Pharmaindustrie

Novartis gibt Startschuss für Sandoz-Abspaltung

Der Pharmakonzern Novartis treibt seine Pläne zur geplanten Abspaltung der Generikasparte Sandoz voran. Die Generikasparte soll sowohl an der Schweizer Börse als auch über ein ADR-Programm an der Börse in New York notiert werden. Es dürfte der am höchsten bewertete reine Generika-Konzern werden.

Novartis gibt Startschuss für Sandoz-Abspaltung

Novartis gibt Startschuss für Sandoz-Abspaltung

Listing der Generika-Tochter am 4. Oktober geplant – Börsenwert von 40 Mrd. sfr erwartet

Reuters Zürich

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis macht ernst mit dem vorerst letzten großen Schritt seines fast zehn Jahre dauernden Konzernumbaus: Die Generika-Tochter Sandoz soll am 4. Oktober über ein Listing an der Schweizer Börse Six abgespalten werden, wie der Arzneimittelhersteller aus Basel am Freitag mitteilte.

Mit einem Börsenwert von 40 Mrd. sfr dürfte Sandoz der größte Neuzugang an der Schweizer Börse seit vielen Jahren werden. Der Wert, der vorerst nur theoretisch ist und nach Handelsbeginn noch sinken könnte, ergibt sich aus dem Tauschverhältnis: Die Novartis-Aktionäre erhalten für je fünf bestehende Titel eine Sandoz-Aktie.

Mit der Trennung von dem vergleichsweise margenschwachen Geschäft mit Nachahmermedikamenten und Biosimilars treibt Novartis ihre Ausrichtung auf den lukrativen Bereich mit patentgeschützten Arzneimitteln voran. Gemessen am Umsatz will der Konzern fast ein Fünftel seines Geschäfts abstoßen. Ein Analyst sagte, er habe für Sandoz zuvor mit einem Wert von 16 bis 20 Mrd. sfr gerechnet. "Ich kann mir die Diskrepanz zum Wert, den Novartis veranschlagt, nicht erklären."

Aktionäre müssen zustimmen

Bevor Sandoz auf das Börsenparkett kann, muss Novartis noch mehrere Hürden überwinden. Die Aktionäre müssen am 15. September auf einer außerordentlichen Generalversammlung dem Spin-off zustimmen. Zudem müssen die Behörden grünes Licht für die Börsennotierung geben. Novartis plant neben dem Listing an der Six auch, in den USA Hinterlegungsscheine (ADRs) anzubieten.

"Novartis ist zuversichtlich, dass der Spin-off im besten Interesse aller Aktionärinnen und Aktionäre ist und einen europäischen Champion und weltweit führenden Anbieter von Generika und Biosimilars sowie eine stärker fokussierte Novartis schaffen wird", heißt es in der Mitteilung. 2022 steigerte Sandoz den Umsatz währungsbereinigt um 4% auf 9,25 Mrd. Dollar und erzielte eine bereinigte Ebitda-Marge von 20,6%. Weit lukrativer war die Hauptsparte Innovative Medicines mit 36,9%. Sandoz stellte ihren künftigen Aktionären Anfang Juni steigende Gewinne und Dividenden in Aussicht.

Sandoz wird voraussichtlich der am höchsten bewertete reine Hersteller von Nachahmermedikamenten weltweit sein. Der US-Konkurrent Viatris kommt auf eine Marktkapitalisierung von knapp 14 Mrd. Dollar, die israelische Teva – Mutter des deutschen Pharmaunternehmens Ratiopharm – auf 10 Mrd. Dollar. Gemessen am Umsatz ist Teva der größte Hersteller von Arzneien mit abgelaufenem Patentschutz, gefolgt von Sandoz und Viatris.

Sandoz war eine der beiden Vorgängerfirmen von Novartis. Der Pharmariese ging im Jahr 1996 aus dem Zusammenschluss des Unternehmens mit dem Pharma- und Chemiekonzern Ciba-Geigy hervor. 2003 reaktivierte der damalige Novartis-Konzernchef Daniel Vasella die Marke Sandoz für das Generika-Geschäft des Konzerns, der mit vielen Zukäufen zu einem der am breitesten aufgestellten Gesundheitsunternehmen der Welt wurde.

Positive Resonanz

"Die Abspaltung von Sandoz ist der richtige Weg für Novartis", sagte ein Fondsmanager. Er begrüße jede Maßnahme, die helfe, dass sich der Konzern auf patentgeschützte Wirkstoffe konzentrieren könne. Auch für Sandoz sei die Abspaltung der richtige Schritt. Sandoz müsse jetzt nicht mehr um Aufmerksamkeit kämpfen in einem großen Konzern, sondern werde zu einem Marktführer in einer Nische. "Bei Alcon hat die Unabhängigkeit Kräfte freigesetzt", erklärte er.