Online-Händler JD.com lässt an der Börse Federn

Alibaba-Rivale verfehlt Wachstumsprognosen

Online-Händler JD.com lässt an der Börse Federn

nh Shanghai – Dem chinesischen Online-Handelsriesen JD.com gelingt es auch mit der jüngsten Ergebnisvorlage für das dritte Quartal nicht, die Bedenken der Wall-Street-Anleger hinsichtlich einer schwindenden Dynamik im chinesischen Konsummarkt zu zerstreuen. Die Nummer 2 im chinesischen E-Commerce-Geschäft hinter der Alibaba Group verzeichnet mit einem Anstieg der Erlöse um 25 % auf 104,8 Mrd. Yuan (rd. 13,3 Mrd. Euro) zwar ein kräftiges Wachstum, dennoch wurden die Erwartungen der Analysten nicht ganz erfüllt.Auch mit der Prognose für ein Umsatzwachstum zwischen 18 und 23 % im Schlussquartal 2018 bleibt JD.com hinter der Konsensschätzung der Experten bei 24 % zurück. Seit dem vergangenen Jahr sind die Wachstumsraten bei JD.com, die zur Dekadenmitte noch bei knapp 60 % gelegen hatten, immer deutlicher zurückgekommen. Ergebnisseitig verzeichnet JD.com zwar einen kräftigen Sprung beim Gewinn nach Steuern von 1 auf 3 Mrd. Yuan, allerdings beruht dies im Wesentlichem auf Bewertungsgewinnen für Beteiligungen. Dabei profitierte JD.com von einer Fair-Value-Adjustierung im Zusammenhang mit dem Börsengang einer Online-Plattform für Luxusartikel namens Farfetch.An der New Yorker Nasdaq-Börse halten die Marktteilnehmer weiterhin den Daumen nach unten. Seit Wochenbeginn haben die Titel nochmals gut 8 % verloren und im bisherigen Kalenderjahr fast die Hälfte ihres Wertes eingebüßt, während der Konkurrent Alibaba im gleichen Zeitraum nur etwa 11 % hinten liegt. Die schwache Performance der JD.com ist dabei von einem besonderen “Risikofaktor” geprägt, die mit der Person des Gründers und Großaktionärs Richard Liu zusammenhängt. Ermittlungen laufenLiu war im Sommer bei einem Aufenthalt in den USA eines sexuellen Übergriffs bezichtigt worden, durfte nach vorübergehender Festnahme aber wieder nach China ausreisen. Gegenwärtig laufen noch Ermittlungen bei US-Instanzen, die in eine förmliche Anklage münden könnten. Angesichts der dominierenden Rolle, die Liu bei JD.com spielt, sehen die Anleger in dem weiteren Werdegang des Verfahrens ein erhebliches Risiko für die weitere Steuerung des Konzerns, das sich in einem Aktienkursmalus niederschlägt.Liu selbst betont, dass JD.com nach einer besonders intensiven Investitionsphase im laufenden Jahr ab 2019 wieder mit höheren Erträgen rechnen könne. Auch erwarte man, beim Kundenwachstum über dem Branchendurchschnitt zu liegen und entsprechend Marktanteile zuzulegen. Im Septemberquartal war die Zahl der jährlich aktiven Nutzer um 8,6 auf 305 Millionen zurückgegangen. Dies bedeutet die erste Schrumpfung seit dem IPO 2014.