Telekomausrüster

Nokia stemmt Milliardenzukauf

Nokia schlägt binnen 24 Stunden gleich mit zwei Deals zu: mit einem Milliardenzukauf in Amerika und dem Verkauf von ASN in Frankreich.

Nokia stemmt Milliardenzukauf

Nokia dreht M&A-Rad mit Schwung

Zwei Deals in 24 Stunden – Milliardenzukauf von Infinera folgt Verkauf von ASN

hei Frankfurt

Der finnische Telekomausrüster Nokia stärkt sein Geschäft mit Optical Networks durch die Akquisition des US-Wettbewerbers Infinera. Dieser wird in der Transaktion mit 2,3 Mrd. Dollar bewertet, ein Plus von 28% auf den Schlusskurs von Infinera am 26. Juni. 70% des Kaufpreises sollen in bar und 30% in Aktien abgegolten werden. Nokia stärkt damit ihr Geschäft in Nordamerika, wo das Unternehmen zuletzt deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen musste und auch speziell gegenüber dem schwedischen Rivalen Ericsson den Kürzeren zog.

Strategische Kehrtwende

Die Aktie zog in Helsinki um 1,8% an. Konzernchef Pekka Lundmark erklärte, es sei „der rechte Zeitpunkt für diesen inorganischen Schritt“. Seit 2021 hatte Nokia die Investoren darauf eingestimmt, im Wesentlichen organisch vorankommen zu wollen. Das Aktienrückkaufprogramm solle trotz der Übernahme beschleunigt werden, hieß es in der Mitteilung. Der Konzern hatte sich in den Jahren zuvor teilweise in zu vielen Geschäftsbereichen verzettelt und hatte im Kerngeschäft technologisch den Anschluss verloren. Zudem lief das Unternehmen jüngst in eine Marktschwäche hinein. Im ersten Quartal waren die Einnahmen um 40% abgesackt. Die Nachfrage nach neuer Netztechnik im Mobilfunk ist global schwach. Nokia hat auch bereits mit einem Sparprogramm gegengesteuert.

Komplementäres Portfolio

Infinera macht 60% vom Umsatz in Nordamerika. Insgesamt sei das Portfolio in hohem Maße komplementär, ebenso wie die geografische Ausrichtung und die Beschäftigten. Frederico Guillen, Chef der Infrastructure-Sparte von Nokia, bezeichnete die Logik der Transaktion als „unwiderstehlich“. Nokia stärke damit ihr Infrastrukturgeschäft um 75%.

Das Unternehmen hatte unmittelbar zuvor bekannt gegeben, sich aus ASN (Alcatel Submarine Networks) zurückzuziehen. Die Beteiligung, die keine Beziehung zum Kerngeschäft hat und einen Restposten aus dem Portfolio der von Nokia übernommenen AlcatelLucent darstellt, wird auf einen Enterprise Value von 350 Mill. Euro taxiert. Die Finnen üben eine Put-Option aus und stoßen ASN an den französischen Staat ab. In der Übergangzeit, bis zum geplanten Exit-Zeitpunkt, werde Nokia 20% der Anteile noch behalten und auch einen Sitz im Board, wird mitgeteilt. Mit Beginn des zweiten Quartals soll ASN als nicht fortgeführtes Geschäft im Reporting erscheinen.

Mit der Transaktion fallen bei Nokia den Angaben zufolge rund 1 Mrd. Euro Umsatz weg. Die operative Marge soll jedoch um 100 bis 150 Basispunkte steigen. Dies beeinflusse jedoch nicht die am 18. April ausgegebene Konzernprognose. Für den französischen Staat, der sich nach gründlichen Abwägungen als „bestmöglicher Käufer“ erwiesen habe, geht es darum, die kritische Infrastruktur in seinem Einflussbereich zu haben. ASN ist marktführend bei Unterseekabeln. Der Deal dürfte sich bis 2025 hinziehen.

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