OpenAI

OpenAI droht Befürchtungen von KI-Kritikern wahr zu machen

Die Tech-Schmiede OpenAI will ihre Eigentümerstruktur ändern und das bisherige Nonprofit-Modell aufzugeben. Kritikern eines unkontrollierten Ausbaus künstlicher Intelligenz ist das ein Dorn im Auge – infolge des Konflikts kommt es auch zu einem Exodus wichtiger Mitarbeiter.

OpenAI droht Befürchtungen von KI-Kritikern wahr zu machen

KI-Kritiker fürchten Kontrollverlust

Angepeilte Reorganisation bei OpenAI löst Debatte aus – Abwanderung von Spitzenpersonal belastet ChatGPT-Entwickler

Die Tech-Schmiede OpenAI will laut Insidern ihre Eigentümerstruktur ändern und das bisherige Nonprofit-Modell damit effektiv aufgeben. Kritikern eines unkontrollierten Ausbaus künstlicher Intelligenz ist das ein Dorn im Auge – infolge des Konflikts kommt es bei dem Startup zu einem Exodus wichtiger Mitarbeiter.

xaw New York

Eine angepeilte Neuorganisation bei der Technologieschmiede OpenAI weckt Befürchtungen eines Kontrollverlusts bei künstlicher Intelligenz. So machten zur Wochenmitte Berichte des „Wall Street Journal“ und der Nachrichtenagentur Reuters die Runde, gemäß denen der Entwickler des Textgenerators ChatGPT seine Eigentümerstruktur fundamental verändern will.

Das Nonprofit-Gremium, das OpenAI kontrolliert, soll seine Mehrheit laut Insidern verlieren. Dies würde einen tiefen Einschnitt bei dem Startup bedeuten, das 2015 mit dem Ziel gegründet worden war, „künstliche Intelligenz zum Wohle der gesamten Menschheit“ zu entwickeln und sich dabei nicht von der Notwendigkeit beschränken lassen wollte, „finanzielle Renditen zu erwirtschaften“. Skeptiker nehmen seit der Veröffentlichung von ChatGPT im Herbst 2022 eine Abkehr von diesen Grundsätzen wahr.

Hoher Mittelbedarf für Produktentwicklung

Unter der Direktive von CEO Sam Altman brachte das Unternehmen zunehmend neue Produkte für Verbraucher und Unternehmenskunden an den Start – zum Missfallen von Mitarbeitern der ersten Stunde, die forderten, OpenAI solle sich auf den Aufbau sicherer KI-Systeme fokussieren. Zugleich verstärkte Microsoft ihr Engagement. Seit 2019 hat der Konzern 13 Mrd. Dollar in OpenAI gepumpt und sich eine Beteiligung von bis zu 49% an zukünftigen Gewinnen gesichert.

Indes benötigt OpenAI laut Analysten zunehmend größere Mittel, um die Entwicklung ihrer großen Sprachmodelle voranzutreiben und ihre Stellung als Vorreiter im Markt zu wahren. Entsprechend soll die nun angepeilte Reorganisation das Unternehmen attraktiver für neue Geldgeber machen. OpenAI will derzeit eine neue Finanzierungsrunde im Umfang von bis zu 6,5 Mrd. Dollar zum Abschluss bringen, in deren Rahmen sie auf eine Bewertung von 150 Mrd. Dollar kommen könnte.

Keine Rendite-Deckelung mehr

Die Venture-Firma Thrive Capital hat dabei Investitionen von rund 1 Mrd. Dollar zugesagt, zudem verhandelt die Technologieschmiede wohl mit Microsoft, Apple, Nvidia und der von den Vereinigten Arabischen Emiraten gestützten MGX. Im Gegensatz zu Bestandsinvestoren müssten Geldgeber im Rahmen der neuen Funding-Runde wohl keine Deckelung ihrer Renditen hinnehmen. Und sollte die Reorganisation nicht binnen zwei Jahren über die Bühne gehen, könnten die Beteiligten ihr Geld laut Insidern zurückfordern.

Dissonanzen beim KI-Hoffnungsträger: OpenAI-Chef Sam Altman und die zurücktretende Technologie-Leiterin Mira Murati bei einer Branchenkonferenz. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Barbara Ortutey.

Mehrere langjährige Mitarbeiter, denen die Kommerzialisierung des Startups ein Dorn im Auge ist, haben OpenAI bereits verlassen, darunter auch die Mitgründer John Schulman und Ilya Sutskever. Am Mittwoch wurden die nächsten hochkarätigen Abgänge öffentlich. Im Fokus steht dabei Technologiechefin Mira Murati, die auf der Plattform X ankündigte, sie wolle „Zeit and Raum für ihre eigene Entdeckungsarbeit schaffen“.

Altman im Konflikt mit Musk

Die Albanerin gilt als treibende Kraft im Tagesgeschäft von OpenAI, nahm allerdings auch bei einem gescheiterten Putschversuch gegen Altman 2023 eine tragende Rolle ein. Der Abschied der „bekanntesten Frau im KI-Sektor“ dürfte der Firma laut Analysten die Vermarktung erschweren. Stattdessen soll Altman, der gemäß Plan Anteile der For-Profit-Abteilung von OpenAI erhält, wieder mehr Zeit auf die Produktentwicklung verwenden.

Zu den Kritikern des CEO gehört indes auch sein Ex-Mentor Elon Musk. Der Milliardär verklagte die Tech-Schmiede im laufenden Jahr, weil diese gegen ihre Gründungsvereinbarung verstoßen habe. Musk war 2018 vom Posten des Co-Vorsitzenden ab und fuhr seine finanzielle Unterstützung zurück – nach eigener Darstellung im Streit über Altmans Pläne für die Entwicklung des gewinnorientierten Firmenarms. „Die Niedertracht und Täuschung“ der OpenAI-Gründer habe Ausmaße angenommen, wie sie sonst „in einem Shakespeare-Drama“ zu finden seien, heißt es in einer Anfang August eingereichten Klageschrift.

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