Noch mehr Pessimismus im Maschinenbau
Für Maschinenbauer gibt es weniger zu tun
Branchenverband kürzt Produktionsprognose deutlich – Auftragslage und Kapazitätsauslastung „hartnäckig unbefriedigend“
Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau herrscht schon seit längerem Auftragsflaute. Für die Unternehmen gibt es dadurch in diesem Jahr voraussichtlich noch weniger zu tun als zu Beginn des Jahres ohnehin schon erwartet. Laut dem Branchenverband VDMA dürfte die Produktion nun um 8% sinken.
kro Frankfurt
Die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit macht sich im laufenden Jahr stärker in den Werkhallen des deutschen Maschinenbaus bemerkbar als anfangs gedacht. Nachdem die Produktion in der Branche in den ersten sieben Monaten des Jahres preisbereinigt bereits um 6,8% gesunken ist, soll das Minus im Gesamtjahr nun bei 8% liegen, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Montag mitteilte. Zuvor war er noch davon ausgegangen, dass die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 4% zurückgehen wird.
Sowohl im Inland als auch im Ausland halten sich die Kunden mit Investitionsentscheidungen schon seit einiger Zeit zurück, vielen Unternehmen fehlt es dadurch an Aufträgen, mit denen sie ihre Fabriken auslasten können. Der vom Ifo-Institut ermittelte Wert für die Kapazitätsauslastung in der Branche habe im Juli bei 79,4% gelegen, was deutlich unterhalb der sogenannten Komfortzone liegt, wie der VDMA weiter mitteilte. Die Zahl der Beschäftigten werde aber durch einen Abbau von Arbeitszeitkonten und verstärkter Kurzzeitarbeit weitgehend stabil gehalten.
Mit seinen rund eine Million Beschäftigten gilt der deutsche Maschinen- und Anlagenbau als größter industrieller Arbeitgeber in Deutschland. Zu der Branche gehören neben zahlreichen Mittelständlern auch börsennotierte Konzerne wie Gea oder Thyssenkrupp. Das Ordervolumen war in der Branche in den ersten sieben Monaten preisbereinigt um 11% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Die schlechte Entwicklung aus dem vergangenen Jahr, als die Bestellungen um insgesamt 12% zurückgegangen waren, hat sich somit fast im gleichen Maß fortgesetzt. Die Auftragslage und Kapazitätsauslastung seien „hartnäckig unbefriedigend“, so das Fazit des VDMA. Im Ergebnis rechnet der Verband damit, dass auch der Umsatz im laufenden Jahr zurückgeht, und zwar um 4% auf 252 Mrd. Euro. 2025 soll es dann zur Stagnation kommen.
Hoffnung auf Geldpolitik
Laut VDMA sei mit einer spürbaren Besserung der Lage zumindest aktuell nicht zu rechnen. Dafür spreche nicht nur die allgemeine, durch Kriege und Handelskonflikte verunsicherte Weltwirtschaft, sondern auch der nach den jüngsten Wahlen unklare wirtschaftspolitische Kurs in der EU sowie in mehreren EU-Mitgliedstaaten. Durch die teils hartnäckige Inflation seien Zinssenkungen in wichtigen Märkten wie den USA oder in der EU zudem langsamer erfolgt als erwartet.
An dem Punkt gebe es aber auch Hoffnung, wie VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers sagte. „Erste Zentralbanken haben bereits den Zinssenkungszyklus eingeläutet, andere werden folgen.“ Es bestehe vor dem Hintergrund die „berechtige Chance darauf, dass zum Jahresende und im Verlauf des Jahres 2025 positive geldpolitische Impulse für den Konjunkturverlauf gesetzt werden“.
Die Branche setzt daneben auch auf positive Impulse von den Privathaushalten. Durch die gestiegenen Reallöhne sollte in vielen Ländern künftig wieder mehr konsumiert werden, was sich mittelbar und zeitverzögert auch auf die Investitionsgüterkonjunktur auswirke. Für die Beschäftigten im Maschinenbau, der in Deutschland zum Tarifbereich Metall und Elektro gehört, stehen dabei in dieser Woche neue Tarifverhandlungen an. Die Forderungen lauten auf 7% mehr Geld für zwölf Monate sowie 170 Euro mehr pro Monat für Auszubildende. Die IG Metall wolle damit „Kaufkraft stärken und die Konjunktur stützen“, wie die Gewerkschaft Anfang Juli mitteilte.
Der VDMA selbst hat freilich auch Forderungen, und zwar an die Politik. „Dazu gehören ein wettbewerbsfähiges Steuersystem, eine moderne Infrastruktur sowie ein flexiblerer Arbeitsmarkt“, sagte Wiechers.