Online-Wette geht nicht auf

Amaya und die britische William Hill sagen nach Druck der Investoren Fusion ab

Online-Wette geht nicht auf

wb Frankfurt – Das war ein ganz kurzes Spiel. Der weltgrößte Onlinespiele-Veranstalter Amaya aus Kanada und der britische Buchmacher William Hill wollen doch nicht fusionieren; diese Pläne waren erst vor neun Tagen veröffentlicht worden. William Hill ließ sich von Citi und Macquarie beraten, Amaya von Barclays.”Wir haben beschlossen, dass es im besten Interesse der Aktionäre von Amaya ist, wenn wir ein unabhängiges Unternehmen bleiben”, erklärt Amaya. William Hill beruft sich darauf, wichtige Anteilseigner konsultiert zu haben, und habe darauf entschieden, die Gespräche über eine mögliche Fusion nicht fortzusetzen. Amaya ist an der Nasdaq und in Toronto notiert, William Hill im FTSE 250 enthalten. Die Hill-Aktie legte nach dem Platzen der Fusionspläne gestern zunächst 3,4 % zu. Amaya verloren in Toronto 8,7 %.Aktionärsaktivist Parvus Asset Management hatte sich zuvor gegen den Deal, der als “Fusion unter Gleichen” angelegt war, ausgesprochen (vgl. BZ vom 18. Oktober). Hinter dem Investmentvehikel, das 14,3 % an William Hill hält, steht unter anderem der Hedgefonds-Manager Chris Hohn (TCI). Zu den Aktionären von Amaya gehört US-Hedgefondsmanager David Einhorn. Parvus hatte moniert, dass Amaya über- und William Hill unterbewertet werde. Die Gruppe würde von Nettoschulden von 2,8 Mrd. Pfund belastet, weit mehr als im Falle der von Parvus unterstützten Übernahme durch Rank und 888. Denn der größte britische Buchmacher hatte vor Wochen das 3,4 Mrd. Pfund schwere Übernahmeangebot des Kasinobetreibers Rank Group und des Online-Glücksspielunternehmens 888 zurückgewiesen. William Hill erwartet nun für 2016 ein operatives Ergebnis am oberen Ende der bis 260 Mill. Pfund reichenden Spanne.Trotz mehrerer gescheiterter Transaktionen kommt die Konzentration der Branche in Reaktion auf neue Steuern und nötige Investitionen in Marketing und Technologie voran. Die irische Paddy Power schloss sich mit der britischen Betfair zusammen. Ladbrokes nahm Finanzinvestoren Gala Coral ab. Und Bwin. Party Digital Entertainment ging an die kleinere GVC Holdings.Die hoch verschuldete Amaya gilt als Marktführer im Online-Poker. Ihr gehören unter anderem “Full Tilt” und “Pokerstars”. William Hill hat Nachholbedarf in Internet-Aktivitäten und Mobile Gaming, bringt aber Erfahrung mit Sportwetten mit. William Hill will nun ihr zwischenzeitlich gestopptes Aktienrückkaufprogramm wieder aufnehmen.Rank betreibt neben 90 Mecca-Bingohallen 60 Grosvenor-Kasinos. 888 hatte im vorigen Jahr eine Offerte von William Hill für 895 Mill. Dollar abgeschmettert. An Amaya hatten GVC und Private Equity Interesse gezeigt. Der Zusammenschluss sollte den “internationalen Spitzenreiter” bei Online-Sportwetten, Poker- und Kasinospielen schaffen, erklärten Hill und Amaya am 10. Oktober.