Nokia schwant nichts Gutes
Nokia ist nach der Übernahme des Konkurrenten Alcatel-Lucent im ersten Quartal tief in die roten Zahlen gerutscht. Ebenso wie Branchenprimus Ericsson trifft die Finnen die schwache Nachfrage nach neuer Telekom-Netztechnik – neben Merger bedingten Kosten. Der Ausblick ist düster. Die Aktie gab deutlich nach.hei Frankfurt – Die schwache Nachfrage im Markt für Telekom-Netztechnik, die schon dem Wettbewerber Ericsson das Auftaktquartal verhagelt hat, trifft wenig überraschend auch Nokia, und zwar noch härter als die mit ihrem Portfolio breiter aufgestellten Schweden. Während Ericsson den Umsatzrückgang auf 2 % begrenzen konnte, musste Nokia auf Proforma-Basis (inkl. Alcatel-Lucent) einen Erlösknick von 9 % hinnehmen. Während das Kerngeschäft mit Telekom-Netztechnik Einnahmen von 5,18 Mrd. Euro erzielte (-8 %), brach die noch kleine Sparte Technologies, wo im wesentlich die Patente von Nokia gebündelt sind, um 27 % ein. Der Kartendienstleister Here war im Vorjahr verkauft und bereits dekonsolidiert worden.Dagegen konnte Nokia die in der Branche vielbeachtete Bruttomarge um 250 Basispunkte auf 39,4 % ausbauen, bei Ericsson war diese um 1,1 Prozentpunkte auf 33 % abgesackt wegen der Ertragsschwäche im Service-Geschäft. Operativ gelang Nokia in bereinigter Rechnung (Non-IFRS) ein Ertragssprung um ein Viertel auf 345 Mill. Euro, was allerdings zum großen Teil auf Einsparungen bei Forschung und Entwicklung zurückgeht. Die bereinigte operative Marge landete konzernweit bei 6,2 %. Im Gesamtjahr soll sie im Kerngeschäft mit Netzen über 7 % erreichen. 2015 hatte Nokia hier entsprechend eine Rendite von 10,9 % erzielt. Unterm Strich stand im Berichtsquartal ein dicker Verlust von 613 Mill. Euro, den Nokia mit Merger bedingten Kosten und einer “nachteiligen regionalen Geschäftsentwicklung” begründete. Gegenläufig wirkte sich ein Steuerertrag über 200 Mill. Euro aus. Im Gesamtjahr rechnet Nokia mit einer Steuerquote von über 40 %. Um die Ertragskraft zu stärken, kündigte Nokia an, ihr Sparprogramm schneller voranzutreiben und zu verschärfen. Die Anleger stuften die Aktie dennoch um 7,6 % auf 4,64 Euro zurück. Das Papier hat binnen sechs Monaten rund 30 % verloren.Der angekündigte Stellenabbau in dem neu entstandenen Konzern habe bereits begonnen. Die Synergien sollen jetzt die ursprünglich avisierten 900 Mill. Euro bis Ende 2018 übertreffen und schneller erzielt werden, wie Konzernchef Rajeev Suri betonte. Hart getroffenDer Manager zeigte sich indes “enttäuscht” über den Umsatzverfall. Die Sparanstrengungen können die Nachfrageschwäche am Markt nicht ausgleichen. Nokia rechnet im laufenden Turnus insgesamt mit einem Einnahmerückgang, weil insbesondere bei Mobilfunknetzen ein anhaltend “herausforderndes Umfeld” zu erwarten sei. Das trifft den Konzern, der sich vor einigen Jahren im Rahmen einer durchgreifenden Rosskurs von zahlreichen Aktivitäten getrennt und auf mobile Breitbandnetze fokussiert hat, besonders hart, auch wenn das Portfolio nun durch die Übernahme von Alcatel-Lucent wieder breiter geworden ist. Die Sparte “Ultra Broadband Networks”, auf die Nokia einst besondere Hoffnungen gesetzt hatte, büßte im ersten Quartal 12 % Umsatz ein. Als Stütze wirkte dagegen das Geschäft mit optischen Netzen – eine Perle, die die Franzosen mitgebracht haben. Getroffen wurden die Finnen im Netzwerkbereich hauptsächlich von der Schwäche im nordamerikanischen Markt, wo die Telekommunikationskonzerne ihre Ausgaben nach einer Investitionsphase zurückfahren. Die Nachfrageschwäche in einem der wichtigsten Märkte trifft vor allem Nokia und Ericsson, die dort hohe Marktanteile haben, während die preisaggressiven chinesischen Wettbewerber Huawei und ZTE dort aus sicherheitspolitischen Gründen nicht Fuß fassen.Für die Herausforderungen der Integration von Alcatel-Lucent ist Nokia indes mit einer prall gefüllten Kasse gut gerüstet. Sie schwoll gegenüber Jahresende 2015 um 471 Mill. Euro auf 8,2 Mrd. Euro an.