Nippon Steel und US Steel klagen gegen US-Regierung
Nippon Steel und US Steel klagen gegen US-Regierung
Konzerne sehen „unrechtmäßige politische Einflussnahme“ – Klage auch gegen Rivalen Cleveland-Cliffs
Reuters/kro Tokio
Nach dem Veto des US-Präsidenten Joe Biden wollen US Steel und Nippon Steel ihre Fusion per Gericht durchsetzen. Die Stahlkonzerne teilten am Montag mit, zwei Klagen eingereicht zu haben. Die eine habe zum Ziel, das Prüfverfahren des US-Ausschusses für ausländische Investitionen (CFIUS) sowie den Einspruch Bidens anzufechten. Sie begründeten dies unter anderem mit „unrechtmäßiger politischer Einflussnahme“. Die zweite Klage richte sich gegen den Rivalen Cleveland-Cliffs, dessen Chef Lourenco Goncalves und den Vorsitzenden der Stahlarbeiter-Gewerkschaft USW, David McCall, wegen „illegaler und koordinierter Handlungen“ zur Verhinderung der Transaktion. Nippon Steel hatte Cleveland-Cliffs und andere Stahlkonzerne beim Bieterwettstreit um US Steel Ende 2023 ausgestochen.
Die geplante 14,9 Mrd. Dollar schwere Übernahme von US Steel durch Nippon Steel ist umstritten. Kritiker sehen die nationale Sicherheit der USA gefährdet und befürchten den Verlust von Arbeitsplätzen. Die mächtige Stahlarbeiter-Gewerkschaft USW hat sich ebenso dagegen ausgesprochen wie der künftige US-Präsident Donald Trump. US Steel selbst, die unter fallenden Umsätzen und Gewinnen leidet, hatte wiederum vor dem Verlust tausender Arbeitsplätze gewarnt, sollte der Deal platzen. Auch die Aktionäre des US-Konzerns hatten im vergangenen Jahr mit großer Mehrheit für die Übernahme gestimmt.
Um Bedenken zu zerstreuen, hatte Nippon Steel der US-Regierung vor einigen Tagen weitreichende Zugeständnisse angeboten. Außerdem sollten alle Vereinbarungen zwischen US Steel und den Gewerkschaften Bestand haben.
Der japanische Konzern wollte mithilfe der Übernahme seine jährliche Rohstahl-Produktionskapazität von zuletzt mehr als 65 Millionen Tonnen pro Jahr auf 85 Millionen Tonnen erhöhen. Langfristig hat sich Nippon Steel eine Jahreskapazität von 100 Millionen Tonnen vorgenommen, womit das Unternehmen nach heutigem Stand zum zweitgrößten Rohstahlproduzenten der Welt, nach der China Baowu Steel Group aufsteigen würde.
Für die Übernahme der Amerikaner hatte Nippon Steel bislang noch keinen endgültigen Finanzierungsplan aufgestellt, aber darauf hingewiesen, dass die Aufnahme von Eigenkapital eine Möglichkeit wäre. Dass die Aktie des Konzerns am Montag im Vergleich zum restlichen Markt nur einen geringen Tagesverlust verbuchte, interpretierten Beobachter als mögliches Zeichen der Erleichterung, da die mit dem Deal verbundenen finanziellen Sorgen nun erst Mal in den Hintergrund geraten würden. Ohne die Übernahme von US Steel kämen allerdings auch neue Sorgen hinsichtlich der mittel- und langfristigen Wachstumsstrategie von Nippon Steel hinzu.