Nike vor Führungswechsel mit Umsatz- und Gewinneinbruch
Der vor einem Führungswechsel stehende Sportartikelkonzern Nike ist mit einem Umsatz- und Gewinneinbruch in sein Geschäftsjahr gestartet. Der Umsatz ging im ersten Quartal (per Ende August) um zehn Prozent auf 11,6 Mrd. Dollar zurück, etwas stärker als erwartet, wie die weltweite Nummer eins am Dienstagabend in Beaverton im US-Bundesstaat Ohio mitteilte. Der Nettogewinn brach um 28 % auf 1,1 Mrd. Dollar ein, fiel damit aber deutlich besser aus als Analysten befürchtet hatten. Nike kündigte an, sich in einer Telefonkonferenz mit Analysten im Verlauf des Abends auch zum Ausblick zu äußern. Branchenexperten erwarten, dass Finanzvorstand Matthew Friend die Erwartungen zurücknimmt.
Im September hatte Nike den Abschied von Vorstandschef John Donahoe angekündigt. Mitte Oktober soll Elliott Hill das Ruder übernehmen, den Nike aus dem Ruhestand zurückgeholt hat. Einen für Mitte November angekündigten Investorentag verschob Nike auf unbestimmte Zeit. „Das erste Quartal erfüllte weitgehend unsere Erwartungen“, sagte Finanzchef Friend. Er bat die Investoren um Geduld: „Ein Comeback dieses Ausmaßes braucht Zeit, aber wir sehen erste Erfolge.“ Hill werde die nächste Wachstumsphase für Nike einläuten.
Zur Strategie seines Vorgängers John Donahoe gehörte, stärker auf Direktverkäufe zu setzen. Die Kehrseite war jedoch, dass der von Nike aufgegebene Regalplatz in Läden durch Produkte der Konkurrenz ausgefüllt wurde. Dadurch wurden die Rivalen mehr von Verbrauchern wahrgenommen.
Der Konzern verliert vor allem Marktanteile an neue Marken wie Hoka vom Konkurrenten Deckers und On, hinter der der Schweizer Tennisprofi Roger Federer steht. Nike will sich dagegen mit neuen Modellreihen wie dem „Air Max Dn“ und dem „Pegasus 41“ zur Wehr setzen. Das schlägt sich aber in den Geschäftszahlen bisher nicht nieder. Gerade der Verkauf über das Internet lahmt: Der Online-Umsatz, auf den Donahoe gesetzt hatte, schrumpfte im ersten Quartal um 20 %. Das Geschäft über Großhändler gab dagegen nur acht Prozent nach.
Auch in China bleibt die erhoffte Erholung aus. Der Umsatz dort ging um vier Prozent zurück, während die Konkurrenz zuletzt wieder Zuwächse verzeichnete. Viele Kunden in China bevorzugen in der Wirtschaftskrise inzwischen heimische Marken.
Nike ist gerade in einem von Donahoe gestarteten Sparprogramm, bei dem die Kosten um rund zwei Milliarden Dollar gesenkt werden sollen. Rund zwei Prozent der Arbeitsplätze sind betroffen.
Krise am Aktienkurs abzulesen
Die Krise des Unternehmens ist gut am Aktienkurs abzulesen. Vom Rekordkurs von fast 180 Dollar im Mai 2021 ging es bis auf 70 Dollar in diesem Sommer nach unten. Zuletzt konnte sich der Kurs mit der Aussicht auf den neuen Chef wieder etwas erholen. Diese Erholung gerät aber wegen des schwachen Sommerquartals und der gestrichenen Prognose in Gefahr.
Nike-Aktien fielen im nachbörslichen Handel um rund sechs Prozent auf 83,85 Dollar. Das Papier verbilligte sich in diesem Jahr bisher um fast ein Fünftel und entwickelte sich damit deutlich schlechter als die Anteile von Adidas, die seit Ende 2023 rund ein Viertel zulegen konnten.
Auch auf 10-Jahressicht hat Adidas am Kapitalmarkt mit Blick auf die Kursentwicklung deutlich die Nase vorn. Gemessen am Börsenwert liegt Nike mit umgerechnet rund 120 Mrd. Euro immer noch deutlich vor Adidas. Der deutsche Konzern kommt gerade mal auf etwas mehr als 40 Mrd. Euro.