Oetker verabschiedet sich aus der Schifffahrt

Familienkonzern verkauft Hamburg Süd an Mærsk Line - Kartellbehörden müssen noch grünes Licht geben

Oetker verabschiedet sich aus der Schifffahrt

Die Oetker-Gruppe trennt sich 80 Jahre nach ihrem Einstieg von ihrer Reederei Hamburg Süd. Käufer ist der dänische Weltmarktführer unter den Linienschifffahrtsgesellschaften, Mærsk Line. Mit der Transaktion, die noch das grüne Licht der Kartellwächter braucht, setzt sich die in diesem Jahr beschleunigte Branchenkonsolidierung fort.ste Hamburg – Die Oetker-Gruppe gibt ihr Schifffahrtsgeschäft auf und verkauft die Hamburg-Süd-Gruppe an Mærsk Line aus Kopenhagen. Nach intensiven Gesprächen mit mehreren interessierten Parteien wurde ein Vorvertrag mit dem Branchenführer unter den Containerreedereien geschlossen, wie das Bielefelder Familienunternehmen mitteilte. Ein Kaufpreis steht noch nicht fest. Details im April 2017In den nächsten Wochen werde parallel zur Due-Diligence-Prüfung ein Kaufvertrag verhandelt. Da der Verkauf danach von zahlreichen Kartellbehörden unter anderem in China, Südkorea, Australien, den USA und der EU genehmigt werden muss, sei davon auszugehen, dass die Übernahme frühestens Ende 2017 wirksam werden kann. Mærsk Line teilte mit, weitere Details der Akquisition seien Anfang des zweiten Quartals 2017 zu erwarten.Spekulationen über einen Verkauf hatten sich in den vergangenen Tagen verdichtet (vgl. BZ vom 26. November). Als potenzielle Käufer waren neben Mærsk Line auch die Nummern 3 und 4 der Branche, die französische CMA CGM sowie Cosco aus China, im Gespräch. Allerdings waren den Dänen die größten Chancen eingeräumt worden. Verwiesen wurde auf die aktuellen finanziellen Ressourcen und darauf, dass CMA CGM und Cosco noch die Übernahme der Singapur-Reederei APL bzw. den Zusammenschluss mit China Shipping zu verarbeiten hätten.Die größte deutsche Containerreederei Hapag-Lloyd, die noch 2013 Fusionsverhandlungen mit Hamburg Süd führte, galt nicht als potenzieller Kaufinteressent. Bis Jahresende wollen sich die Hamburger, derzeit weltweit die Nummer 6 unter den Containerschifffahrtsgesellschaften, mit dem Branchenzehnten UASC aus Dubai zusammenschließen. Zudem stärkte sich Hapag-Lloyd erst Ende 2014 mit dem Erwerb des Containergeschäfts der chilenischen CSAV im Lateinamerikaverkehr. Auf den Nord-Süd-Routen hat Hamburg Süd ihre Stärken.Mit dem Verkauf der Hamburg-Süd-Gruppe, zu der in Brasilien auch der Carrier Aliança gehört, trennt sich die Oetker-Gruppe von fast der Hälfte ihrer Umsatzerlöse, die 2015 bei rund 12,2 Mrd. Euro lagen. Das Unternehmen erklärte, Hamburg Süd habe sich zwar verglichen mit ihren Wettbewerbern in einem von Überkapazitäten und hohen Verlusten gekennzeichneten Markt gut behauptet. So sei die Reederei deutlich über dem Markt gewachsen und habe die Ausdehnung ihres Netzwerks sowie der Schiffs- und Containerflotte weitgehend aus dem eigenen Cash-flow finanziert.Allerdings müsse man zur Kenntnis nehmen, dass die aktive Teilnahme an der gegenwärtigen Branchenkonsolidierung einen noch höheren Kapitalbedarf erfordern würde. Dies würde zudem “den Risikoausgleich innerhalb der Oetker-Gruppe empfindlich stören”. Daher habe man sich zum Verkauf der Reederei entschlossen. Mærsk Line sei “der ideale Partner”, um das Geschäftsmodell von Hamburg Süd zu bewahren und weiterzuentwickeln. “Meilenstein” für die DänenMærsk-Line-Chef Søren Skou, der seit Juni auch an der Spitze des Mutterkonzerns A.P. Møller-Mærsk steht, versicherte, dass Hamburg Süd und Aliança als separate Marken fortbestehen sollen. Auch an der Organisation und am Management will Mærsk festhalten. Kunden von Hamburg Süd und Aliança blieben auch in Zukunft Kunden von Hamburg Süd und Aliança. Skou bezeichnete die geplante Übernahme als einen “Meilenstein in der Geschichte von Mærsk Line”. Im September hatte die Reederei angekündigt, ihren Marktanteil organisch auszubauen und auch durch Akquisitionen wachsen zu wollen.Das Schifffahrts- und Ölkonglomerat A.P. Møller-Mærsk will sich künftig auf das Transport- und Logistikgeschäft konzentrieren und sich von der Ölsparte trennen (vgl. BZ vom 23. September). Unbestätigten Berichten zufolge spricht der Konzern bereits mit der ebenfalls dänischen Dong Energy über einen Zusammenschluss ihrer jeweiligen Öl- und Gasgeschäfte.In einer Telefonkonferenz sagte Mærsk-Chef Skou, man werde keine Unternehmensteile etwa aus dem Energiebereich verkaufen, um die Übernahme von Hamburg Süd zu finanzieren. Geplant sei eine Cash-Transaktion. Skou stellte “signifikante” Kostensynergien im Zuge der Übernahme in Aussicht. Hamburg Süd, bislang als einzige der zehn größten Reedereien nicht Mitglied einer Schifffahrtsallianz, soll Teil des 2M-Bündnisses der beiden Markführer Mærsk Line und MSC (Italien) werden.Mit der Übernahme der siebtgrößten Containerreederei Hamburg Süd, die über 130 Containerschiffe mit einer Stellplatzkapazität von 625 000 TEU (Zwanzig-Fuß-Äquivalente-Einheit) verfügt, zementiert Mærsk Line ihren führenden Platz in dem Sektor. Der globale Kapazitätsanteil erhöht sich um 2,9 % auf 18,6 %. Die gemeinsame Flotte wächst auf 741 Containerschiffe, die Containerkapazität steigt auf rund 3,8 Mill. TEU.