Offshore-Markt für Hubschrauber zieht wieder an
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Nach der Covid-Krise und der Schwäche des Marktes für Kunden aus der Öl- und Gasindustrie befindet sich die Hubschraubersparte von Airbus weiter im Aufwind. Die Bestellungen entwickelten sich sehr positiv, sagte Airbus-Helicopters-Programmchef Matthieu Louvot der Börsen-Zeitung am Rande einer Presseveranstaltung. „Wir spüren auch, dass das Interesse für den Offshore-Markt zurückkehrt.“
Nachdem Kunden aus der Öl- und Gasindustrie ihre Investitionen in den Jahren vor Ausbruch der Covid-Pandemie wegen der niedrigen Ölpreise zurückgefahren hatten, denken sie nun über die Erneuerung ihrer veralteten Flotten nach.
Auch im VIP- und Corporate-Bereich läuft es laut Louvot gut, vom Militärgeschäft ganz zu schweigen. Für den Hubschrauberbauer, der vor 30 Jahren aus dem Zusammenschluss der Helikoptersparten der französischen Aérospatiale und Dasa aus Deutschland entstand, hat es zuletzt an Gewicht gewonnen.
So hat das Unternehmen letztes Jahr 56% seines Umsatzes im Militärbereich gemacht und 44% im Zivilgeschäft. Unter anderem hat Frankreich Ende 2021 für seine Streitkräfte 169 Exemplare der Militärversion des neuen Modells H160 bestellt. In den ersten neun Monaten 2022 hat sich der Umsatz der Airbus-Hubschraubersparte um 9% auf 4,52 Mrd. Euro erhöht. Das bereinigte Ebit betrug 380 Mill. Euro.
Die Bestellungen legten um 33% auf 246 zu, so dass sich der Auftragsbestand Ende September auf 792 Bestellungen belief, 21% mehr als ein Jahr zuvor. 2021 kam Airbus Helicopters auf insgesamt 414 Netto-Bestellungen und 338 Auslieferungen.
Die Produktion gehe hoch, habe aber angesichts der Probleme der Zuliefererkette Mühe, der steigenden Nachfrage hinterherzukommen, sagt Louvot. Die Zulieferer leiden unter der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt. Dazu kommt die durch den Ukraine-Krieg und Covid-Restriktionen in China ausgelöste mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen, Chips und anderen Komponenten. Die Situation dürfte sich nächstes Jahr verbessern, meint der Airbus-Helicopters-Programmchef. Das Programm, das vermutlich am stärksten unter den Problemen der Zuliefererkette leidet, ist der NH90, an dessen Herstellerkonsortium NH Industries Airbus Helicopters die Mehrheit hält.
Wegen mangelnder Verfügbarkeit in voll einsatzfähiger Konfiguration und Verspätungen bei den Lieferungen hat Norwegen im Juni den Auftrag für 14 NH90-Transporthubschrauber gekündigt, die Rückgabe der 13 ausgelieferten Maschinen angekündigt und die Rückzahlung von rund 500 Mill. Euro gefordert.
Das schwedische Militär hat ebenfalls empfohlen, die 20 Exemplare des NH90, die es noch im Dienst hat, bis 2030 auszumustern. Natürlich hoffe Airbus Helicopters, dass sich Schweden anders entscheide, sagte Louvot. Der Auftragsbestand des Programms belaufe sich noch immer auf über 100 Bestellungen.