Nucera-IPO im Fahrwasser von Porsche denkbar
Von Annette Becker, Köln
Offiziell äußert sich Thyssenkrupp nicht zu den Spekulationen um die wieder aufgelebten Pläne zum Börsengang der Wasserstofftochter Nucera, die Anlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff plant und baut. Den Bericht des Fachportals „Dealreporter“ wolle man nicht kommentieren, gibt sich die Pressestelle schmallippig. Dealreporter hatte geschrieben, der Startschuss für das Initial Public Offering (IPO) könne in der neuen Woche fallen.
Erst im Juni hatten die Essener den geplanten Börsengang mit Verweis auf das Marktumfeld ganz offiziell auf Eis gelegt. Zugleich wurde versichert: „Ein Börsengang ist aber unverändert die bevorzugte Option, um von den Wachstumsaussichten des Geschäfts als einer der weltweiten Technologieführer für Anlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff zu profitieren.“ Das Börsenumfeld hat sich seither nicht unbedingt aufgehellt. Im Gegenteil: Die Folgen des Ukraine-Kriegs für die Weltwirtschaft in Form von explodierenden Energiepreisen, Inflations- und Rezessionssorgen treten immer deutlicher zutage. Die Aktienmärkte sind hochgradig verunsichert, abzulesen am Volatilitätsindex, der sich über der für Börsengänge kritischen Marke von 20 Punkten bewegt.
Geändert hat sich das Klima für Börsengänge allerdings insofern, als VW Anfang der Woche den Teilbörsengang der Sportwagentochter Porsche losgetreten hat. Mit einem Emissionsvolumen von bis zu 10 Mrd. Euro könnte es hierzulande der größte Börsengang seit dem IPO der Deutschen Telekom 1996 werden. Im Vergleich dazu nimmt sich das für Nucera geplante Volumen von bis zu 600 Mill. Euro – auf diese Größenordnung avisiert Thyssenkrupp den Emissionserlös – überschaubar aus. Das Material für den Börsengang soll aus einer Kapitalerhöhung stammen, um den eingeschlagenen Wachstumskurs zu finanzieren. Die Anteile der Altaktionäre Thyssenkrupp (66 %) und De Nora (34 %) würden entsprechend verwässert. Inwieweit auch die Altaktionäre partizipieren würden, bliebe abzuwarten. Die Mehrheit an Nucera reklamiert Thyssenkrupp aber auch nach einem Börsengang für sich.
Erfolgen könnte der Börsengang auf Basis der Zahlen für die ersten neun Monate für das im September ablaufende Geschäftsjahr. Diese hatte Thyssenkrupp im August publiziert. Die Zahlen belegen das auf Wachstum ausgelegte Geschäftsmodell. Während der Auftragseingang in der Berichtszeit auf 1,2 (i.V. 0,3) Mrd. Euro hochschnellte, gab das operative Ergebnis um ein Viertel auf 14 Mill. Euro nach. Das lag einerseits an höheren F&E-Ausgaben und dem Ausbau der Organisation. Andererseits sind darin auch Kosten im Zusammenhang mit dem geplanten Börsengang enthalten.
Ermutigende Signale gibt es auch vom Venture-Partner De Nora, der selbst Ende Juni den Börsengang wagte. Zwar musste der italienische Wasserstoffspezialist den unteren Rand der Preisspanne akzeptieren, doch hat sich die Aktie mittlerweile um fast 20 % befestigt. Im Streubesitz befindet sich knapp ein Fünftel des Grundkapitals, die Gründerfamilie De Nora hält die Mehrheit.