Nokia holt auf
Bei Nokia zahlt sich die Neuausrichtung aus. Konzernchef Pekka Lundmark, der auf Druck der Investoren im vergangenen Dezember den langjährigen CEO Rajeev Suri abgelöst hatte, unterstrich bei der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit im Kerngeschäft mit Netzen, durch die Nokia von der steigenden 5G-Nachfrage deutlich mehr als im vergangenen Jahr profitieren konnte.
Der finnische Telekomausrüster konnte im Startquartal insbesondere das Geschäft mit Netzwerkinfrastruktur ausbauen. Die Sparte erhöhte den Umsatz um 22% auf 1,7 Mrd. Euro. Dagegen waren die Erlöse bei Cloud und Netzwerk-Services um 9% rückläufig. Auch die klassischen Mobile Networks fielen um 4% auf 2,7 Mrd. Euro zurück. Allerdings machten sich insgesamt negative Währungseinflüsse deutlich bemerkbar. Währungsbereinigt gelang ein Anstieg der Konzerneinnahmen um 9%. Tatsächlich kamen sie um 3% voran. Zum Wachstum trug aber insbesondere auch das Geschäft mit Unternehmensnetzen (Campus Networks) bei, in das Nokia große Hoffnungen setzt. Außerdem hob Lundmark das Wachstum im US-Markt hervor, wo Nokia im vergangenen Jahr erheblich Federn gelassen hatte und einen Großauftrag von Verizon an Samsung verlor.
Die erfolgreiche Aufholjagd der Finnen im Kerngeschäft mit der neuen Netztechnik 5G zahlt sich auch in der Gewinnentwicklung aus, weil die starke Nachfrage die Preise anziehen lässt. Dies war zuletzt auch bereits beim Wettbewerber Ericsson zu spüren gewesen. Lundmark hob aber ebenso die Sparanstrengungen des Unternehmens hervor. Der Manager hatte Nokia eine Rosskur verordnet, mit einer neuen Organisationsstruktur und der Streichung von bis zu 10000 der rund 90000 Stellen im Konzern. Der operative Gewinn drehte im ersten Quartal von –76 auf 431 Mill. Euro. Damit stellte sich die entsprechende Marge auf 8,5% nach –1,5% zuvor. Unterm Strich schaffte der Konzern ebenfalls eine große Ergebniswende.
An der Börse verfielen die Investoren in einen Jubelrausch. Sie stuften die Aktie in der Spitze um 14% nach oben. Nokia hält am bisherigen Ausblick für das laufende Jahr fest, auch wenn darauf hingewiesen wird, dass angesichts der Unwägbarkeiten in der Pandemie „alle Märkte sorgfältig beobachtet“ würden. Im Gesamtjahr sollen die Umsätze damit zwischen 20,6 und 21,8 Mrd. Euro landen, bereinigt um Wechselkurseffekte. Die „vergleichbare“ operative Marge soll zwischen 7 und 10% landen und bis 2023 auf bis zu 13% vorankommen. Bis dahin will Nokia einen „klar positiven Cash-flow“ erwirtschaften. Der Weg dorthin soll auch schon in diesem Jahr erkennbar werden. Die höchste Rendite im Kerngeschäft erwartet Nokia im Bereich Network Infrastructure, während Mobile Networks erst allmählich, bis 2023, ein Anstieg auf 5 bis 8% zugetraut wird.
Richard Webb von CCS Insight sprach von einem „guten Start für Nokia“. Die bereinigte operative Marge von 11% zeuge davon, dass sich die Restrukturierung positiv auswirke. Bisher spürt Nokia noch keine Auswirkungen der weltweiten Halbleiter-Engpässe. Allerdings müsse man länger – teilweise mehrere Monate – auf Zulieferungen warten, sagte Lundmark, der damit rechnet, dass die allgemeine Chip-Knappheit noch ein bis zwei Jahre andauert.