Panasonic verfehlt den Wachstumspfad

Konzernchef Tsuga trennt sich von Verlustbringern - Abschied von Halbleitern

Panasonic verfehlt den Wachstumspfad

mf Tokio – Japans größter Elektronikmischkonzern Panasonic kommt mit dem Umbau von einem Produzenten für Konsumelektronik zu einem Unternehmenszulieferer nur langsam voran. Sieben Jahre nach seinem Amtsantritt schwingt CEO Kazuhiro Tsuga weiter die Axt gegen unprofitable Sparten, ohne dass sich ein klarer Wachstumspfad abzeichnet. Es fehlen Hitprodukte wie beim Rivalen Sony, der mit Bildsensoren und der Playstation die Wende schaffte.In einer Investorenkonferenz schwor Konzernchef Tsuga, sich von Geschäftsbereichen ohne Aussicht auf gesunde Gewinnmargen zu trennen. Bis zum Geschäftsjahr 2021 will das Unternehmen jährlich 100 Mrd. Yen (833 Mill. Euro) einsparen. Zum Vergleich: Für 2019 erwartet Panasonic bei 7,7 Bill. Yen (64,1 Mrd. Euro) Umsatz einen Gewinn von netto 200 Mrd. Yen und operativ 300 Mrd. Yen. Laut Tsuga sollen die Personalkosten um 30 Mrd. Yen sinken, die Zusammenlegungen von Geschäften bringen weitere 30 Mrd. Yen und Spartenverkäufe 40 Mrd. Yen ein. Dafür stellt das 101 Jahre alte Unternehmen ab 2021 keine Bildschirme mit Flüssigkristallen mehr her. Von seinen Plasmabildschirmen hatte sich Tsuga bereits 2012 verabschiedet. Als Nächstes steigt der Konzern aus der verbliebenen Halbleiterproduktion aus. Die Tochter Panasonic Semiconductor Solutions geht zu einem nicht genannten Preis an Nuvoton Technology aus Taiwan.Der Abschied kommt einerseits nicht überraschend. Die Sparte verbrannte im Vorjahr 23,5 Mrd. Yen bei einem Umsatz von 92,5 Mrd. Yen. Dabei hatten die Japaner in den Vorjahren schon einige Fabriken in Singapur, Indonesien und Malaysia verkauft. Im April hieß es, der japanische Rivale Rohm werde einige Betriebe übernehmen. Andererseits handelt es sich um eine Zäsur in der Firmengeschichte. Panasonic stieg schon 1952 in diesen Bereich ein und gehörte 1990 zu den zehn größten Herstellern von Chips weltweit. Aber zuletzt konnten die Japaner preislich nicht mehr mit den Rivalen aus Südkorea und China mithalten. Anders als Toshiba mit Speicherchips, Fujitsu mit Supercomputern und Sony mit Sensoren sind die Systemchips von Panasonic nicht spezialisiert genug.Ein weiterer Verkaufskandidat sind die Solarzellen. Ihr Wirkungsgrad erreicht aufgrund einer speziellen Technologie zwar kommerzielle Spitzenwerte, aber der schleppende Solarausbau in Japan gefährdet die Zukunft dieses Geschäftsbereichs. Dagegen will Tsuga ungeachtet der aktuell niedrigen Rendite an der Herstellung von Batterien für Elektroautos festhalten. Die massiven Investitionen in die Gigafactory in Nevada von Tesla rentieren sich allerdings langsamer als gedacht. Deswegen macht Panasonic bei der Expansion von Tesla nach China und Europa nicht mehr mit, um das eigene Risiko zu begrenzen. Als Konsequenz setzt Tesla-Chef Elon Musk jetzt auf LG in Südkorea und CATL in China als Akkuzulieferanten.In der Gesamtheit sind diese Entwicklungen für Panasonic wenig erfreulich. Schließlich galt Gründer Konosuke Matsushita bis zu seinem Tod 1989 als “Management-Gott”. Nun musste Panasonic erleben, dass sich der Aktienkurs von Sony seit dem gemeinsamen Tief Ende 2012 vervierfachte, der eigene Kurs sich aber nur verdoppelte.