Optimismus gehört bei Air Berlin dazu

Weg zur Profitabilität "länger als erwartet" - Seit Jahren defizitäre Airline will 2014 schwarze Null zeigen

Optimismus gehört bei Air Berlin dazu

Wie sein impulsiver Vorgänger Hartmut Mehdorn verspricht auch der neue, deutlich zurückhaltendere Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer ein Ende der roten Zahlen bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft: 2013 soll operativ eine schwarze Null gezeigt werden, 2014 auch unter dem Strich. Der Weg zur nachhaltigen Profitabilität sei jedoch “länger als erwartet”.ge Berlin – Die vorsichtige Einschätzung aus dem Geschäftsbericht eines “langen und steinigen Wegs” bis zur nachhaltigen Profitabilität sei richtig, bekräftigte Air-Berlin-Finanzchef Ulf Hüttmeyer bei der Bilanzerläuterung. Da die Airline aber auf den ersten Metern mit ihrem jüngst noch verschärften Sanierungsprogramm gut vorangekommen sei und das Sommergeschäft “wirklich gut” anlaufe, zeigte sich auch der CFO überzeugt von baldigen schwarzen Zahlen aus den operativen Aktivitäten. Zwar konnte Air Berlin schon im Vorjahr zum ersten Mal seit 2007 wieder einen (Mini-)Gewinn ausweisen – jedoch nur, weil der Großaktionär Etihad Airways den hoch verschuldeten, defizitären Berlinern deren Vielfliegerprogramm “Topbonus” für sagenhafte 184 Mill. Euro abgekauft hatte.Erneute Anteilsverkäufe seien im laufenden Turnus nicht geplant, betonte Hüttmeyer. Nach der jüngst platzierten Wandelanleihe über 140 Mill. Euro sei die Airline auch für das laufende Jahr durchfinanziert – “da kommt nichts mehr”, es sei denn, es böten sich Opportunitäten.Gleichzeitig listete Vorstandschef Prock-Schauer die umfangreichen Vorteile der engen Zusammenarbeit mit Etihad auf, die an Air Berlin knapp 30 % der Anteile hält. Allein das Codeshare-Abkommen habe den Hauptstädtern 2012 einen zusätzlichen Umsatz von 50 Mill. Euro beschert. Zudem hätten beide Fluggesellschaften inzwischen ihre Bestellungen für den Boeing-Pannenflieger “Dreamliner” zusammengelegt. Auch mit Leasinggebern werde gemeinsam verhandelt. Außerdem könnten Piloten, die bei Air Berlin wegen des Schrumpfkurses nicht mehr gebraucht werden, bei Etihad unterkommen. Mit diesen und weiteren Kopperationen sparten die Berliner einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag, versicherte Hüttmeyer. Selbst die neuen Sitze für die Business Class würden vom Partner “in unseren Farben” gemietet, womit nicht unerhebliche Investitionen eingespart werden könnten.Insgesamt will der Vorstand mit seinem harten Sparkurs “Turbine” bis Ende nächsten Jahres gut 400 Mill. Euro einsparen. Mit der Hälfte des Weges soll im laufenden Jahr eine schwarze Null beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erzielt werden, gibt Prock-Schauer vor. Mit Realisierung der zweiten 200 Mill. an Einsparungen oder operativen Verbesserungen sollte 2014 dann auch unter dem Strich ein ausgeglichenes Ergebnis möglich sein. Hüttmeyer hofft derweil, mit dem Verkauf von nicht mehr benötigten Flugzeugen die Verschuldung bis Jahresende um 270 auf 500 Mill. Euro reduzieren zu können. Mittelfristig soll die ausgeblutete Eigenkapitalquote auf 20 % hochgefahren werden. Erstes Quartal wird schwachZunehmende Flughöhe wollen die Berliner damit gewinnen, dass sie nahezu 100 unrentable Strecken auf 438 Relationen streichen, damit weitere zwölf Maschinen (auf 143 Flugzeuge) ausmustern und 900 Stellen – fast ein Zehntel der Belegschaft – abbauen. Hier sei bereits seit Jahresanfang ein Fünftel realisiert worden. Dank eines besseren Hedging zeigt sich Hüttmeyer zuversichtlich, die Kerosinkosten im Jahresverlauf um reichlich 6 % kürzen zu können, verglichen mit einem “nur” 3-prozentigen Minus bei den angebotenen Sitzplatzkilometern (ASK).Die umfangreichen Vorleistungen für spätere Einsparungen lassen den Finanzchef allerdings heute schon erkennen, dass das erste Quartal schlechter ausfallen werde als die ersten drei Monate 2012 – unabhängig von den zusätzlichen diesjährigen Streiklasten. Dagegen lägen die Buchungen für den Sommer über dem vorjährigen Vergleichswert. Insgesamt erwartet das Management trotz der geplanten Kapazitätskürzungen Steigerungen beim Yield (Ertrag pro Reisenden) und Umsatz – wobei das größte Wachstum aus dem Langstreckenverkehr resultieren sollte.