Automobilindustrie

Nomura erwartet global schnellere Elektrifizierung

Die Elektrifizierung der Automobilindustrie schreitet schneller voran als gedacht. Kurz nach den Analysten der UBS haben auch die Branchenbeobachter von Nomura ihre Prognose für den weltweiten E-Auto-Absatz 2021 und die Folgejahre nach oben korrigiert. Für Plug-in-Hybride sieht es weniger rosig aus.

Nomura erwartet global schnellere Elektrifizierung

scd Frankfurt

Noch macht das Auto mit reinem Verbrennerantrieb das Gros des weltweiten Autoabsatzes aus. Doch erwarten immer mehr Analysten, dass Ottomotor und Selbstzünder schon in wenigen Jahren echte Exoten in den Ausstellungsräumen der Autohäuser sein werden. Die Analysten der japanischen Finanzholding Nomura haben ihre Prognosen für den globalen E-Auto-Absatz kräftig nach oben geschraubt und erwarten nun, dass 2030 bereits 53% der weltweiten Neuzulassungen elektrifiziert (BEV, PHEV und Hybride) sein werden – sechs Prozentpunkte mehr als vor einem halben Jahr.

Bereits 2021 rechnen die Japaner mit einem globalen E-Auto-Absatz von knapp 3,5 Millionen Fahrzeugen. Das ist eine halbe Million mehr als nach der alten Prognose. Mitte des Jahrzehnts dürften die batteriebetriebenen Autos (BEVs) dann einen Jahresabsatz von 9,3 Millionen Stück erzielen – 1,8 Millionen mehr als bislang angenommen – und Ende des Jahrzehnts gut 21 Millionen (+6,5 Millionen) weltweit.

Allerdings gehen die Branchenbeobachter nicht davon aus, dass der Absatzerfolg ausschließlich zulasten der Verbrenner geht. Die Auslieferungsprognose für Plug-in-Hybride (PHEVs) wurde für 2021 um 60000 Stück auf 1,55 Millionen gesenkt. 2025 wird mit gut 3 Millionen PHEVs nun eine Million weniger in Aussicht gestellt als bislang angenommen. Hier dürfte sich auch die unlängst verkündete stärkere Festlegung der deutschen Premiumhersteller BMW und Daimler auf den Ausbau ihres BEV-Angebots spiegeln. Zudem wird milden Hybriden ein besseres Abschneiden zugetraut als den Zwittern.

Geringere Strafen erwartet

Nomura zufolge funktioniert die Anpassung der traditionellen Hersteller an die strengeren CO2-Flottenemissionsgrenzen in der EU besser als befürchtet. Hatten die Analysten vor sechs Monaten noch mit branchenweiten Strafzahlungen von 10,2 Mrd. Euro aufgrund verfehlter Grenzwerte gerechnet, so gehen sie nun nur noch von 2,9 Mrd. Euro für alle Hersteller aus. Ab dem kommenden Jahr sollte die Industrie dann besser als die Zielwerte der EU liegen und diese auch bei den kommenden Verschärfungen 2025 und 2030 nicht reißen (siehe Grafik).

In den USA erwartet Nomura zwar eine langsamere Elektrifizierung als in Europa, hat aber auch da die Erwartungen angehoben. Mitte des Jahrzehnts sollten im US-Markt 1,4 Millionen BEVs abgesetzt werden und Ende des Jahrzehnts gut 3 Millionen. Für Europa geht Nomura von 2,4 Millionen bzw. 4,4 Millionen und in China von 4 Millionen bzw. 9,3 Millionen Stück aus. Das entspräche in China dann einem Marktanteil von fast 30%. In Europa wären rein batterieelektrische Autos sogar bei über 30%. Noch schneller wird das Wachstum der BEVs nur in Südkorea prognostiziert. Bis 2030 dürften in der Heimat von Hyundai und Kia schon mehr als 60% der Neuzulassungen rein elektrisch angetrieben sein, geht aus der Studie hervor.

Warnzeichen für Tesla

Sollte es so kommen, sind das nicht unbedingt gute Nachrichten für den Elektroauto-Primus Tesla. Mit dem Aufkommen des Wettbewerbs durch klassische Autobauer hat der Pionier 2020 kräftig Marktanteile eingebüßt. In Europa schrumpfte sogar der Model-3-Absatz, während sich das Gesamtmarktvolumen für E-Autos mehr als verdoppelte (siehe Tabelle).

Meistverkaufte E-Autos
in Europa*
RangModell20202019
1 (2)Renault Zoe10061047259
2 (1)Tesla Model 38272794110
3 (–)VW ID.355850
4 (3)Hyundai Kona4297819606
5 (4)Audi E-Tron3479018261
alle Marken745684360164
*) Europäische Union und Efta
Quelle: NomuraBörsen-Zeitung