Verkaufspläne beflügeln Norma-Aktienkurs
Norma will Wassersparte verkaufen
Konzentration auf Kerngeschäft Verbindungstechnologie – CEO Grandi läutet Abschied vom Konglomerat ein
Die Norma Group will sich stärker auf das Kerngeschäft mit Verbindungstechnologie konzentrieren und plant den Verkauf des Wassergeschäfts. Der erwartete „signifikante“ Verkaufserlös soll laut CEO Guido Grandi vor allem in den Ausbau des Industriegeschäfts fließen. An der Börse wurden die Pläne honoriert.
lis Frankfurt
Der Autozulieferer und Verbindungstechnikspezialist Norma Group aus Maintal will sich von seinem Geschäft mit Produkten für die Wasserindustrie trennen. Der Vorstand habe beschlossen, einen Prozess zum Verkauf der globalen Geschäftsaktivitäten der strategischen Geschäftseinheit Water Management einzuleiten, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit. Die Norma Group wolle sich noch stärker auf ihr Kerngeschäft als Marktführer für Verbindungstechnologie fokussieren. Die Mitteilung kam an den Märkten gut an, das Norma-Papier verteuerte sich zeitweise um 20% auf 14,50 Euro.
Durch die Abspaltung des Wassergeschäfts können Ressourcen und Kapazitäten für weiteres Wachstum in den Geschäftsbereichen Industry Applications und Mobility & New Energy freigesetzt werden, betont Vorstandschef Guido Grandi im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. In diesen Bereichen sei es leichter, synergetisches Potenzial zu heben: Es handelt sich vielfach um ähnliche oder identische Produktgruppen, die in denselben Werken produziert werden können. Zu den Produkten zählen Metallschellen, Rohrkupplungen, Kunststoffsteckverbinder, Leitungssysteme und weitere Verbindungselemente.
Durch die Konzentration aufs Kerngeschäft „wollen wir mehr als Industrial Power House wahrgenommen werden und weniger als Konglomerat“, so Grandi, der hofft, dass sich damit auch der Konglomeratsabschlag erledigt haben wird, mit dem die Aktie derzeit belegt wird. Der Kurs leidet indes auch unter der Krise der Autoindustrie, in den vergangenen Monaten ging es von über 19 Euro auf 12 Euro abwärts. Das Unternehmen aus Maintal kommt auf eine Marktkapitalisierung von knapp 450 Mill. Euro.
Die Geschäftseinheit Water Management erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 weltweit einen Umsatz in Höhe von rund 300 Mill. Euro, was rund einem Viertel des Konzernumsatzes von rund 1,2 Mrd. Euro entspricht. In dem Segment wird laut Grandi eine Ebit-Marge von 15 bis 20% erzielt, genaue Zahlen nennt die Norma Group nicht. Der erwartete „signifikante“ Verkaufserlös – die Rede ist von möglichen Multiples von 20 – soll vor allem für Investitionen in die Industriesparte genutzt werden, um unter anderem das Dienstleistungsgeschäft in dieser Sparte zu stärken.
Auch bei Industry Applications sei eine Marge von 15 bis 20% möglich, so Grandi, „aber dafür haben wir noch einige Hausaufgaben zu erledigen.“ Ziel bleibe es, die Abhängigkeit vom Automotive-Geschäft zu reduzieren. Derzeit erzielt die Norma Group noch knapp 60% der Umsätze mit der Autoindustrie, künftig sollen es nur noch 40% sein. Um den Bereich Industry Applications auszubauen, „reicht organisches Wachstum nicht“, so der Norma-CEO.
„Dauer und Ergebnis offen“
Eine Trennung vom Wassergeschäft bedeute für das Unternehmen nicht den Abschied von den weltweiten Megatrends, betont Grandi. „Wir bedienen auch im Kerngeschäft Verbindungstechnologie Megatrends, etwa durch unsere Produkte für die E-Mobilität.“ Gerade wird mit dem Luftfahrtkonzern Airbus über einen großen Auftrag verhandelt.
Der Prozess zur Trennung von der Wassersparte steckt laut Grandi noch in einer sehr frühen Phase und ist in „Dauer und Ergebnis offen“. Es wurden noch keine Berater mandatiert und es gibt noch keinen detaillierten Zeitplan. Mögliche Interessenten könnten „Marktbegleiter aus den USA, aber auch Private Equity-Investoren sein.“