Paion findet Partner für USA

Pharmaspezialist sichert Finanzierung des Zulassungsprozesses

Paion findet Partner für USA

Von Annette Becker, DüsseldorfMit erfolgreichen Studiendaten für das Anästhetikum Remimazolam in der Tasche hat das Pharmaunternehmen Paion den ersehnten Partner für die Vermarktung in den USA gefunden. CEO Wolfgang Söhngen hofft nun, den Zulassungsantrag in den Vereinigten Staaten für die Kurzsedierung bei kleinen medizinischen Eingriffen wie geplant 2017 einreichen zu können, wie er der Börsen-Zeitung sagte.Die exklusiven Rechte für die Entwicklung und Vermarktung sicherte sich eine Tochter der in den Niederlanden ansässigen Cosmo Pharmaceuticals, die sich auf die Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen spezialisiert hat. Damit passt das Unternehmen nach Einschätzung von Söhngen ideal zu Paion, werde Remimazolam in der Kurznarkose doch vor allem bei Darmspiegelungen zum Einsatz kommen, und Cosmo bringe den Zugang zu Gastroenterologen mit.Im Rahmen der Lizenzvereinbarung erhält Paion eine Vorauszahlung von 10 Mill. Euro. On top kommen meilensteinabhängige Zahlungen im Rahmen des regulatorischen Zulassungsprozesses, die sich nach den Angaben auf bis zu 42,5 Mill. Euro summieren können. Darüber hinaus winken Paion bei der kommerziellen Vermarktung Lizenzzahlungen, die sich in Abhängigkeit vom Umsatz auf zwischen 20 und 25 % der Nettoerlöse belaufen. Das allerdings ist Zukunftsmusik, rechnet Söhngen doch frühestens Ende 2018 mit dem Markteintritt in den USA.Dennoch wäre das für den leidgeprüften Paion-Chef ein Quantensprung, hatten sich entsprechende Hoffnungen in der Vergangenheit doch schon öfter zerschlagen. Die Daten aus der klinischen Phase III seien hervorragend. “Dadurch kann Remimazolam eine außergewöhnliche Position einnehmen”, sagt Söhngen und setzt nach, dass es ohne diese Ergebnisse keine Partnerschaft mit Cosmo gegeben hätte. Neuer Großaktionär”Darauf haben wir acht Jahre hingearbeitet”, umschreibt der Firmengründer den langwierigen Prozess der Medikamentenentwicklung, der bei kleinen Pharmaunternehmen stets auch von Finanzierungsthemen begleitet wird. Derzeit hält sich Paion mit Details zu den Studienergebnissen noch zurück, sollen diese doch erst auf Fachkongressen vorgestellt werden. Nur so, glaubt Söhngen, verbaue man sich nicht den Weg, die für den Außendienst wichtigen Besprechungen in medizinischen Publikationen zu bekommen.Zeitgleich mit der Lizenzvereinbarung hat Paion mit Granell Strategic Investment Fund, einer Tochter von Cosmo, auch eine Investitionsvereinbarung getroffen. Darin verpflichtet sich Granell, 10 Mill. Euro in Paion-Aktien zu investieren. Via Privatplatzierung aus einer Kapitalerhöhung wurden mittlerweile 9,6 Mill. Euro eingelegt. Der noch ausstehende Betrag von 0,4 Mill. Euro werde zu einem späteren Zeitpunkt folgen.Da die neuen Aktien zu 1,90 Euro je Aktie ausgegeben wurden, ist Granell mit einem Anteil von 9 % zum größten Einzelaktionär des Aachener Pharma-Spezialunternehmens aufgestiegen. Vor diesem Hintergrund hat sich Paion nach den Angaben verpflichtet, ein von Cosmo vorgeschlagenes Aufsichtsratsmitglied in das Kontrollgremium aufzunehmen.Die frischen Mittel will Paion in erster Linie in die laufenden klinischen US-Programme stecken, deren Kosten die Aachener vollständig tragen. Cosmo dagegen trage alle künftigen Kosten, die mit der Marktzulassung und dem Vertrieb zusammenhingen. Für die Wiederaufnahme der im Februar abgebrochenen Phase-III-Studie in Europa reicht der Betrag dagegen nicht aus. Anders als in den USA strebte Paion bislang in Europa eine Zulassung für das Narkotikum in der Allgemeinanästhesie an. Nun hofft Söhngen, die US-Studien nach einer erfolgreichen US-Zulassung auch in Europa im Zulassungsprozess nutzen zu können – zumindest für die Kurzsedierung.In Japan dagegen, wo der Partner Ono die Lizenzrechte nach dem erfolgreichen Abschluss des klinischen Entwicklungsprogramms 2015 zurückgegeben hatte, evaluiert Paion noch, ob der Zulassungsprozess auch ohne Partner in Angriff genommen werden soll. Außer Frage stehe allerdings, dass die Vermarktung nur von einem japanischen Partner geleistet werden könne.