Obacht beim Synergieeffekt

Studie: Sieben von zehn Unternehmen überschätzen Einsparpotenzial bei M & A

Obacht beim Synergieeffekt

Bei einem der Hauptmotive für Unternehmenszusammenschlüsse und Übernahmen, dem Heben von Synergien, kommt die Beratungsgesellschaft Bain & Company zu einem ernüchternden Ergebnis. Die Mehrzahl der Firmen überschätze die Einsparpotenziale. Bain plädierte dafür, realistische Ziele zu setzen.sck München – Viele Übernahmen und Firmenzusammenschlüsse (Mergers & Acquisitions, M & A) bringen nicht die erhofften Resultate. M & A-Transaktionen scheitern oftmals an zu hoch gesteckten Erwartungen des beteiligten Managements. Was mittlerweile im Wirtschaftsleben allgemein bekannt ist, hat die Unternehmensberatung Bain & Company jetzt im Detail analysiert. Auf Basis von Daten zu rund 22 000 Unternehmen kommt die Beratungsgesellschaft in einer Studie zu dem Ergebnis, dass “Synergieeffekte bei M & A-Transaktionen oftmals überschätzt” werden. Das belege der Abgleich der in M & A-Meldungen genannten Synergieeffekte mit den tatsächlichen Zusammenhängen zwischen zunehmender Größe und Kostenstruktur in verschiedenen Branchen. Unwissen statt StrategieBislang herrschte die Meinung vor, dass die Manager hohe Synergieeffekte vor allem zur Rechtfertigung des Kaufpreises vor ihren Aktionären nutzen. Oftmals könnten sie die Einsparpotenziale aber gar nicht genau beziffern, weiß Bain. Das führe tendenziell dazu, dass die Unternehmen zu ambitionierte Erwartungen hätten und die Vorteile einer Transaktion falsch einschätzten. Das hat gravierende Folgen. Nur Fehler bei der Due Diligence haben nach Auffassung von Bain noch größeren Einfluss auf den Erfolg einer Übernahme. “Den meisten Unternehmen fehlt bei einer Übernahme ein klares Verständnis, in welchem Maß und in welcher Form sie von der neuen Größe profitieren können”, sagt auch Dirk Vater, Partner bei Bain und verantwortlich für die M & A-Praxisgruppe im deutschsprachigen Raum. “Sie setzen sich oft zu ambitionierte Ziele. Damit sind spätere Enttäuschungen programmiert.” Banken besonders anfälligDie Ergebnisse der Bain-Untersuchung sind auch im Detail entsprechend ernüchternd: Sieben von zehn Unternehmen überschätzten demnach die Kostensynergien und andere erwarteten Vorteile von M & A-Aktivitäten. Nur 5 % der Unternehmen zeichneten ein realistisches Bild, während 20 % bei den Erwartungen zu tief stapelten. Als besonders anfällig für gravierende Fehleinschätzungen dieser Art identifiziert Bain die Kreditwirtschaft und das produzierende Gewerbe. Fast vier Fünftel überschätzten die Synergiepotenziale einer M & A-Transaktion.In der Telekommunikationsbranche ist dies nach Angaben von Bain nur bei zwei Fünfteln der untersuchten Unternehmen der Fall, obgleich die Erwartungen in Bezug auf Synergien auch hier insgesamt hoch seien. Das liege an den hohen Fixkosten in dieser Branche. Ein anderes Extrem ist der Studie zufolge der Einzelhandel, der sehr dezentral strukturiert ist. Daher verbiete es sich, in dieser Branche bei Übernahmen zu stark auf Größenvorteile zu setzen.Als gelungenes Beispiel für eine Übernahme nannten die Berater den weltgrößten Brauereikonzern AB Inbev, der 2008 aus der Fusion von Anheuser-Busch und Inbev hervorgegangen ist. Innerhalb von drei Jahren nach der Übernahme stieg das operative Ergebnis (Ebitda) des Bierbrauers durch Synergien um 17 %. Im Durchschnitt konnten Konsumgüterhersteller ihr operatives Ergebnis nach einer Transaktion laut Bain lediglich um 3 % verbessern.Der Erfolg von Unternehmen wie AB Inbev beruht laut Bain zumeist auf drei Faktoren. Erstens würden die erfolgreichen Käufer schon im Vorfeld einer Transaktion herausarbeiten, wo sich die größten Synergien heben lassen und Best-Practice-Ansätze maximale Wirkung zeigen. Sie würden zweitens Benchmark-Analysen und die Kenntnis branchenspezifischer Skaleneffekte nutzen, um realistische Ziele für die Hebung von Synergien zu formulieren. Drittens verbinde die meisten Erfolgsbeispiele, dass die Unternehmen die Umbruchsituation beim Zusammenschluss nutzen würden, um Synergien dann auch zügig zu heben. Carpe diemM & A-Transaktionen seien heute ein integraler Bestandteil der Wachstumsstrategie vieler Unternehmen, sagte Vater. Bei der Vorbereitung und Umsetzung von Übernahmen lasse sich aber noch einiges verbessern. “Es geht vor allem darum, mögliche Synergien frühzeitig zu erkennen und konsequent zu nutzen.”