Norwegian droht das Aus
hei Frankfurt – Dem Low Cost Carrier Norwegian Airways droht das Aus. Die norwegische Regierung will der stark angeschlagenen Gesellschaft nicht mit weiterer finanzieller Hilfe unter die Arme greifen. Sie sieht die von Norwegian erbetene weitere Unterstützung in Milliardenhöhe nicht als “vernünftige Verwendung” von Steuergeldern an. Der norwegische Staat habe die Luftfahrt im Land mit insgesamt 14 Mrd. nkr (1,3 Mrd. Euro) gestützt. Außerdem drohe bei weiteren Stützungsmaßnahmen eine Wettbewerbsverzerrung, heißt es in Oslo. Auch SAS hat indes Staatshilfen erhalten. Aktie bricht einDie Norwegian-Aktie stürzte in der Spitze um über 30 % ab und ging mit -13,2 % auf 0,55 nkr aus dem Handel. Per Ende August verfügte die Airline über liquide Mittel von 5 Mrd. nkr, hatte aber bereits durchblicken lassen, dass diese Reserven nicht ausreichen, um die Coronakrise zu überstehen. Das Unternehmen hatte 3 Mrd. nkr staatlich besicherte Kredite bekommen und außerdem eine Kapitalerhöhung durchgezogen. Zuvor mussten die Aktionäre allerdings einem Tausch von Schulden in Aktien zustimmen.Norwegian, die durch einen rasanten Expansionskurs auch auf der Langstrecke einen hohen Schuldenberg aufgehäuft hatte, wurde durch die beispiellose Krise der Branche infolge der Corona-Pandemie bereits zu radikalen Maßnahmen gezwungen. Zeitweise stand praktisch die gesamte Flotte am Boden. 8 000 Beschäftigte – 80 % der Belegschaft – mussten gehen.Airline-Chef Jacob Schram bezeichnet die Absage der Regierung als “Schlag ins Gesicht”. Er verwies darauf, dass andere Fluggesellschaften von ihren Heimatstaaten milliardenschwere Rettungspakete erhalten hätten. Das Unternehmen stehe nun vor einer unsicheren Zukunft. Analysten rechnen bereits im Januar mit einer Insolvenz.Tatsächlich haben zahlreiche Airlines staatliche Unterstützung erhalten, nicht nur die Lufthansa, die vor der Krise profitabel war, sondern auch die ewig defizitäre Alitalia. Europas größter Billigflieger Ryanair, der sich bei der Inanspruchnahme von Staatshilfe bisher zurückgehalten hat, kritisiert die “wettbewerbsverzerrenden” Hilfen scharf. Der Konzern hat angekündigt, gegen die auch von der EU genehmigten Beihilfen zu klagen.