hip London – Der britische Internet-Lebensmitteleinzelhändler Ocado hat im ersten Halbjahr von den Ängsten vor der Coronavirus-Pandemie profitiert. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilte, wuchs ihr Umsatz in den sechs Monaten per Ende Mai um mehr als ein Viertel auf 1,0 Mrd. Pfund. “Die Welt, wie wir sie kannten, hat sich verändert”, sagte Ocado-Chef Tim Steiner. “Das Resultat von Covid-19 ist, dass sich Jahre des Wachstums im Online-Einzelhandel binnen Monaten vollzogen.” Ein Zurück werde es dabei nicht geben. Dem Statistikamt ONS zufolge erreichte der Anteil der im Internet getätigten Käufe am Gesamtumsatz des Einzelhandels zuletzt rund ein Drittel. Bei Lebensmitteln liegt er zwar deutlich darunter. In den vergangenen Monaten verdoppelte sich allerdings dem Unternehmen zufolge die Online-Penetration.”Langfristig ist das ein echter Katalysator für Wachstum”, konstatierte Sophie Lund-Yates, Analystin Hargreaves Lansdown. Der Wechsel zum Online-Shopping sei “keine Eintagsfliege”. Die Zahl der “aktiven” Kunden ging zwar um 14 % zurück. Das lässt sich allerdings durch den Fokus auf die loyalsten Kunden sowie auf solche, die wegen der Pandemie auf eine Belieferung mit Lebensmitteln angewiesen sind, erklären. Das operative Ergebnis (Ebitda) im britischen Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft stieg auf 46 (i.V. 24) Mill. Pfund. Die Ebitda-Marge verbesserte sich um 150 Basispunkte auf 4,5 %. Nahezu alle (97 %) Lieferungen erreichten die Kunden im vereinbarten Zeitfenster. Lediglich 4 % der bestellten Produkte müssten mangels Verfügbarkeit substituiert werden. Der Broker Peel Hunt wertete die Daten als “Visitenkarte für künftige Deals”.Das Unternehmen bringt sein britisches Retail-Geschäft in ein Joint Venture mit Marks & Spencer ein und führt fortan deren Produkte.Die Logistiksparte Ocado Solutions bietet ihre Dienste anderen Lebensmitteleinzelhändlern an und hat bereits neun Partner in aller Welt für die Ocado Smart Platform (OSP) gewonnen, die zusammen 210 Mrd. Pfund umsetzen. Trotz Pandemie brachte sie zwei automatisierte Lieferzentren in Frankreich (Groupe Casino) und Kanada (Sobeys) früher als geplant an den Start. Die vom Segment International Solutions in Rechnung gestellten Gebühren stiegen um 58 % auf 74 Mill. Pfund.Investitionen, höhere Kosten und die beschleunigte Amortisation der OSP-Software sorgten dafür, dass am Ende ein Minus unter dem Strich stand. Allerdings wurde der den Aktionären zuzurechnende Verlust auf 57 (148) Mill. Pfund eingedämmt.