Online-Boom schiebt Nike an
Reuters/dpa-afx Chicago/München/New York – Der weltgrößte Sportartikelkonzern Nike hat dank eines boomenden Online-Geschäfts in der Coronakrise die Trendwende geschafft. Der Umsatz schrumpfte im ersten Quartal 2020/21 (per Ende August) nur marginal auf 10,6 Mrd. Dollar, weil das Geschäft im Internet um 82 % nach oben schnellte, wie der größere Adidas-Konkurrent in der Nacht zum Mittwoch mitteilte. In Europa haben sich die Online-Umsätze sogar mehr als verdoppelt. “Digital ist die neue Normalität. Der Verbraucher ist heute digital verwurzelt, und das wird sich schlicht nicht mehr ändern”, zeigte sich Vorstandschef John Donahoe überzeugt. Niedrigere Verwaltungskosten brachten Nike einen Nettogewinn von 1,52 Mrd. Dollar, 11 % mehr als ein Jahr zuvor.Nike-Aktien schnellten angesichts der überraschend guten Zahlen nachbörslich nach oben und zogen am Mittwoch auch die Wertpapiere der Konkurrenten Adidas und Puma mit. Die großen Sportartikelhersteller hatten im Frühjahr mit wochenlang geschlossenen Läden zu kämpfen, Lagerbestände türmten sich bei den Zulieferern oder in den Geschäften. In Lateinamerika haben wegen der dort wütenden Corona-Pandemie immer noch nicht alle Sportgeschäfte wieder geöffnet. Und selbst wo sie offen sind, kommt meist noch weniger Kundschaft, wie Nike einräumte. Im Quartal von März bis Mai hatte Nike einen Verlust von 790 Mill. Dollar ausgewiesen.Doch die weltweite Nummer 1 hat sich schnell auf die neuen Verhältnisse eingestellt. Der Verkauf über das Internet machte zuletzt rund ein Drittel des Gesamtumsatzes aus. Die Lagerbestände lägen noch 15 % über dem Vorjahresniveau, seien aber 9 % niedriger als im vierten Quartal.Mit Blick auf das gesamte Geschäftsjahr zeichnete Finanzchef Matt Friend ein optimistisches Bild: Der Umsatz werde um einen hohen einstelligen oder sogar einen niedrigen zweistelligen Prozentsatz zulegen, wobei er in der ersten Jahreshälfte noch auf der Stelle treten werde. Analysten trauten Nike im Schnitt bisher nur ein Plus von knapp 6 % zu. Die Marge werde aber davon abhängen, welcher Teil der Lagerbestände sich nur verbilligt im Fabrikverkauf losschlagen lasse. Friend hofft auf eine stabile Bruttomarge. In China zog der Umsatz dank Online- und Fabrikverkäufen bereits im ersten Quartal um 6 % an, in Europa um 5 %. Erwartungen übertroffenFür J.P. Morgan hat sich Nike mit der Aussage “Niemand kann unser Tempo mitgehen” unbestreitbar optimistisch gezeigt. Daher hebt die US-Bank ihre Schätzungen für den Sportartikelkonzern an. Jefferies hebt hervor, dass Nike in den Monaten Juni bis August die Erwartungen klar geschlagen habe. Dazu beigetragen hätten der Großhandel auf dem Heimatmarkt, eine beeindruckende Erholung in Lateinamerika sowie weitere Fortschritte auf den europäischen Märkten. Das Zahlenwerk von Nike lasse auch für Adidas und Puma höhere Schätzungen erwarten.