
Schwacher Ausblick von Nike trifft Branche
Aktienkurse unter Druck – US-amerikanischer Sportartikelkonzern rechnet im Sommer mit Umsatzrückgang von 10 Prozent
jh München
Vor drei Monaten hatte der Vorstand von Nike die Hoffnung der Aktionäre auf ein leichtes Umsatzwachstum im neuen Geschäftsjahr geweckt. Die Erwartung wird nun schwer enttäuscht. Es fehlen neue Produkte. Zudem ist der größte Sportartikelkonzern mit einer Neuausrichtung beschäftigt.
Zum Wochenschluss hat die Sportartikelbranche an der Börse unter dem schwachen Ausblick des Branchenführers Nike gelitten. Der Vorstand des US-Konzerns rechnet vorerst nicht mit einem Stopp des Umsatzrückgangs. Für die Sommermonate bis August, das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres (31. Mai), stellte er einen um etwa 10% niedrigeren Erlös in Aussicht. Für das gesamte Geschäftsjahr sagte Finanzvorstand Matt Friend in einer Telefonkonferenz ein Minus um einen mittleren einstelligen Prozentwert voraus. Ende März hatte Nike noch die Hoffnung auf einen leichten Umsatzanstieg geweckt.
Die Aktie verlor am Freitag an der Börse in New York in den ersten Handelsstunden fast 20% an Wert. Auch die Kurse des größten und zweitgrößten Konkurrenten, Adidas und Puma, gaben zumindest zeitweise nach. Adidas pendelten trotz positiver Analystenkommentare um den Vortagesschluss, lagen zum Xetra-Schluss jedoch 0,2% im Plus, Puma sanken dagegen um 2,6%.
Starker Gegenwind
CFO Friend kündigte kurzfristige Schritte an, um die Wettbewerbsfähigkeit von Nike zu stärken und um langfristiges und profitables Wachstum zu erreichen. „Der Gegenwind wird sich im laufenden Jahr stärker auswirken“, sagte der Finanzchef. Zu schaffen macht dem Konzern die verhaltene Konsumstimmung in Europa. Zudem wies er darauf hin, dass Nike das Produktangebot verändere. Deshalb seien vor allem in der ersten Hälfte des neuen Geschäftsjahrs weniger neue Schuhe und andere Neuheiten zu erwarten.
Im Schlussquartal 2022/23 sank der Umsatz von Nike um 2% auf 12,6 Mrd. Dollar, währungsbereinigt blieb er stabil. Den Anstieg der Bruttomarge um 1,1 Prozentpunkte auf 44,7% begründet Nike vor allem mit höheren Produktpreisen, geringeren Frachtraten für Schiffstransporte und weniger Lagerbestand. Gegenläufig waren die geringeren Margen im Direktgeschäft, den eigenen Läden und dem Onlinehandel sowie Währungseffekte.
„Gelegenheit für Adidas“
Dass der Nettogewinn im Quartal um 45% auf 1,5 Mrd. Dollar stieg, verdankt Nike zudem einer Senkung der Verwaltungskosten um 9% auf knapp 3 Mrd. Dollar und einer von gut 17% auf 13% verringerten Steuerquote. Im Geschäftsjahr blieb der Umsatz mit 51,4 Mrd. Dollar fast unverändert. Die Bruttomarge stieg um 1,1 Punkte auf 44,6%, der Nettogewinn um 12% auf 5,7 Mrd. Euro.
Die Analysten von Kepler Cheuvreux sind der Ansicht, dass Nike mindestens bis zum nächsten Frühjahr damit beschäftigt sein werde, das Geschäft neu auszurichten. Das biete Adidas eine gute Gelegenheit, Marktanteile zu gewinnen. Von J.P. Morgan heißt es, die Probleme von Nike seien unternehmensspezifisch, Adidas zeige eine stärkere Dynamik. Die Branchenexperten von Warburg Research trauen Adidas zu, weiter schneller zu wachsen als Nike. Diese Erwartung sei jedoch im Kurs von Adidas eingepreist. Die Herzogenauracher bringen an der Börse rund 40 Mrd. Euro auf die Waage, Nike umgerechnet knapp 90 Mrd. Euro.
Optimistisch für Adidas
Die Analysten von UBS rechnen damit, dass sich das Wachstum von Adidas deutlich beschleunigt. Die Ergebnisse fürs zweite Quartal, die im August präsentiert werden, dürften die Zweifel im Markt ausräumen. In den ersten drei Monaten des Jahres stieg der Erlös von Adidas währungsbereinigt um 8% auf 5,46 Mrd. Euro. Die Bruttomarge lag mit 51,2% deutlich über der von Nike.