Online-Händler wachsen rasant

Verband: Margen wegen Preistransparenz unter Druck - Datenschutz-Richtlinie ein "Riesenproblem"

Online-Händler wachsen rasant

Obwohl die Online-Händler weiterhin rasant expandieren, geraten ihre Gewinnmargen wegen der hohen Preistransparenz im weltweiten Netz immer häufiger unter Druck. Zudem befürchtet die Branche Umsatzeinbrüche, wenn Brüsseler Pläne für eine neue Datenschutzrichtlinie unverändert in Kraft treten sollten.ge Berlin – Obwohl auch der Online-Handel unter der Konjunkturschwäche leidet, zeigen sich E-Commerce-Anbieter weiterhin zuversichtlich. “Nur manchmal gibt es ein kleines Schäfchenwölkchen am ansonsten blauen Himmel”, sagte Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels (BVH) bei der Erläuterung einer Händlerumfrage.Danach erwarten fast drei Viertel aller Befragten, dass die Bestellungen in den nächsten zwölf Monaten weiter steigen. Da jedoch die Wettbewerbsintensität aufgrund der hohen Preistransparenz deutlich zunehme, berichtet fast ein Drittel der Online- Händler von sinkenden Gewinnen. Vor allem für kleinere Händler werde es schwieriger, beobachtet Siebo Woydt, Geschäftsführer der Creditreform-Tochter Boniversum, die die Untersuchung im Auftrag des BVH durchgeführt hatte. Bei im Internet vergleichbaren Preisen könnten Kosten nur über eine verbesserte Logistik oder große Stückzahlen reduziert werden. Gleichwohl gebe es immer wieder neue kleine Anbieter, die sehr erfolgreich in Nischen tätig seien.Insgesamt bezifferte Wenk-Fischer den Anteil des interaktiven Handels plus Online-Dienstleistungen (wie das Buchen von Reisen, Bahn- oder Konzerttickets sowie das Herunterladen von Musik) auf 11,5 % des gesamten Einzelhandelsvolumens – deutlich mehr als beim reinen Einkauf von Einzelhandelswaren (siehe Tabelle).Führende Einzelhändler hierzulande hätten verglichen mit den USA einen enormen Rückstand im Online- Geschäft. Während in Nordamerika unter den Top 100 der E-Commerce- Anbieter 43 Handelsketten seien, sei in Deutschland kein einziger der führenden stationären Einzelhändler unter den 100 umsatzstärksten “Onlinern”. Allerdings ändere sich dieses bisherige Ignorieren des Internets momentan großflächig, beobachtet Wenk-Fischer – was weiter rasch steigende Anteile des Online-Handels erwarten lässt. Auf Dauer dürfte rund ein Drittel des Einzelhandels online abgewickelt werden, glaubt der BVH-Geschäftsführer.Als “Riesenproblem” bezeichnete Wenk-Fischer die drohende Datenschutzrichtlinie aus Brüssel. Da diese ausdrückliche Einwilligungen der Kunden für Werbeaktionen oder für das Einholen von Bonitätsbeurteilungen vorsieht, seien bei einem Inkrafttreten dieser Regelungen Einbrüche im Handel absehbar – “ein Kauf auf Rechnung wird dann nur noch mit sehr, sehr großen Schwierigkeiten möglich sein.”Wie “abgehoben, aber nicht abgekoppelt” der interaktive Handel ist, zeigt der Creditreform-Konjunkturklimaindikator. Während die deutsche Wirtschaft insgesamt zum Vorjahr 5 Punkte auf 122 verlor, schweben die Online-Aktivitäten bei 148 Zähler deutlich höher – wenn auch um 8 Punkte unter Vorjahr. Die deutlichste Eintrübung ihrer Geschäftserwartungen vermelden die Technikhändler, während Anbieter von Haushaltswaren optimistischer denn je sind. Die hohen Retourenquoten hoffen die Firmen mit dem Ausbau ihrer Social-Media-Aktivitäten in den Griff zu bekommen, wobei Facebook das bei Weitem wichtigste Portal ist.