Oracle trimmt Takelage auf Geschwindigkeit

CEO Larry Ellison will den Erzrivalen SAP mit neuer Datenbanksoftware für "Big Data" auf Distanz halten

Oracle trimmt Takelage auf Geschwindigkeit

Von Stefan Paravicini, FrankfurtDer US-Softwarekonzern Oracle, Sponsor der prestigeträchtigen Segelregatta America’s Cup, hat am Wochenende doppelt Fahrt aufgenommen. In der Bucht von San Francisco gelangen Team Oracle zwei Siege gegen den Herausforderer aus Neuseeland, die eine Titelverteidigung wieder in greifbare Nähe rücken. Ebenfalls am Firmensitz stellte Gründer und CEO Larry Ellison bei einer Kundenveranstaltung eine Datenbanksoftware vor, mit der Unternehmen ihre IT auf die Verarbeitung von großen Datenmengen (“Big Data”) in Echtzeit trimmen können.Die neue Version der Datenbanksoftware 12c setzt auf die sogenannte In-Memory-Technologie und soll neben den wichtigsten Konkurrenten IBM und Microsoft auch den deutschen Wettbewerber SAP auf Distanz halten. Die Walldorfer greifen Oracle in ihrem Kerngeschäft seit einigen Monaten mit der Datenbanksoftware Hana (High Performance Analytic Appliance) an, die ebenfalls auf In-Memory setzt, also Daten im Hauptspeicher vorhält und verarbeitet und dabei um ein Vielfaches schneller ist als Konkurrenzprodukte, die Informationen erst von anderen Speichern einlesen müssen. Gottlos, aber zahm”Wir können Daten mit einer gottlosen Geschwindigkeit verarbeiten”, warb Ellison jetzt für sein In-Memory-Produkt. Dass er dabei keinen Bezug zu SAP herstellte, ist für den Milliardär, der sonst keine Gelegenheit auslässt, eine Attacke gegen den Rivalen zu reiten, eher ungewöhnlich.Ein Grund für die Zurückhaltung könnte sein, dass Ellison sich noch Anfang 2010 nach der Medikation von SAP-Mitgründer Hasso Plattner erkundigte, weil der sich für In-Memory starkmachte. Ein anderer, dass SAP mit Hana in diesem Jahr bereits auf 700 (i. V. 392) Mill. Euro Umsatz zusteuert und die Datenbank seit Jahresbeginn auch als Plattform für ihr Blockbuster-Softwarepaket Business Suite anbietet.Schwierige Windverhältnisse für Oracle, die heute nach Einschätzung von Analysten gut zwei Fünftel der Firmen mit Datenbanksoftware ausrüstet, die die Business Suite von SAP einsetzen. Ob Oracle diese Kunden mit 12c bei der Stange halten kann, ist ungewiss. Denn besonders gut funktioniert die Software in Verbindung mit den ebenfalls am Wochenende vorgestellten Hardwareneuerungen von Sun Microsystems. Das wird als Vorteil gepriesen, kommt bei Kunden aber selten gut an, weil sich IT-Abteilungen ungern von einem Ausrüster abhängig machen und Investitionen in bestehende Infrastruktur schützen wollen.Für den Hardwarespezialisten Sun Microsystems hatte Oracle 2010 mehr als 7 Mrd. Dollar bezahlt. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (per Ende Mai) war das auf Sun zurückgehende Geschäft deutlich rückläufig. SAP, die wiederholt betont hat, sich nicht als Hardwareanbieter engagieren zu wollen, setzt derweil auf eine Vielzahl von Kooperationen mit Herstellern wie IBM, Hewlett-Packard und Oracle. Freilich stellen auch die Walldorfer nach Einschätzung von Marktbeobachtern sicher, dass Hana in Verbindung mit den Maschinen des Erzrivalen nicht ihren ganzen Zauber entfaltet und eigene, für In-Memory geschriebene Softwareanwendungen nicht in jedem Detail mit Datenbanken wie 12c harmonieren.