Nokia kippt Gewinnziel und Dividende

Scharfer Wettbewerb und hohe Investitionen drücken auf die Marge - Investoren geschockt

Nokia kippt Gewinnziel und Dividende

Nokia hat die Gewinnerwartungen für dieses und nächstes Jahr deutlich gekappt und die Dividende gestrichen. Der finnische Telekomausrüster will seine Kasse schonen, um die Investitionen zu erhöhen. Bei 5 G ist der Kampf um Marktanteile voll entbrannt. Die Aktie stürzte in der Spitze um gut 23 % ab.hei Frankfurt – Der finnische Telekomausrüster Nokia, die globale Nummer 3 hinter Huawei und Ericsson, kämpft mit widrigen Bedingungen im Markt für die neue Mobilfunktechnik 5G, die zugleich steigende Investitionen erfordert. Das Unternehmen senkt daher die Gewinnerwartungen deutlich. Im laufenden Jahr rechnet Nokia nun noch mit einem Ergebnis je Aktie von 0,21 Euro, +/- 3 Cents, nach 0,25 bis 0,29 Euro zuvor. Für 2020 werden 0,25 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, mit einer Schwankungsbreite von 5 Cents. Zuvor waren noch 0,37 bis 0,42 Euro avisiert worden. Grund ist der Margenverfall in der wichtigen Netztechniksparte, wo der Rohertrag bei 5G durch hohe Investitionen einerseits und einen scharfen Preiswettbewerb andererseits unter Druck steht.Infolgedessen sinkt auch die operative Marge (Non-IFRS) des Konzerns, die vom Management als wichtige Ertragskennziffer für die Investoren betrachtet wird. Sie soll nun 2019 bei etwa 8,5 % landen, anstelle der zuvor erwarteten 9 bis 12 %. Im kommenden Jahr gelten nun 9,5 % oder bis zu 1,5 Punkte mehr oder weniger als erreichbar statt 12 bis 16 %. Zudem werde der “Recurring Free Cash-flow” in diesem Jahr wahrscheinlich leicht negativ sein, so dass die Barreserven bei 1,5 Mrd. Euro landen. 2020 rechnet Nokia zwar mit einer Trendwende, nachdem auch die Ausgaben für Restrukturierung allmählich sinken, aber ein “deutlich positiver Mittelzufluss”, wie bisher angenommen, dürfte nicht herausspringen.Besserung erwartet Konzernchef Rajeev Suri erst mittelfristig. Dann soll die operative Marge 12 bis 14 % erreichen. Um die Kasse zu schonen und die Investitionskraft des Konzerns bei 5G-Netztechnik sowie in “Fokusbereichen” wie Unternehmensnetze und Software zu sichern, streicht Nokia bis auf Weiteres die Dividende. Die geplante Quartalsausschüttung für das dritte und vierte Semester dieses Jahres entfallen. Die Dividendenzahlung soll nicht wieder aufgenommen werden, bevor die Barreserven sich auf 2 Mrd. Euro belaufen.Das Unternehmen rechnet mittelfristig mit steigendem Cash-flow. Im laufenden Jahr nagen allerdings höher als erwartete Steuerzahlungen von rund 500 statt 450 Mill. Euro sowie ein negatives Finanzergebnis von 400 Mill. Euro (geplant 350 Mill. Euro) am Mittelzufluss. Die Investitionen beziffert Nokia mit 700 Mill. Euro für dieses Jahr und mittelfristig 600 Mill. Euro jährlich. Aktie stürzt abDie Nokia-Aktie stürzte auf 3,60 Euro, deutlich unter das bisherige 52-Wochen-Tief von 4,17 Euro. Unter Analysten fiel das Echo unterschiedlich aus. Während Goldman Sachs seine Verkaufsempfehlung mit einem Kursziel von 4,10 Euro bekräftigte und auf die Gewinnwarnung verwies, hält J.P. Morgan am Kursziel von 6,50 Euro und “Übergewichten” fest. Die solide Performance im dritten Quartal sei am Markt untergegangen.Tatsächlich lagen die Quartalsergebnisse teilweise über den Erwartungen, bei Umsatz und operativem Ergebnis. Suri hob das “Wachstum, den Cash-flow und die solide operative Marge” hervor und zeigte sich insbesondere zufrieden mit den Geschäften in den Wachstumsfeldern Unternehmensnetze, Software und IP-Routing. Darüber hinaus rechnet der Manager ebenfalls mit einem “starken vierten Quartal”, mit einer “robusten Marge” und einem Netto-Cash-Anstieg von 1,2 Mrd. Euro.Zugleich registriere Nokia “hohe Kosten im Zusammenhang mit 5G” sowie “Ertragsrisiken” insbesondere in China sowie generell Preisdruck bei 5G-Technik. Hinzu kämen “Unsicherheiten” durch Konsolidierungsbestrebungen unter den Kunden, namentlich in Nordamerika, wo Suri auf den geplanten Merger von T-Mobile US und Sprint hinwies.Im dritten Quartal blieben die Konzernumsätze währungsbereinigt nahezu stabil bei 5,69 Mrd. Euro (+1 %), während das operative Ergebnis (Non-IFRS) um 2 % auf 478 Mill. Euro nachgab. Tatsächlich drehte die berichtete Kennzahl (IFRS) auf 264 Mill. Euro von zuvor -54 Mill. Euro. Unterm Strich stand je Aktie (Non-IFRS) ein Gewinnrückgang um 17 % auf 0,05 Euro. Der Barmittelbestand brach um 82 % auf 344 Mill. Euro ein. Ursache war maßgeblich ein angeschwollener Steueraufwand. Geschäft stagniertWährend das Hauptgeschäft mit Telekommunikationsnetzbetreibern, das noch immer 84 % vom Gesamtumsatz darstellt, währungsbereinigt auf der Stelle trat – ebenso das Geschäft mit Lizenzeinnahmen – erzielte allein der Verkauf von Unternehmensnetzen ein solides Wachstum. Hier stiegen die Erlöse währungsbereinigt um 27 % auf 333 Mill. Euro. Bei der Netzsparte mit einem Gesamtumsatz von 4,43 Mrd. Euro sackte der Rohertrag um 11 % und der operative Gewinn um 28 % ab. Die entsprechende Marge lag bei dünnen 2,9 % bzw. 128 Mill. Euro. Dagegen brillierte die neugruppierte Software-Sparte mit einer Gewinnverdopplung auf 156 Mill. Euro. Die hochprofitablen Lizenzverkäufe steuerten einen stabilen Gewinn von 294 Mill. Euro bei.