Osram und AMS im Verlust vereint
AMS ist mit der Übernahme von Osram fast am Ziel. Erstmals hat der österreichische Mehrheitsaktionär das Münchner Unternehmen in seine Quartalszahlen einbezogen. Doch es sind harte Zeiten – nicht nur wegen Corona. Das Autogeschäft ist schon seit dem Vorjahr schwach. Beide weisen einen Nettoverlust aus. jh München – Osram und AMS starten mit Verlusten in ihre gemeinsame Zeit. Osram weist für den Schlussabschnitt des Geschäftsjahres 2020/21 (30. September) einen Nettoverlust von 89 Mill. Euro aus, der Mehrheitsaktionär AMS von 125 Mill. Euro für sein drittes Quartal (siehe Grafik). AMS hat Osram zum ersten Mal konsolidiert, beide Werte beziehen sich auf das fortgeführte Geschäft. Vor einem Jahr hatte der Münchner Lichttechnikkonzern sogar einen Nettoverlust von 213 Mill. Euro verbucht. Das Defizit im gesamten Geschäftsjahr verringerte sich auf 267 Mill. Euro (siehe Tabelle).Sonderlasten, unter anderem für den Abbau von Arbeitsplätzen, sind in beiden Jahren entstanden. Im Vorjahr schrieb Osram außerdem den Firmenwert des Gemeinschaftsunternehmens mit Continental von 177 Mill. Euro vollständig ab. Inzwischen haben beide Unternehmen vereinbart, das Joint Venture zu beenden.Osram und AMS berichteten am Freitag von einer Erholung des Geschäfts. “Der April und der Mai waren der absolute Tiefpunkt”, sagte Olaf Berlien, der Vorstandsvorsitzende von Osram, in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Seitdem hätten sich vor allem das Geschäft mit Optohalbleitern und jenes im Automobilsegment belebt, in erster Linie in China und den USA.AMS bezeichnete die Nachfrage im Consumer-Geschäft als sehr erfreulich. Dieses Segment – vor allem optische Sensorik für Smartphones – trägt den größten Teil zum Ergebnis bei. Verglichen mit dem zweiten Quartal steigerte AMS den Umsatz um 15 % auf 564 Mill. Dollar (ohne Osram), verglichen mit dem Vorjahreszeitraum sank er aber um 17 %.Nach Einschätzung der Analysten von Credit Suisse fiel der Umsatz von AMS und Osram im vergangenen Quartal schwächer als erwartet aus. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis von Osram sei dagegen höher als angenommen. Der Kurs der an der Schweizer Börse notierten AMS-Aktie stieg am Freitag um 0,4 % auf 21,71 sfr. Die Osram-Aktie blieb mit 51,80 Euro unverändert über der von AMS angebotenen Abfindung von 45,54 Euro. AMS besitzt rund 71 % der Aktien von Osram. Vor wenigen Tagen stimmten die Osram-Aktionäre einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zu. Den Zusammenschluss beider Unternehmen erwartet Berlien am 1. Januar, falls es keinen Einspruch gegen den Vertrag gibt. Andernfalls könnte es bis März oder April dauern, fügte er hinzu. Vorerst weiter an der Börse Für die Osram-Aktionäre, die ihre Anteile behalten, lockt eine Garantiedividende, die rund 5 % des Abfindungsangebots entspricht. Deshalb gebe es wenig Grund für Hedgefonds, ihre Aktien abzugeben, sagte Berlien. Es werde Jahre dauern, bis es zu einem Zwangsausschluss der restlichen Aktionäre komme. Er erwartet, dass Osram auf jeden Fall noch in diesem und im nächsten Jahr an der Börse notiert sein wird. Der Vorstandschef will nach eigenen Worten seinen bis Ende 2022 laufenden Vertrag erfüllen. “Ich bin mit großer Freude weiter dabei”, ergänzte Berlien.Die Nettoverschuldung von AMS stieg mit der Übernahme von Osram auf mehr als 2,4 (i. V. 1,4) Mrd. Dollar. “Wir müssen als kombiniertes Unternehmen die Verschuldung vorantreiben”, sagte Kathrin Dahnke, Finanzvorstand von Osram. “Ganz wesentlich wird der Beitrag von Osram sein.” Das Management von AMS vertraut einem starken Cash-flow. Doch im dritten Quartal betrug der freie Mittelzufluss der Gruppe gerade einmal 1 Mill. Dollar.Für das im Oktober begonnene Geschäftsjahr plant Osram mit einem freien Cash-flow von 0 bis zu einem niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis um 6 bis 10 % steigen, die Umsatzrendite auf 9 bis 11 (8,3) % – bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Die Prognose beruht auf der Annahme, “dass die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie überwunden werden”. – Personen Seite 12