Pandemie schlägt auf den Hochbau durch

Wirtschaft streicht Investitionsprojekte - Mehr Bestellungen im Wohnungs- und im öffentlichen Bau

Pandemie schlägt auf den Hochbau durch

hek Frankfurt – Die Corona-Pandemie setzt zunehmend dem Wirtschaftshochbau zu. Denn viele Industriebetriebe und Dienstleister legen geplante Investitionen in Büros oder Fabrikhallen auf Eis. Das führt bei Auftragnehmern aus dem Bausektor zu einem Ordereinbruch, der inzwischen auch auf die Produktion durchschlägt. Dagegen floriert der Wohnungsbau weiter. Der große Wohnungsbedarf vor allem in den Metropolen stützt die Bauwirtschaft in Deutschland.Im Wirtschaftshochbau verfestige sich die Talfahrt, die im März begonnen habe, konstatiert der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), der die Handwerksbetriebe vertritt, stellt klar, dass die Umsatzverluste in Industrie- und Dienstleistungsbereichen seit sechs Monaten deutlich auf die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien durchschlügen.So verfehlten die Bestelleingänge im August das Niveau des Vorjahresmonats um 15,1%. Kumuliert stehen seit Januar 9,1% weniger Aufträge in den Büchern. “Für 2021 sind das keine guten Vorzeichen”, warnt Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands. Der Umsatz im Wirtschaftshochbau sackte im August um 6,6% ab. Nach acht Monaten ergibt sich immerhin noch eine Stagnation.Dennoch kommt die deutsche Bauwirtschaft verglichen mit anderen Branchen wie Maschinenbau oder Autoindustrie bisher ganz gut durch die Corona-Zeit. Das geht vor allem auf den Wohnungsbau zurück. “Nach dem Corona-Zittern im April und Mai mit deutlichem Rückgang im Auftragseingang zeigt der Trend seit drei Monaten hier aufwärts”, sagt ZDB-Präsident Reinhard Quast. Im August kletterten die Ordereingänge im Wohnungsbau sogar um gut 12 %. Im laufenden Jahr legten die Bestellungen bisher um 4,7 % zu. Bereinigt um Preiserhöhungen verbleibt ein Anstieg um 1,6 %.Die Baugenehmigungen deuten darauf hin, dass die im Wohnungsbau tätigen Unternehmen weiter mit soliden Geschäften rechnen können. Denn bis einschließlich August haben die Bauämter 4,6 % mehr Genehmigungen erteilt als im Vorjahreszeitraum. Im August wurde zwar ein Rückgang um 1,4 % verzeichnet, doch werden Umbauten bestehender Wohngebäude ausgeklammert, zeigt sich ein Anstieg um 1,7 % auf 27 300 Wohnungen.Allerdings führen längst nicht alle Baugenehmigungen binnen kurzem zu Aufträgen. Der sogenannte Bauüberhang – damit sind Projekte gemeint, die nicht abgeschlossen oder nicht einmal begonnen wurden – wächst seit Jahren, etwa weil Arbeitskräfte fehlen. Das Statistische Bundesamt veranschlagt diesen Rückstau auf 740 000 Wohnungen. Das entspricht mehr als dem Doppelten der im vergangenen Jahr fertiggestellten Einheiten (293 000).Auch der öffentliche Bau zeigt sich robust: Das Bestellvolumen der staatlichen Körperschaften ist im Zeitraum Januar bis August nominal um 2,1 % gestiegen. Insgesamt holte das Bauhauptgewerbe im August Aufträge für 6,6 Mrd. Euro herein, 0,3 % weniger als im Vorjahresmonat. Auch nach acht Monaten steht ein kleiner Rückgang von 0,5 % in den Büchern. Preisbereinigt erreichen die Einbußen bisher 3,3 %. Im Vergleich zum Vormonat Juli, als die Bestellungen abgesackt waren, haben die Geschäfte zuletzt wieder angezogen.Von einem coronabedingten Einbruch könne man somit für die gesamte Branche noch nicht sprechen, meint Babiel.Auch die Umsatzlage stuft der Bauindustrieverband als noch solide ein. Im August sei das sehr hohe Vorjahresniveau lediglich um 1,1 % (preisbereinigt – 3,0 %) verfehlt worden, obwohl die Sommerferien in diesem Jahr in vielen Bundesländern in den August gefallen seien. Für die ersten acht Monate ergibt sich ein Plus von 5,5 % (preisbereinigt +2,6 %), was der Verband als Bestätigung seiner Prognoseanhebung wertet. Für das Gesamtjahr erwartet die Bauindustrie nun eine Umsatzausweitung um 3,5% auf 140 Mrd. Euro. Im Mai hatte der Verband selbst im optimistischen Szenario nur mit einer Stagnation gerechnet, was real eine Schrumpfung um 3% bedeutet hätte.