Opel bringt Schrumpfkur der kommenden Jahre auf den Weg
Von Sebastian Schmid, FrankfurtDie Geschäftsführung des Autobauers Opel hat sich mit dem Gesamtbetriebsrat auf einen Schrumpfkurs für die nächsten Jahre verständigt. Demnach können bis Mitte 2029 maximal weitere 4 100 Stellen an den deutschen Standorten abgebaut werden – allerdings basierend auf freiwilligen Ausscheidungsvereinbarungen mit den Beschäftigten. In der Spitze wäre rund ein Viertel der zuletzt in Deutschland tätigen Mitarbeiter betroffen. Ende 2018 zählte Opel europaweit rund 30 400 Mitarbeiter, allein 16 500 davon in Deutschland. Neuere Zahlen wollte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage nicht nennen. Er bestätigte aber, dass die Zahl im abgelaufenen Turnus weiter gesunken sei.Fix vereinbart wurde der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für die Beschäftigten in Deutschland bis Juli 2025. Dies verlängert eine bestehende Vereinbarung um zwei Jahre. Die Jungfacharbeiter, die sich in der Ausbildung befinden, sollen zudem unbefristet übernommen werden. Im Gegenzug haben Geschäftsleitung und Betriebsrat vereinbart, das Programm freiwilliger Ausscheidungsvereinbarungen für die Beschäftigten an den Standorten Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern im Umfang von maximal 2 100 Stellen erneut zu öffnen. Mitarbeiter bis einschließlich Jahrgang 1963 bekommen die Möglichkeit, an einem Altersteilzeitprogramm oder Senior-Leave-Programm teilzunehmen, teilte Opel mit. Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber müssten dabei zustimmen. Optional kann das Unternehmen das Programm später für bis zu 2 000 Mitarbeiter zusätzlich auf 4 100 aufstocken. Allerdings verlängere sich dann auch die Beschäftigungsgarantie je 1 000 Mitarbeiter um weitere zwei Jahre, wie ein Sprecher erklärte. Zweischichtbetrieb sichernEin wesentlicher Faktor für die Zustimmung der Mitarbeitervertreter dürfte die Zusage weiterer Investitionen in das Stammwerk in Rüsselsheim gewesen sein, das schon bis 2019 rückläufige Produktionszahlen aufwies (siehe Grafik). Im abgelaufenen Turnus, für den keine finalen Produktionszahlen vorliegen, dürfte der Fahrzeugausstoß noch einmal eingebrochen sein – wahrscheinlich auf unter 70 000 Autos. Im Herbst war im Stammwerk bereits auf Kurzarbeit umgestellt worden. Derzeit läuft die Produktion im Einschichtbetrieb, und das wird wohl auch so bleiben, bis die nächste Generation des Opel Astra im Jahr 2021 zunächst als Standard-Fünftürer in Rüsselsheim zusammengebaut wird – und zwar sowohl als Verbrenner als auch als plug-in-hybride Variante. Ab 2022 folgen dann noch die Kombi-Versionen, von denen rund 95 % in Kontinentaleuropa verkauft werden. Dies soll dann mindestens einen Zweischichtbetrieb sicherstellen.Eine Entscheidung zum zweiten Produktionsstandort des Astra ist derweil noch nicht gefallen. Dieser Entscheidung dürfte insbesondere Ellesmere Port mit Sorge entgegenblicken. Am britischen Standort, der in den vergangenen Jahren ebenfalls kräftig an Produktionsvolumen eingebüßt hat, waren zuletzt knapp 77 000 Autos vom Band gerollt – allesamt Astra der aktuellen Generation. Eine Entscheidung, wie es dort weitergeht, ist noch nicht gefallen und dürfte auch abhängig davon sein, wie die Handelsmodalitäten zwischen der Europäischen Union und Großbritannien künftig ausgestaltet sind.”Mit der Vereinbarung sorgen wir für eine weitere deutliche Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit. Mit der Allokation der nächsten Astra-Generation wollen wir die Zukunft in Zeiten des massiven Wandels sichern. Gleichzeitig gibt diese Vereinbarung unseren Mitarbeitern langfristige Sicherheit. Die Beschäftigungssicherung bis 2025 ist ein starkes Signal”, ließ sich Opel-Chef Michael Lohscheller am Dienstag zitieren. Ein noch stärkeres Signal wäre allerdings eine Trendwende bei den seit Jahren rückläufigen Neuzulassungen (siehe Grafik). Noch ist der Wettstreit zwischen den Opel-Werken um künftige Modelle nämlich primär einer um einen stetig schrumpfenden Kuchen.