Pharmakonzern

Novartis schluckt Biotechfirma Anthos

Für bis zu 3,1 Mrd. Dollar übernimmt der Pharmakonzern Novartis die US-Firma Anthos. Der Deal ist eine Wette auf das Medikament Abelacimab zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern.

Novartis schluckt Biotechfirma Anthos

Novartis schluckt Biotechfirma Anthos

Reuters Zürich

Der Pharmakonzern Novartis verstärkt seine Pipeline von Herz-Kreislauf-Medikamenten mit einer potenziell milliardenschweren Akquisition. Für zunächst 925 Mill. Dollar erwirbt das Schweizer Unternehmen die US-Biotechfirma Anthos Therapeutics. Mögliche Anpassungen und erfolgsabhängige Zahlungen könnten Novartis nach eigenen Angaben weitere bis zu 2,15 Mrd. Dollar kosten. Die Transaktion soll in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen werden, teilte der Pharmakonzern mit.

Das am weitesten fortgeschrittene Medikament der in Boston ansässigen Anthos ist Abelacimab zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern. Es befindet sich in der spätklinischen Phase-III-Entwicklung. „Abelacimab ist ein potenzielles First-in-Class-Medikament, das einen wirksameren und sichereren Ansatz zur Vorbeugung von Thrombosen und Schlaganfällen verspricht als die derzeitigen Behandlungsstandards“, sagte David Soergel, Leiter des Bereichs Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen von Novartis.

Zurückhaltung an der Börse

An der Börse schlug die Akquisition keine großen Wellen, die Novartis-Aktien notierten praktisch auf dem Vortagesniveau. Die Kommentare von Analysten fielen zurückhaltend aus. „Der nun getätigte Zukauf bringt einen Hoffnungsträger unter das Konzerndach, wirft aber auch die Frage auf, wie es denn so mit der hauseigenen Forschungsabteilung steht“, erklärte Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank. Er verwies auf die Übernahme der deutschen Biotechfirma Morphosys im vergangenen Jahr, die Novartis schlussendlich teuer zu stehen kam. Auch Laurent Flamme von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) äußerte sich vorsichtig: „Ob Wirksamkeit und akzeptable Blutungsrate erreicht werden, ist aus unserer Sicht keinesfalls sicher.“

Der Kauf von Anthos passt indes in die von Novartis ausgerufene Strategie: Der Bereich Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen ist eines von vier Standbeinen des Pharmariesen aus Basel. Seine Forschungs- und Entwicklungspipeline will der Konzern zudem mit kleineren, ergänzenden Zukäufen ausbauen. Anthos wurde 2019 vom Finanzinvestor Blackstone mit Unterstützung von Novartis gegründet. Die Schweizer vergaben damals die Lizenz für Abelacimab an die US-Biotechfirma. Novartis hält eigenen Angaben zufolge bereits eine kleine, nicht offengelegte Beteiligung an Anthos.