OTE muss der Krise Tafelsilber opfern
hei Frankfurt – Die griechische Telekom-Tochter OTE, die sich nach dem erklärten Willen der Deutschen Telekom aus eigener Kraft finanzieren soll, stellt weiteres Tafelsilber ins Schaufenster, um ihre Schulden bezahlen zu können. Nachdem bereits die 20-prozentige Beteiligung an Telekom Srbija für 380 Mill. Euro abgestoßen wurde, soll nun die bulgarische Tochter Globul flüssig gemacht werden. Globul, die den Griechen zu 100 % gehört, ist die Nummer 2 im bulgarischen Markt, der derzeit nach Einschätzung von OTE von allen Regionen im Portfolio am besten durch die Krise kommt. Citigroup sondiertDer Mobilfunknetzbetreiber zählt rund 4,3 Millionen Kunden und erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 412 Mill. Euro. Als operativer Ertrag blieben vor Abschreibungen (Ebitda) 156 Mill. Euro hängen. Das entspricht einer Marge von 39 %. Analysten taxieren den Wert von Globul auf rund 1 Mrd. Euro. Gemanagt wird der Verkauf dem Vernehmen nach von Citigroup. OTE, die zu 40 % der Telekom gehört, aber dennoch voll konsolidiert wird, hat derzeit praktisch keinen Zugang zum Fremdkapitalmarkt, weil die Zinsen bei einer Refinanzierung nicht tragbar wären. Bei beiden Ratingagenturen liegt die Bonitätsnote mit “B” (S & P) sowie “B2” (Moody’s) auf tiefem Ramschniveau, mit negativem Ausblick, ungeachtet dessen, dass Analysten davon ausgehen, dass die Telekom ihre Tochter im Ernstfall stützen würde. Der Verkaufserlös von Globul wäre ein finanzieller Befreiungsschlag, denn im laufenden Jahr sind syndizierte Kredite von 763 Mill. Euro fällig. Ein weitaus dickerer Brocken steht indes 2013 ins Haus. Dann muss OTE Bonds über 1,244 Mrd. Euro und Kredite über 897 Mill. Euro refinanzieren. Der Free Cash-flow belief sich 2011 auf 590 Mill. Euro. Allerdings gibt die griechische Telekom-Gesellschaft mit dem Verkauf von Globul auch eine Perle im Portfolio ab, sodass sie als strategische Beteiligung auch für die Deutsche Telekom an Wert verliert.Die ertragsstarken Mobilfunktöchter von OTE in Osteuropa waren einst ein wesentliches Argument für die Kaufentscheidung der Telekom. Sie hoffte damit ihre Aktivitäten in Osteuropa, die u. a. PTC in Polen sowie Slovak Telecom und die ungarische Magyar Telekom umfassen, zu stärken. Der Bonner Konzern hat von dem insgesamt 4,2 Mrd. Euro teuren Investment bereits 2,6 Mrd. Euro abgeschrieben. Damit stellt sich die Akquisition ohnehin schon als ziemliches Desaster dar. Überdies muss die Telekom die mit OTE verknüpften Wachstumshoffnungen wohl auf Jahre hinaus begraben. Ein Szenario für den Grexit (den Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone, der nach Ansicht von Experten täglich wahrscheinlicher wird) hat die Telekom offiziell nicht in der Schublade. ErtragsperleGlobul hat im vergangenen Jahr zu den gesamten Erlösen von OTE von 5 Mrd. Euro rund 7 % beigesteuert, zum Ebitda von 1,73 Mrd. Euro mit 9 % aber überproportional beigetragen. Dies steht im Gegensatz zu den Geschäften in Rumänien, wo OTE mit Mobilfunk und Festnetz vertreten ist. Rund zwei Drittel des Umsatzes und Ertrags erwirtschaftet die Telekom-Tochter im krisengeschüttelten Griechenland. Dennoch konnte die Gruppe den zuvor schärferen Erlösrückgang im ersten Quartal auf 3,6 % begrenzen. Der griechische Staat ist an OTE noch mit 10 % beteiligt.