Pandemie beflügelt E-Commerce
ste Hamburg
Die Folgen der Corona-Pandemie haben in Deutschland die Haushaltsausgaben für Waren im Internet im vergangenen Jahr kräftig steigen lassen. Wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) anlässlich seiner Jahrespressekonferenz mitteilte, stieg der Bruttoumsatz inklusive Mehrwertsteuer im E-Commerce mit Waren 2020 trotz Stagnation im ersten Quartal um 14,6% auf 83,3 Mrd. Euro. Das durchschnittliche Wachstum der drei vergangenen Jahre von 11,3% sei damit um 3,3 Prozentpunkte übertroffen worden.
Online-Marktplätze gesucht
Die vor Jahresfrist verkündete Prognose eines zehnprozentigen Wachstums beim Bruttoumsatz im E-Commerce mit Waren wurde dank eines Sprungs im vierten Quartal um fast 24% auf 27,2 Mrd. Euro übertroffen. Während die Warengruppe Unterhaltung im Gesamtjahr mit 28,5 (i.V. 25,8) Mrd. Euro auf den größten Umsatzbeitrag kam, kam der Bereich des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Drogeriewaren und Medikamente mit 40,9% (auf 6,9 Mrd. Euro) auf das stärkste Wachstum. Auf Online-Marktplätze entfiel nach einem 20-prozentigen Wachstum fast die Hälfte des gesamten E-Commerce-Umsatzes.
Die Corona-Pandemie habe die Entwicklung des Handels hin zum E-Commerce deutlich beschleunigt, erklärte BEVH-Präsident Gero Furchheim. „Diese Entwicklung wird sich nicht mehr umkehren.“ Der Kauf im Internet sei im Alltag der Menschen angekommen. Die Bestellfrequenz erhöhte sich im Coronajahr: Vier von zehn Kunden (39,7% nach 33,2% im Vorjahr) kauften 2020 mehr als einmal pro Woche via Internet ein. Wie eine E-Commerce-Verbraucherstudie im Auftrag des Verbandes ergab, war im Berichtsjahr fast jeder dritte Online-Käufer (30,9%) älter als 60 Jahre, 2019 hatte der Anteil der Kunden aus dieser Altersgruppe bei 22,7% gelegen. Zudem ergab sich in der Kundenstruktur mehr Parität zwischen den Geschlechtern: Der Anteil männlicher E-Commerce-Kunden stieg auf 47,9 (i.V. 45,5)%. „Silver Surfer und Männer“ hätten das Wachstum des E-Commerce mit Waren 2020 angeschoben, so BEVH-Präsident Furchheim. Fast drei von vier Online-Käufern hätten zudem angegeben, künftig mehr oder genauso viel im Internet bestellen zu wollen – vor Jahresfrist habe nur gut jeder zweite Kunde diese Absicht geäußert.
Prognose verfehlt
Durch den infolge der Pandemie um 52,8% auf 9,2 Mrd. Euro gesunkenen Bruttoumsatz mit Dienstleistungen in den Bereichen Reisen, Mobilität und Event-Tickets wurde die vor einem Jahr ausgegebene Verbandsprognose, 2020 beim Gesamtumsatz mit Waren sowie Dienstleistungen im interaktiven Handel die Marke von 100 Mrd. Euro erstmals zu erreichen, allerdings verfehlt. Der Verband geht jedoch davon aus, dass der gesamte interaktive Umsatz mit Waren und Dienstleistungen 2021 die Grenze von 100 Mrd. Euro „sicher überspringen“ wird. Der Prognose liegt die Erwartung zugrunde, dass ein Großteil der zusätzlichen Nachfrage infolge der Pandemie erhalten bleibt und im E-Commerce mit Waren der Bruttoumsatz in diesem Jahr um 12,5% zulegen wird.