Personalmanagement

Pandemie offenbart Defizite bei Sozial­leistungen

New Work und Fachkräftemangel veranlassen einer Studie zufolge viele Firmen, Zusatzleistungen neben dem Gehalt zu erweitern und neu auszurichten, um qualifizierte Mitarbeiter im Unternehmen zu halten.

Pandemie offenbart Defizite bei Sozial­leistungen

swa Frankfurt – Enge Arbeitsmärkte und flexiblere Arbeitsmodelle fördern ein Umdenken in Unternehmen bei der Gewährung von Sozialleistungen an ihre Belegschaft. Nach einer Umfrage des Beratungshauses Willis Towers Watson will ein Großteil der Firmen die Benefits-Angebote zur Unterstützung ihrer Mitarbeiter ausbauen, um qualifiziertes Personal zu rekrutieren und zu binden. Befragt wurden im Juni mehr als 3600 Unternehmen in 88 Ländern mit über 14 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Gesundheit hat Priorität

Im Vordergrund der Bemühungen steht nach Aussage der befragten Firmen die Gesundheitsförderung der Beschäftigten. „Menschen können nur dann langfristig produktiv arbeiten, wenn sie gesund sind, über ausreichend soziale Kontakte verfügen und emotional und finanziell stabil aufgestellt sind. Deshalb ist es sinnvoll, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter mit passenden Zusatzleistungen unterstützen und ihnen sozusagen ‚den Rücken für die Arbeit freihalten‘“, erklärt Tanja Löhrke, Head of Health & Benefits Germany/Austria bei Willis Towers Watson. Bislang hätten zwar viele Unternehmen ihre Pflichten in Arbeits- und Gesundheitsschutz erfüllt, aber das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter „nur punktuell statt ganzheitlich gefördert“. Dieses Versäumnis habe sich in der Pandemie gerächt. „Jetzt besteht Handlungsdruck“, mahnt Löhrke.

Die Einschätzung der Beraterin stößt in den Konzernen offensichtlich auf offene Ohren. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen sind bestrebt, ihre Sozialleistungen neu festzulegen, um Mitarbeiter im Betrieb zu halten. Mehr als die Hälfte der Firmen geben darüber hinaus an, Gesundheit, Sozialkontakte und finanzielle Stabilität ihrer Beschäftigten unterstützen zu wollen. Fast ebenso viele sind der Studie zufolge darum bemüht, mit allen Initiativen ihr Employer Branding zu ver­bessern.

Aus den Antworten lässt sich ablesen, dass die überwiegende Zahl der Unternehmen noch keine übergreifende Strategie in der Gewährung von Sozialleistungen etabliert hat, sondern punktuell Benefits verteilt. Auch fehle häufig eine Vorstellung von den Ansprüchen der Mitarbeiter. Nur drei von zehn Arbeitgebern verfügen der Analyse zufolge über Informationen zum Beispiel aus Mitarbeiterbefragungen, wie die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten aussehen.

Viele Unternehmen setzen nach Kenntnis von Willis Towers Watson auf schnell implementierte Einzelmaßnahmen und laufen somit Gefahr, mit ihrem Sozialleistungsbudget an der falschen Stelle zu investieren. Die Bedürfnisse der Mitarbeiter unterschieden sich jedoch erheblich quer durch Unternehmen, Branchen sowie Berufs- und Altersgruppen.

Breiteres Angebot an Benefits

Um vom „One size fits all“-Ansatz wegzukommen, planten nun fast zwei Drittel der Unternehmen, ihren Mitarbeitern eine größere Auswahl verschiedener Sozialleistungen anzubieten. Um den Verwaltungsaufwand für die Maßnahmen einzugrenzen, wollen die Betriebe digitale Benefit-Plattformen ausbauen. „Hier haben viele Unternehmen noch einen weiten Weg vor sich“, sagt Löhrke. Jeder zweite Arbeitgeber beabsichtigt der Studie zufolge, seine Maßnahmen zur Gesundheitsförderung im der Firma auszubauen. Auch die betriebliche Altersversorgung wollen gut 40% der Befragten weiter verbessern.