Nordex stärkt Liquidität mit Konsortialkredit
ste Hamburg – Der Windturbinenbauer Nordex hat von einer Gruppe europäischer Banken einen revolvierenden Konsortialkredit über 350 Mill. Euro erhalten, der zu 90 % durch den Bund sowie Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg garantiert wird. “Mit der Kreditlinie sichern wir uns gegen die Auswirkungen auf unser operatives Geschäft und verbleibende Unsicherheiten durch die Covid-19-Pandemie ab”, erklärte Nordex-Finanzvorstand Christoph Burkhard. Im Mai hatte das in Hamburg ansässige SDax-Unternehmen angekündigt, staatliche Unterstützung im Rahmen des Corona-Bürgschaftsprogramms der Bundesregierung vorsorglich zu beantragen, um die Liquidität zu stärken. Damals hatte Nordex mit Verweis auf Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auch die Prognose für das Geschäftsjahr 2020 zurückgezogen, die unter anderem einen Umsatzsprung auf 4,2 bis 4,8 (i. V. 3,3) Mrd. Euro sowie ein operatives Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 160 Mill. bis 240 (123,8) Mill. Euro vorsah (vgl. BZ vom 6. Mai).Infolge der weltweiten staatlichen Beschränkungen und Maßnahmen infolge der Pandemie verwies der Windkraftanlagenbauer nach “erheblichen Unterbrechungen und Anpassungen in wesentlichen Teilen des Geschäfts” wie der Beschaffung und Produktion auf nicht zuverlässig abzuschätzende mögliche weitere Konsequenzen für Lieferkette, Produktion und Projektabwicklung bzw. Installationen. Wie Mitte Juli bekannt wurde, schrumpfte der Auftragseingang im zweiten Quartal auf Projekte mit einer Leistung von 888 Megawatt (MW) nach 2 003 MW im gleichen Vorjahresabschnitt sowie 1 644 MW in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Am vergangenen Montag hatte Nordex den Verkauf des europäischen Projektentwicklungsportfolios für gut 400 Mill. Euro an den Energieversorger RWE bekanntgegeben (vgl. BZ vom 4. August). Dieser soll im vierten Quartal vollzogen werden und mit Blick auf das geplante weitere Wachstum die Bilanz stärken. Der neue Betriebsmittelkredit stärkt ebenfalls die Liquidität, erhöht aber auch die Verschuldung. Ende März kam der Konzern auf eine Cash-Position von 432 Mill. Euro, die Nettoverschuldung lag bei 156 Mill. Euro.Die staatlichen Sicherheiten für den Kredit teilen sich der Bund einerseits und die Bundesländer Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern andererseits je zur Hälfte. Der Anteil der Länder bemisst sich an der Zahl der Beschäftigten – in Mecklenburg-Vorpommern, wo Nordex in Rostock einen Produktionsstandort für Rotorblätter und Turbinen hat, kommt das Unternehmen auf 1 615 Vollzeitarbeitsplätze, in Hamburg, dem Sitz der Hauptverwaltung, sind es 813. Insofern entfällt auf Mecklenburg-Vorpommern der höhere Anteil der Länderbürgschaften, den die Landesregierung in Schwerin Ende Juli mit rund 116 Mill. Euro bezifferte.Die Kreditlinie von 350 Mill. Euro, die eine Laufzeit bis Ende April 2022 hat, wird von einem Konsortium bereitgestellt, an dem BBVA, BNP Paribas, Commerzbank, Crédit Agricole, HSBC Trinkaus & Burkhardt, Intesa Sanpaolo, Unicredit, Nord/LB sowie Rabobank beteiligt sind. Über die Verzinsung sowie über etwaige Auflagen, an die Kredit und Bürgschaft geknüpft sind, machte Nordex am Freitag keine Angaben. Der Windturbinenbauer, der am kommenden Donnerstag seinen Halbjahresbericht vorlegt, will im Rahmen der Finanzberichterstattung über weitere Details der Transaktion informieren.