Paketflut beschert der Post kräftige Zuwächse
Die Deutsche Post DHL hat im zweiten Quartal Umsatz und Ergebnis kräftiger gesteigert, als Analysten erwartet hatten. Der Logistikkonzern profitiert vom Boom im Online-Handel, da er die Pakete ausliefert. Nun bringt sich das Dax-Mitglied für die Verteilung eines Impfstoffes gegen Covid-19 in Stellung. Mit den finalen Zahlen für das zweite Quartal lag das Unternehmen leicht oberhalb der vor einem Monat veröffentlichten Eckdaten sowie der Konsensschätzungen. Der Umsatz stieg den Angaben zufolge konzernweit im Vergleich zur Vorjahreszeit um 3,1 % auf 15,96 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte zwischen April und Ende Juni um 18,6 % auf 912 Mill. Euro zu. Bereinigt um Einmaleffekte, etwa Restrukturierungskosten (2019) und Abschreibungen auf Vermögenswerte, die 2020 durch den Lockdown nötig wurden, sowie um Abschreibungen auf den Elektrotransporter Streetscooter, dessen Produktion Ende des Jahres eingestellt wird, ergibt sich gemäß Kreis ein Plus von 26,3 % auf 1,1 Mrd. Euro. Demnach wäre der operative Gewinn nicht um 143 Mill., sondern um 229 Mill. Euro gestiegen (siehe Grafik). Der Nettogewinn nach Anteilen Dritter kletterte im Jahresvergleich um 14,6 % auf 525 Mill. Euro. Auch hier hatten Analysten weniger erwartet. Der Kurs von DPDHL schloss 2,5 % fester.”In der Krise zeigt sich mehr denn je die Resilienz von Deutsche Post DHL”, kommentierte Vorstandschef Frank Appel das Zahlenwerk. Die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal habe die Stärken des Konzerns unter Beweis gestellt: Alle fünf Divisionen waren trotz des pandemiebedingt herausfordernden Umfelds profitabel. CFO Kreis betonte, dass vier von fünf Geschäftsbereichen gewachsen seien. Der Konzern profitiere jetzt von seinem breiten Portfolio wie auch von seiner globalen Präsenz.Ein Profiteur des Lockdowns ist die Sparte Post & Paket Deutschland, obwohl es hier zwei gegenläufige Trends gibt: Im Geschäftsfeld Post ging das Volumen im klassischen Briefgeschäft seit Mitte März infolge der Pandemie zurück; hier überkompensierte aber u. a. die Portoerhöhung im Vorjahr den Umsatzschwund, so dass die Einnahmen um 4,4 % stiegen. Dennoch ging der Erlös im Geschäftsfeld um 5,9 % auf 1,8 Mrd. Euro zurück, da im Bereich Dialog Marketing (Werbesendungen) der Umsatz um 27 % einbrach. Im Geschäftsfeld Paket zog der Umsatz dagegen um 28 % auf 1,48 Mrd. Euro an. Mit der Schließung vieler stationärer Einzelhandelsgeschäfte begann der Online-Handel zu boomen; im April lag das Sendungsaufkommen laut Kreis auf dem Niveau der Vorweihnachtszeit. Jetzt sei das Wachstum immer noch höher als das, was die Post eigentlich erwartet habe, erklärte die Finanzchefin, aber es sei nicht mehr so herausfordernd wie zu Beginn des Lockdowns. Post & Paket Deutschland steigerte den operativen Gewinn im zweiten Quartal um fast 50 %.Weniger gut lief es in der Lieferkettenlogistik (Supply Chain); es ist die einzige Sparte, in der das operative Ergebnis im zweiten Quartal nicht stieg, sondern um 60 % auf 35 Mill. Euro fiel. Der Umsatz ging um knapp 17 % auf 2,73 Mrd. Euro zurück, weil die Division “sehr abhängig von einzelnen Kundenaktivitäten” sei, so Kreis. Das liege daran, dass Transport- und Lagerlösungen speziell für den Kunden entwickelt und betrieben werden. Und einige Kunden, etwa aus der Automobilbranche, hätten die Pandemie doch sehr deutlich zu spüren bekommen, sagte Kreis. Frachtpreise vervierfacht Die Frachtsparte (Global Forwarding, Freight) hatte zwischen April und Ende Juni vor allem mit stark steigenden Preisen zu kämpfen. Das sei der Bereich, der durch die Pandemie am meisten verzerrt worden sei, erklärte Kreis. Denn in der Luftfracht sei “über Nacht” die Hälfte der Kapazitäten weggebrochen, da viel im Bauch von Passagierflugzeugen transportiert worden sei, die infolge des Lockdowns aber am Boden blieben. Die Post reagierte und stellte eigene Kapazitäten aus der Express-Sparte zur Verfügung, zudem charterte sie laut der Finanzchefin Maschinen für das Frachtgeschäft. Allerdings waren die Preisaufschläge enorm, so Kreis. Eine Maschine für einen Pazifik-Transfer, die sonst 400 000 Euro koste, habe auf einmal bis zu 1,6 Mill. Euro gekostet. Dennoch legten die Bonner auch in der Fracht zu (siehe Tabelle). In der Sparte Express mit zeitgenauen internationalen Sendungen kam es im Juni zu einer starken Erholung. Den neuen Ausblick hatte der Konzern bereits im Juli bekannt gegeben. Demnach erwartet das Management 2020 einen operativen Gewinn zwischen 3,5 und 3,8 Mrd. Euro. Darin enthalten seien die Aufwendungen für die Tochter Streetscooter von rund 400 Mill. Euro, eine einmalige Prämienzahlung an die rund 540 000 Mitarbeiter von insgesamt rund 200 Mill. Euro als Anerkennung für den Einsatz während der Pandemie sowie die durch die Lockdown-Maßnahmen ausgelösten einmaligen Sonderabschreibungen von rund 100 Mill. Euro. Für das Gesamtjahr wird bei Investitionen von insgesamt rund 2,9 Mrd. ein freier Cash-flow von etwa 1,4 Mrd. Euro erwartet. Hierin enthalten seien neben den Sondereffekten auch rund 300 Mill. Euro für die Erneuerung der interkontinentalen Express-Flugzeugflotte. Für den Bereich Post & Paket Deutschland, auf den etwa ein Viertel der Prämienzahlung entfalle, erwartet der Vorstand ein Ebit von rund 1,5 Mrd. Euro. Für die DHL-Unternehmensbereiche (Lieferkettenlogistik, Fracht, Express) prognostiziert das Management – einschließlich aller Sondereffekte – einen operativen Ertrag von 2,8 bis 3,1 Mrd. Euro. Für die Corporate Functions wird einschließlich der Streetscooter-Effekte ein negatives Ergebnis von rund 750 Mill. Euro vorhergesagt.