Ohrfeige der Aktionäre für Bastei Lübbe

Hauptversammlung entlastet Vorstand nur mit knapper Mehrheit - Neuer Aufsichsrat gewählt - Aktienkurs knickt ein

Ohrfeige der Aktionäre für Bastei Lübbe

cru Düsseldorf – Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate mit dem Rücktritt des kompletten Aufsichtsrats und einer vom Wirtschaftsprüfer KPMG erzwungenen Bilanzkorrektur haben die Aktionäre des Kölner Verlags Bastei Lübbe dem Vorstand in der Hauptversammlung eine schallende Ohrfeige erteilt. Das Abstimmungsergebnis zur Entlastung des Vorstands fiel am späten Mittwochabend äußerst knapp aus.Nur 28 % der Stimmen des gesamten Grundkapitals wurden gültig abgegeben. Davon stimmten nur 60 % für die Entlastung des Vorstands. Zum Zeitpunkt der Abstimmung waren beim Aktionärstreffen rund 68 % des Grundkapitals vertreten. Das Abstimmungsergebnis zur Entlastung des zurückgetretenen Aufsichtsrats fiel mit ganz ähnlichen Zahlen vergleichbar schlecht aus. Das Unternehmen, das nur mühsam seinen Weg in die Digitalisierung findet und gerade erst die Gewinnwende geschafft hat, befindet sich zu 33 % in Streubesitz. Hauptaktionärin mit ebenfalls 33 % ist Birgit Lübbe, Witwe des Verlagserben Stefan Lübbe.Weitere Großaktionäre sind die Allianz mit 10 %, die Familie Roggen mit 9 % und Lazard mit 3 %. Obskure GeschäfteBastei Lübbe hatte der Londoner Firma Blue Sky 2015 die Mehrheit an der E-Book-Plattform Oolipo und zudem eine Beteiligung am Spieleentwickler Daedalic verkauft. Der vereinbarte Kaufpreis hatte dem Verlag erlaubt, den Bilanzwert der verbliebenen Anteile aufzustocken. Doch konstatierte KPMG später, dass Bastei Lübbe aufgrund diverser Rechte, die sich aus dem Kaufvertrag ergaben, seit März 2015 die Verfügungsgewalt über Blue Sky besaß und daher samt Beteiligungen voll zu konsolidieren hatte. Daraufhin musste die Bilanz korrigiert werden.”Es war kein leichtes Jahr für uns, aber wir sind nun gut aufgestellt, haben die richtige Strategie und gute Produkte. Und dies werden wir auch in den Ergebnissen der nächsten Jahre sehen”, sagte Vorstandschef Thomas Schierack in der Hauptversammlung. In der folgenden Generaldebatte stand jedoch die Wahl des neuen Aufsichtsrats im Mittelpunkt.Der komplette dreiköpfige Aufsichtsrat hatte im August überraschend seinen Rücktritt angekündigt. “In den vergangenen Wochen hat der Aufsichtsrat den Eindruck gewonnen, dass die Voraussetzung für eine ordnungsgemäße Wahrnehmung des Mandats nicht mehr gegeben ist”, ließ sich Chefkontrolleur Dr. Friedrich Werle (64) damals in einer Mitteilung zitieren. Zur Hauptversammlung traten jetzt Werle sowie Prof. Dr. Michael Nelles und Prof. Dr. Gordian Hasselblatt ab.Gemäß dem Antrag der Tagesordnung wurden Robert Stein, Geschäftsführer der Arcana Capital GmbH, sowie Rechtsanwalt Prof. Dr. Friedrich L. Ekey, Professor an der Rheinischen Fachhochschule in Köln für Wirtschaftsrecht, und Dr. Mirko Alexander Caspar, Managing Director von Mister Spex, für die Zeit bis zum Ablauf der Hauptversammlung, die über die Entlastung des Aufsichtsrats für das am 31. März 2018 endende Geschäftsjahr beschließt, gewählt. In einer anschließenden konstituierenden Sitzung ist laut Mitteilung des Unternehmens vorgesehen, Robert Stein als Vorsitzenden des neuen Aufsichtsrats zu wählen. “Bastei Lübbe ist ein spannendes Unternehmen mit nachhaltigem Wachstumspotenzial”, erklärte Stein. Dividende findet MehrheitMit großer Mehrheit stimmte die Hauptversammlung einer Dividende von 0,10 Euro pro Aktie zu. Von dem Bilanzgewinn in Höhe von 2,5 Mill. Euro zahlt die Gesellschaft insgesamt 1,3 Mill. Euro als Dividende an die Aktionäre aus.Der Aktienkurs von Bastei Lübbe reagierte am Donnerstag mit einem Minus von 5 % auf 5,63 Euro. Der Börsenwert des Unternehmens hat sich damit binnen eineinhalb Jahren um ein Viertel auf 74 Mill. Euro verringert.