Nokia hält Gewinnanstieg für möglich
Nokia hält Gewinnanstieg für möglich
CEO Lundmark erwartet 5G-Investitionszwang bei Telekomfirmen – Aktienrückkauf treibt Kurs
hei Frankfurt
Nokia sieht nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr noch keinen echten Lichtblick im Kerngeschäft mit Mobilfunknetztechnik. „Wir warten noch immer darauf, dass die Telekomunternehmen weltweit damit beginnen, wieder zu investieren“, erklärte Konzernchef Pekka Lundmark bei der Bilanzvorlage für 2023. Er zeigte sich allerdings zuversichtlich, „dass diese Investitionen kommen müssen, damit die Netzbetreiber überhaupt in der Lage sind, 5G zu amortisieren“. In einigen europäischen Ländern und auch in den USA mussten die Unternehmen Milliarden für den Erwerb von Funkspektrum hinblättern, die durch den Ausbau der Netze und entsprechende 5G-Applikationen zurückverdient werden müssen.
Lundmark wies darauf hin, dass außerhalb Chinas erst „ein Viertel aller Basisstationen und eine geringe Zahl von Kernnetzen“ auf 5G aufgerüstet seien. Die Investitionszurückhaltung sei auch eine Folge der Zinswende. Viele Telekomnetzbetreiber ächzen unter hohen Schuldenbergen, deren Abbau vor allem in Europa durch anhaltenden Druck auf Erlöse und Cashflows erschwert wird.
Bei Nokia hat Lundmark zufolge immerhin der Auftragseingang gegen Jahresende „merklich angezogen“. Darüber hinaus hat der Telekomausrüster nach zähen Verhandlungen ein umfassendes Lizenzabkommen mit dem chinesischen Smartphone-Hersteller Oppo unter Dach und Fach gebracht, das dem Segment Nokia Technologies substanzielle zusätzliche Erlöse bringen und zu einer Stabilisierung des Gewinnbeitrags des hochmargigen Geschäfts führen soll.
Für 2024 hält das Management daher einen Gewinnanstieg für machbar. Die Aktionäre will Nokia mit einem weiteren Aktienrückkaufprogramm von bis zu
600 Mill. Euro bei der Stange halten. An der Börse kam all das gut an. Die Aktie schoss in Helsinki um 11,3% auf 3,50 Euro in die Höhe.
Nokia hofft im laufenden Turnus vor allem auf die zweite Jahreshälfte, die durch Investitionsvorhaben der US-Regierung gestützt werden soll. Auf vergleichbarer Basis wird ein operatives Ergebnis von 2,3 Mrd. bis 2,9 Mrd. Euro erwartet, etwas mehr als Branchenexperten angenommen hatten.
Im Geschäftsjahr 2023 sank das bereinigte Betriebsergebnis um fast ein Viertel auf knapp 2,4 Mrd. Euro, und auch unter dem Strich brockte die Projektflaute Nokia einen Gewinneinbruch ein: Der Überschuss fiel um 84% auf 679 Mill. Euro, während der Umsatz um 11% auf 22,3 Mrd. Euro absackte.
Im Schlussquartal brachen die Einnahmen um rund ein Fünftel auf 5,7 Mrd. Euro ein, das bereinigte operative Ergebnis fiel überproportional um 27% auf 846 Mill. Euro. Der bereinigte Nettogewinn sackte um fast 40% auf 568 Mill. Euro weg. Damit überraschte der Konzern dennoch positiv. J.P.-Morgan-Analyst Sandeep Deshpande lobte das unerwartet starke Jahresschlussquartal, das der guten Kostenkontrolle und dem Produktmix zu verdanken sei.
Der finnische Telekomausrüster selbst bezeichnet das Umfeld ähnlich wie Rivale Ericsson als „herausfordernd“. Die Schweden gehen ebenfalls durch schwere Wasser. Sie haben im Vergleich zu Nokia noch hausgemachte Probleme mit Sparten, die sie seit längerem als Verlustbringer durchschleifen. Allerdings entschied sich AT&T für Ericsson anstelle von Nokia, obwohl Ericsson teurer war, so dass die Finnen offenbar noch an ihrem Technologieangebot arbeiten müssen.