Novartis verschärft nochmals das Tempo

Diovan-Konkurrenz in USA lässt auf sich warten

Novartis verschärft nochmals das Tempo

dz Zürich – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat die Wachstumsdynamik im dritten Quartal überraschenderweise nochmals gesteigert. Der Umsatz hat im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresabschnitt um 4 % beziehungsweise wechselkursbereinigt sogar um 6 % zugenommen. In der ersten Jahreshälfte war das Unternehmen noch deutlich langsamer unterwegs.Die Wachstumsbeschleunigung war möglich, weil die schon seit September des vergangenen Jahres erwartete Generika-Konkurrenz für den Blutdrucksenker Diovan im US-Markt immer noch nicht eingetroffen ist. Der indische Generikahersteller Ranbaxy bekundet Qualitätsprobleme mit seinem für die Diovan-Herstellung vorgesehenen Produktionswerk in Indien. Novartis rechnet für das laufende Jahr nur noch mit einem Umsatzverlust von 2,3 Mrd. Dollar infolge Generikakonkurrenz. Im Juli war noch von einem erwarteten Umsatzverlust von 2,7 Mrd. Dollar und im Januar sogar von 3,5 Mrd. Dollar die Rede.Diovan trug im Neunmonatsabschnitt immer noch 2,7 Mrd. Dollar ( – 17 % zu konstanten Wechselkursen) zum Konzernumsatz bei. Damit ist das Präparat weiterhin der zweitstärkste Umsatzträger hinter dem Leukämiemedikament Gleevec (3,5 Mrd. Dollar). Während die Diovan-Konkurrenz ausbleibt, beschleunigt sich das Wachstumstempo der Medikamente der jüngeren Generation (nicht älter als fünf Jahre). Im dritten Quartal betrug das Wachstum dieser Medikamentengruppe 17 % und sie steuerten damit bereits 32 % zum Konzernumsatz bei.Inzwischen rechnet Novartis für das Gesamtjahr mit einem Umsatzwachstum im unteren bis mittleren Prozentbereich, nachdem anfänglich gar kein Wachstum und später ein Wachstum im unteren Prozentbereich prognostiziert worden war. Beim operativen Kernergebnis, also dem betrieblichen Gewinn unter Ausschluss von Sonderpositionen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte, erwartet Novartis nun eine Zahl auf Vorjahreshöhe oder darüber. In der letzten Prognose war von einem Rückgang um bis zu etwa 5 % die Rede.Obwohl Novartis selber betont, dass die Diovan-Konkurrenz bloß aufgeschoben ist, nahmen die Investoren die überraschend guten Zahlen und kurzfristigen Aussichten mit Genugtuung zur Kenntnis. Die Aktien legten in einem starken Gesamtmarkt um fast 2 % auf 69,25 sfr zu. Zeitweise notierten die Papiere 3 % über den Vortageswerten.Auf positives Echo dürfte auch der Umstand gestoßen sein, dass die Zugkraft des Konzerns auch in den anderen Divisionen zugenommen hat. Der Generikahersteller Sandoz steigerte den Volumenabsatz im dritten Quartal um 17 % und konnte damit die Preiserosion von 6 % bei einem Quartalsumsatz von 2,3 Mrd. Dollar mehr als kompensieren. Die Impf- und Diagnostikdivision schaffte im Berichtsquartal wenigstens operativ den Weg zurück in die schwarzen Zahlen. Vor allem aber hat auch Alcon wieder mehr Schwung bekommen und die Verkäufe im dritten Jahresabschnitt um 6 % zu konstanten Wechselkursen auf 2,5 Mrd. Dollar erhöht.Die jüngste Qualitätsinspektion im Lincoln-Werk in Nebraska ist nach Aussagen von Konzernchef Joe Jimenez sehr gut verlaufen. Durchblicken ließ Jimenez ferner, dass er in Zukunft auch keine weiteren Integrationskosten für die 2011 akquirierte Alcon erwartet.