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Noch Klärungsbedarf zwischen OMV und Adnoc

Die Verhandlungen zwischen dem österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV und dem staatlichen Energieriesen Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten laufen und sind laut OMV-Vorstandschef Alfred Stern „ergebnisoffen“.

Noch Klärungsbedarf zwischen OMV und Adnoc

Noch Klärungsbedarf zwischen OMV und Adnoc

Fusion von Borealis und Borouge bislang nicht spruchreif

md Frankfurt

Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV und der staatliche Energieriese Adnoc (Abu Dhabi National Oil Company) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stehen in „laufenden und ergebnisoffenen Verhandlungen“ über eine „potenzielle Kombination“ der beiden Petrochemie-Sparten Borealis und Borouge. Dies sagte OMV-Vorstandschef Alfred Stern auf der Bilanzpressekonferenz des größten österreichischen Industriekonzerns. Auch seine weiteren, sehr kargen Ausführungen zum Fusionsprozess ließen nicht den Schluss zu, dass eine Einigung unmittelbar bevorsteht, wie einige Medien bereits Anfang Dezember vorigen Jahres berichtet hatten. Offensichtlich gibt es noch Klärungsbedarf.

Wechselseitige Beteiligungen

Das Petrochemieunternehmen Borealis gehört zu 75% OMV und seit April 2022 zu 25% Adnoc. Die am Sitz in Abu Dhabi börsennotierte Borouge ist zu 54% im Besitz von Adnoc; 36% gehören Borealis. An OMV hält die staatliche Öbag (Österreichische Beteiligungs AG) 31,5% und der Staatsfonds Mubadala mit Sitz in Abu Dhabi 24,9%. Vor einem Jahr war angekündigt worden, dass Mubadalas Anteil an OMV von Adnoc übernommen wird.

Künftige Rolle Österreichs

Zu den offenen Punkten in den Fusionsgesprächen gehören Insidern zufolge Jobgarantien für die Mitarbeiter in Österreich. Zudem bestünden Differenzen in der Frage, welche Rolle Österreich künftig in dem kombinierten Konzern spielen soll. So soll OMV auf ein Listing des neuen Unternehmens an der Wiener Börse dringen. Auch bestehe der Wunsch, der Aufsichtsratsvorsitzende möge ein Österreicher sein. Nicht geklärt scheint auch zu sein, in welcher Höhe beide Konzerne frisches Kapital in die neue Firma einbringen werden, so dass sie gleichberechtigt beteiligt sind. Denn wie Stern betonte, werde man am fusionierten Unternehmen „Eigentum zu gleichen Teilen“ halten, „gleiche Rechte haben und eine gemeinsame Kontrolle“ ausüben. Ziel sei es, „aus zwei regional führenden Unternehmen ein global führendes Unternehmen zu machen“. Die angestrebte Bewertung des aus Borealis und Borouge hervorgehenden Konzerns soll bei 30 Mrd. Dollar liegen; der Jahresumsatz dürfte 20 Mrd. Dollar übersteigen.

In Deutschland hat Adnoc ein Übernahmeangebot für den Chemiekonzern Covestro vorgelegt. Die Offerte bewertet den Kunststoffhersteller aus Leverkusen mit 11,3 Mrd. Euro.

40 Prozent der Investitionen in Nachhaltigkeit

Borealis gilt als einer der weltweit führenden Hersteller von Polyolefinen und ist für OMV das Kernelement in der Umsetzung ihrer Strategie bis 2030. Die Österreicher wollen bis spätestens 2050 klimaneutral sein. Dazu soll das traditionelle Öl- und Gasgeschäft zurückgefahren werden; die Chemiesparte soll zum Wachstumstreiber werden. Langfristig soll sich OMV zu einem führenden Unternehmen für nachhaltige Kraftstoffe, Chemikalien und Materialien mit einer Schlüsselrolle in der Kreislaufwirtschaft wandeln. So werde der Konzern bis 2030 jedes Jahr durchschnittlich rund 40% seiner globalen Investitionen in nachhaltige Technologien und kohlenstoffarme Projekte stecken. Für dieses Jahr plane OMV mit 3,8 Mrd. Euro an Investitionen.

Derzeit ist OMV in den integrierten Geschäftssegmenten Energy, Fuels & Feedstock und Chemicals & Materials tätig. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde im vergangenen Jahr ein Umsatz von 39,5 Mrd. Euro erzielt; ein Minus von 37%, was CEO Stern auf im Jahresvergleich niedrigere Öl- und Gaspreise sowie eine verhaltene Nachfrage nach Kunststoffen zurückführt. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten sei um 46% auf 6,0 Mrd. Euro eingebrochen. Der Nettogewinn betrug den Angaben zufolge 1,9 Mrd. Euro und lag damit um 63% unter dem Vorjahresniveau. Der Vorstandschef unterstrich, dass es trotz der Rückgänge das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte sei.

Hohe Dividendenrendite

Neben einer regulären Dividende von 2,95 Euro je Aktie wird eine Sonderdividende von 2,10 Euro pro Anteilschein ausgeschüttet, so dass jeder Aktionär in Summe 5,05 Euro pro Aktie erhält. Bei einem Kurs von 41,70 Euro ergibt sich daraus eine Dividendenrendite von 12,1%.

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