OMV und Verbund kommen sich näher

Beilegung eines Streits im Gasgeschäft ermöglicht Energie-Kooperation

OMV und Verbund kommen sich näher

wb Frankfurt – Der österreichische Stromversorger Verbund und der Öl- und Gaskonzern OMV aus Wien begraben das Kriegsbeil und wollen enger kooperieren. An eine kapitalmäßige Verflechtung, wie vor zehn Jahren geplant, ist nicht gedacht. Nach der Beilegung des Streits mit einer OMV-Tochter erhöht der Verbund seine Ergebnisprognose.Es ging in dem Zwist zwischen dem OMV-Ableger Econgas und dem Verbund um Gaslieferungen für das Kraftwerk Mellach. Das bringt dem Verbund einen einmaligen Sondergewinn durch die Auflösung von Rückstellungen. Das Konzernergebnis soll 2016 nun 370 Mill. Euro betragen statt wie bisher angesagt 270 Mill. Euro. Der bereinigte Gewinn wird unverändert mit 290 Mill. Euro prognostiziert. Auch die Prognose für das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) erhöht der Verbund: von 840 Mill. Euro auf 960 Mill. Euro, wie mitgeteilt wird. Über Details der Vereinbarungen wurde Stillschweigen vereinbart, es werde aber nicht mehr zu den gleichen Konditionen Gas geliefert, heißt es. Der Verbund werde nun eine 2013 eingebrachte Klage bei dem Kartellgericht zurückziehen. Auch die OMV kann durch die Einigung einen substanziellen Ergebnisbeitrag verbuchen. Staat ist dabeiAn der OMV ist der Staat mit 31,5 % über die Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH beteiligt. Am Verbund hält die Republik 51 %. Im Frühjahr 2006 hatten beide Konzerne eine Fusion vereinbart. Ziel war seinerzeit eine “Fusion als gleichberechtigte Partner im Verhältnis ihrer Marktkapitalisierung 60 : 40″. Um Energie vom Bohrloch bis zur Steckdose bieten zu können, offerierte OMV damals 13,1 Mrd. Euro für den Verbund. Das Platzen des Vorhabens auf politischer Ebene stieß indessen auf den Beifall der Investoren. Aktuell bringen die gehandelten Verbund-Aktien 4,75 Mrd. Euro auf die Waage, OMV ist rund 8,2 Mrd. Euro schwer.Nach Bereinigung des Gasstreits wollen beide Seiten nun langfristige Kooperationen auf operativer Ebene prüfen. Im Zentrum der Zusammenarbeit sollen neben Stromlieferungen innovative Energiedienstleistungen wie Flexibilisierungskonzepte für Stromerzeugung und -bedarf sowie gemeinsame Aktivitäten zum Thema Wasserstoff stehen.”Grüner” Wasserstoff wird mittels Elektrolyse aus regenerativen Energiequellen wie Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie erzeugt und bietet diverse Einsatzmöglichkeiten: als Industrierohstoff, Treibstoff für Mobilität sowie Energiespeicherung, um die volatile Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auszugleichen. Der Verbund hatte erst in diesem Juli eine ähnliche Kooperation mit dem größten österreichischen Stahl- und Autozuliefererkonzern Voestalpine vereinbart. Diese sieht neben Stromlieferungen auch Fotovoltaikprojekte und eine gemeinsame Wasserstoff-Forschung vor.