Pharmaindustrie

Novartis-Tochter Sandoz greift Roche-Blockbuster an

Sandoz, die auf Nachahmermedikamente spezialisierte No­vartis-Tochter, lanciert den Angriff auf die Herceptin-Franchise des Lokalrivalen Roche. Der Zulassungsantrag für Trastuzumab sei bei der zuständigen US-Gesundheitsbehörde FDA eingereicht...

Novartis-Tochter Sandoz greift Roche-Blockbuster an

dz Zürich

Sandoz, die auf Nachahmermedikamente spezialisierte No­vartis-Tochter, lanciert den Angriff auf die Herceptin-Franchise des Lokalrivalen Roche. Der Zulassungsantrag für Trastuzumab sei bei der zuständigen US-Gesundheitsbehörde FDA eingereicht worden, teilte Sandoz mit. Herceptin wurde in den 1990er Jahren als erste biologische Antikörper-Therapie gegen Brustkrebs entwickelt. Die Therapie wirkt im Vergleich zur unspezifischen Chemotherapie zielgenau. Mit Herceptin machte Roche 2019 rund 6 Mrd. sfr Umsatz. Ab Mitte 2018 kam es zu Einführungen von Nachahmerprodukten in Europa und Japan. Doch Roche verstand es mit Hilfe einer neuen, patentgeschützten Darreichungsform, die Billigkonkurrenz noch etwas auf Distanz zu halten. Trotzdem hat Herceptin in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres mit 2,1 Mrd. sfr 32% weniger Umsatz eingespielt.

Trastuzumab ist eine Koproduktion von Sandoz und dem taiwanesischen Medikamentenentwickler und Lohnhersteller Eirgenix. In dem Kooperationsvertrag hat sich Sandoz die globalen Vermarktungsrechte mit Ausnahme von Taiwan und China gesichert. Sandoz hatte bereits 2017 erfolgreich eine Kopie des Roche-Blockbusters Rituxan/Mathera lanciert. Auch diese Krebstherapie hatte Roche 2019 noch fast 5 Mrd. sfr in die Kasse gespült. In den ersten neun Monaten 2021 lagen die Verkäufe noch bei 2 Mrd. sfr (–41%).

Die dritte große biologische Krebs-Franchise Avastin, welche die Roche-Forscher in den neunziger Jahren in den kalifornischen Labors der damaligen Genentech entwickelt hatten, wird seit Mitte 2019 ebenfalls von billigeren Nachahmertherapien konkurrenziert. Sandoz erzielte in den ersten neun Monaten 2021 einen Umsatzzuwachs mit Biosimilars von 10% auf 1,6 Mrd. Dollar. Die biologischen Generika erreichten per Ende September 23% des Sandoz-Umsatzes von 7,1 Mrd. Dollar. Novartis prüft die Zukunft von Sandoz. Zu den Optionen gehört ein Verkauf der Tochter oder eine separate Börsennotierung via Spin-off.