Netzwerkausrüster

Nokias Turnaround gewinnt an Tempo

Nokia stellt eine Anhebung seiner Jahresprognose in Aussicht. Die Aktie der Technologie-Ikone, die in jüngster Zeit wiederholt auch als Übernahmekandidat gehandelt wurde, schoss daraufhin kräftig nach oben.

Nokias Turnaround gewinnt an Tempo

hei Frankfurt

Nokia fasst mit der von CEO Pekka Lundmark eingeleiteten Turnaround-Strategie immer besser Tritt. Wie der Telekomausrüster mitteilt, ist das zweite Quartal, über das am 29. Juli berichtet wird, sehr gut gelaufen. Deshalb stellte der Rivale von Ericsson und Huawei eine Anhebung seiner Jahresprognose in Aussicht, allerdings ohne weitere Details zu nennen. Die Aktie der finnischen Technologie-Ikone, die in jüngster Zeit wiederholt auch als Übernahmekandidat gehandelt wurde, schoss um 8% auf 4,96 Euro in die Höhe. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit schon um fast die Hälfte an Wert zugelegt. Die Marktkapitalisierung liegt bei 27,9 Mrd. Euro. Nokia-Titel stechen damit deutlich die des schwedischen Konkurrenten Ericsson aus, die seit Anfang des Jahres ein Fünftel gewonnen haben.

Nokia hatte bisher Jahresumsätze von 20,6 bis 21,8 Mrd. Euro in Aussicht gestellt sowie einen positiven Cash-flow. Die bereinigte operative Marge sollte zwischen 7 und 10% landen. Außerdem versprach das Unternehmen eine Rendite auf das eingesetzte Kapital von 10 bis 15%.

Lundmark, der die Führung des angeschlagenen Telekomausrüsters im vergangenen August vom langjährigen CEO Rajeev Suri übernommen hat, ließ wissen, dass Nokia mit der in drei Phasen eingeteilten strategischen Neuausrichtung gut vorankomme. Das Ziel bleibe „nachhaltiges und profitables Wachstum“ sowie die Technologieführerschaft im Kerngeschäft mit Netzen. In der ersten Jahreshälfte habe sich gezeigt, dass Nokia „in einer Reihe von Märkten“ geschäftlich sehr stark gewesen sei bei gleichzeitig erfolgreicher Kostenkontrolle, so Lundmark, der das Unternehmen einer scharfen Rosskur unterzogen hat.

Scharfe Rosskur

Im März hat der stark durch Übernahmen wie insbesondere die des Wettbewerbers Alcatel-Lucent ge­wachsene Konzern den Abbau von 10000 Stellen angekündigt, um die Kosten zu drücken und gleichzeitig Spielräume für Forschungs- und Entwicklungsausgaben zu gewinnen. Lundmark räumte ein, dass Nokia weiter mit Gegenwind in der zweiten Jahreshälfte rechne. Dennoch biete die Leistung aus dem ersten Halbjahr eine gute Grundlage für das Gesamtjahr, betonte er.

Nokia rührt damit die Trommel für eine Aufholjagd beim neuen Mobilfunkstandard 5G, bei dem das Unternehmen technisch und operativ ins Hintertreffen geraten war. Infolgedessen waren nicht nur Marktanteile im chinesischen Markt verloren gegangen, sondern auch im wichtigen US-Markt, wo der langjährige Großkunde Verizon sich dem Newcomer Samsung zuwandte.

Als Hauptgrund für den Anschlussverlust galt ein mangelnder Fokus im Netzwerkgeschäft aufgrund von zahlreichen kleineren Akquisitionen, mit denen Nokia sich in Wachstumsfeldern wie E-Health zu positionieren hoffte. Die Strategie zahlte sich indes nicht aus. Zugleich hatten die Finnen schwer zu kauen an der Integration des ursprünglich größeren Konkurrenten Alcatel-Lucent, die viele Ressourcen band.