Nissan stutzt Kapazitäten nach Gewinneinbruch
wb Frankfurt – Zum Skandal um den angeklagten Ex-Verwaltungsratschef Carlos Ghosn kommt bei Nissan ein wegbrechendes operatives Geschäft. Ghosens Nachfolger Hiroto Saikawa verordnet dem Konzern einen radikalen Sparkurs. Japans nach Toyota größter Autobauer will die Produktionskapazitäten bis 2022/23 um ein Zehntel stutzen. Dafür plant der Partner von Renault, an dem auch Daimler beteiligt ist, den Abbau der Belegschaft um 12 500 Stellen. Nissan produziert in Europa in Großbritannien (Sunderland) – der größten Autofabrik des Vereinigten Königreichs – und im spanischen Barcelona. Die Stellenstreichungen beträfen vornehmlich Werke in Übersee, heißt es aus der Zentrale in Yokohama. Zudem soll die Produktpalette um mindestens 10 % verringert werden. Das infolge hoher Rabatte selbstverschuldete Billig-Image solle aufpoliert werden.Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres ist das operative Ergebnis um genau 98,5 % auf 1,6 Mrd. Yen oder gut 13 Mill. Euro weggebrochen. Analysten hatten zwar mit einem scharfen Rückgang gerechnet, aber nicht in diesem Maße. Netto wurden mit 6,4 Mrd. Yen 94,5 % weniger als in der Vorjahreszeit verdient. Der Umsatz sackte in den drei Monaten um 12,7 % auf rund 2,4 Bill. Yen (19,8 Mrd. Euro) ab. Gleichwohl hält Nissan an der Prognose für das Gesamtjahr fest und geht von einem Nettogewinn von 170 Mrd. Yen (1,4 Mrd. Euro) aus. Dies entspräche einem Rückgang von knapp der Hälfte. Das operative Ergebnis soll um nahezu 30 % auf 230 Mrd. Yen sinken und der Umsatz lediglich um 2,4 % auf 11,3 Bill. Yen. Die Aktie fiel am Donnerstag vergleichsweise moderat um 2 %. Nach der Verhaftung von Ghosn in Tokio war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi in eine schwere Krise geraten. Renault, an der der französische Staat beteiligt ist, hält 43,4 % an Nissan, der ihrerseits 34 % an Mitsubishi gehören. Nissan ist zu 15 % an Renault beteiligt, hat aber keine Stimmrechte. Renault strebt eine Fusion mit den Japanern an, doch die neue Nissan-Führung lehnt dies bisher ab. Stattdessen will Nissan mit Kostenreduzierung aus dem Tal kommen.Der Nissan-Absatz sank in den drei Monaten global um 6 % auf 1,2 Millionen Fahrzeuge. Im Heimatmarkt fiel der Absatz um 2,6 %, in China um 2,3 % und in Europa um 16,3 %. In den USA wurde um 9,6 % abgebremst, und im Rest der Welt verkaufte der Konzern 13,1 % weniger.Gleichzeitig soll erheblich in Technologien investiert werden. Dies umfasse die Weiterentwicklung des Propilot-Fahrerassistenzsystems sowie Wagen mit elektrifizierten Antrieben. Darüber hinaus wolle man in neue Gebiete expandieren, wie es die Vereinbarung mit Waymo zur Erforschung von fahrerlosen Mobilitätsdiensten in Japan und Frankreich vorsehe.