Viele „Corona-Mandate“

Noerr wächst in Deutschland um gut 9 Prozent

Die deutschen Büros der Anwaltskanzlei Noerr haben im vergangenen Jahr ihren Umsatz um 9,3% auf 253 Mill. Euro ausgebaut. An den Standorten in Mittel- und Osteuropa gingen die Erlöse allerdings um gut ein Zehntel auf 18,6 Mill. Euro zurück, so dass...

Noerr wächst in Deutschland um gut 9 Prozent

hek Frankfurt

Die deutschen Büros der Anwaltskanzlei Noerr haben im vergangenen Jahr ihren Umsatz um 9,3% auf 253 Mill. Euro ausgebaut. An den Standorten in Mittel- und Osteuropa gingen die Erlöse allerdings um gut ein Zehntel auf 18,6 Mill. Euro zurück, so dass der Gesamtumsatz um 7,6% auf 271,6 Mill. Euro vorankam. Wie Noerr weiter mitteilt, wurden Ende 2020 wie ein Jahr zuvor 573 Anwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Paralegals beschäftigt. In Deutschland waren es 468 nach 463 im Vorjahr.

Trotz der Coronakrise habe Noerr ihre „qualitative Wachstumsstrategie“ fortgesetzt, sagt Co-Sprecher Torsten Fett. Für 2021 sehe man sich auf gutem Weg. Im vergangenen Jahr habe Noerr ihre Position als führende, unabhängige Kanzlei für Gesellschaftsrecht sowie Fusionen und Übernahmen ausgebaut. Während der Pandemie hätten sich bestehende Mandatsbeziehungen gefestigt.

Als „Highlight“ bezeichnet Co-Sprecher Alexander Ritvay die Hereinnahme vier renommierter Partner (Harald Selzner, Rainer Wilke, Martin Neuhaus und Natalie Daghles), die vom Konkurrenten Latham­ & Watkins kamen.

Zum Ertrag macht Noerr keine Angaben. Ritvay gibt aber den Hinweis, dass die Pandemie Kosteneinsparungen mit sich gebracht hat, weil Großveranstaltungen ausfielen und viele Reisen unterblieben. Daher sei die Kostenentwicklung unter Plan geblieben. Die Umsatzeinbuße in Osteuropa führt der Co-Sprecher auf die infolge der Pandemie stark verlangsamten Investitionen westlicher Unternehmen in der Region zurück. Das Geschäft in Osteuropa bezeichnet Ritvay als „stabil“.

Die Pandemie hat der Sozietät nach eigenen Angaben zahlreiche „Corona-Mandate“ gebracht, etwa die Beratung der Deutschen Finanzagentur bei der Rettung von Tui oder der Europäischen Investitionsbank bei der Finanzierung der Impfstoffhersteller Biontech und Curevac. Zudem war Noerr bei diversen KfW-Finanzierungen und bei Rechtsstreitigkeiten um Betriebsunterbrechungsversicherungen im Boot. Künftig könne der Beratungsbedarf bei Restrukturierungen und damit einhergehenden Refinanzierungen zunehmen, sagt Ritvay. Des Weiteren könnten sich Großunternehmen verstärkt auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, was vermehrt Carve-outs und Spin-offs nach sich ziehen würde.

„Einiges Interesse“ sei bei neuen Anlagethemen wie Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) zu beobachten. Ritvay erinnert daran, dass Noerr schon beim ersten deutschen Spac (Germany 1) beraten hat. Das Akquisitionsvehikel kam im Juli 2008 an die Euronext, kaufte nach längerer Suche im September 2009 AEG Power Solutions, firmierte um in 3W Power und schlitterte schließlich in die Insolvenz.