Pandemie setzt Roche zu

Umsatz und Gewinn rückläufig - Prognose bestätigt - CEO Severin Schwan warnt vor Test-Knappheit

Pandemie setzt Roche zu

Beim Pharmakonzern Roche hat die Corona-Pandemie im ersten Halbjahr deutliche Spuren in der Umsatz- und Ergebnisentwicklung hinterlassen. Seit Ende Juni hat eine Erholung eingesetzt, das Management zeigt sich zuversichtlich für das zweite Semester und bestätigt die Prognose für 2020. swa Frankfurt – Rückläufige Klinikeinweisungen und Arztbesuche außerhalb von Covid-19-Behandlungen haben die Ertragsentwicklung von Roche beeinträchtigt. Die Situation hat sich noch nicht grundlegend aufgehellt: “Die Coronavirus-Pandemie stellt weiterhin eine enorme weltweite Herausforderung dar”, unterstreicht Konzernchef Severin Schwan mit Bekanntgabe der Halbjahreszahlen. Roche hat zwar in der Diagnostik von der Nachfrage nach Coronatests profitiert, doch das angestammte Geschäft war im zweiten Quartal von der Pandemie stark betroffen. Im Mai brachen die Erlöse um 15 % ein. “Wir sehen aber nun deutliche Zeichen der Erholung”, sagt Schwan. Zudem sei die Nachfrage nach kürzlich eingeführten Medikamenten und diagnostischen Tests weiterhin stark. Unsicherheit bleibtAngesichts der wachsenden Dynamik zeigt Roche Zuversicht für die zweite Jahreshälfte und bestätigt die Prognose für 2020. Danach soll der Umsatz währungsbereinigt um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbetrag steigen und der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn je Genussschein und Aktie etwa im gleichen Ausmaß zulegen. Die Dividende soll weiter steigen. Es gebe zwar noch viele Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung der Pandemie. “Trotzdem gehen wir davon aus, dass die Gesundheitssysteme in den kommenden Monaten und auch mittelfristig in der Lage sein werden, auch andere als Covid-19-Patienten zu behandeln”, zeigt sich Schwan überzeugt.In den ersten sechs Monaten war der Umsatz um 4 % auf 29,3 Mrd. sfr rückläufig, wobei sich auch negative Währungseffekte niederschlugen. Zu konstanten Wechselkursen zeigt sich ein Plus von 1 %. Der Nettogewinn schrumpfte um 5 % auf 8,5 Mrd. sfr, zu konstanten Kursen ist es ein Plus um 3 %. Deutlich gedrückt ist auch der Free Cash-flow, der um 2 Mrd. auf 3,3 Mrd. sfr zurückging und damit noch 11,2 % des Umsatzes ausmacht nach zuvor 17,3 %. Die Stimmung an der Börse war nach Bekanntgabe der Zahlen gedrückt: Der Roche-Genussschein verlor in Zürich 3,1 % auf 328,10 sfr.Bei den wichtigsten Wachstumstreibern im Halbjahr verweist der Konzern auf das Krebsmedikament Tecentriq (+ 74 %), das Hämophilie-Präparat Hemlibra (+ 94 %), das Medikament Ocrevus (+ 25 %) zur Behandlung der Multiplen Sklerose, Actemra/RoActemra (+ 36 %) für die Immunologie sowie Perjeta (+ 17 %) gegen Brustkrebs. Der Umsatz mit neuen Medikamenten sei um 37 % ausgebaut worden auf 8,9 Mrd. sfr. Dieser Anstieg habe die Einbußen aus dem Wettbewerb durch neue patentfreie biologische Produkte (Biosimilars) zu konstanten Wechselkursen mehr als kompensiert.In der Durchführung von Coronatests mahnt der Roche-Chef zu mehr Zurückhaltung. Es würden mehr Covid-19-Tests nachgefragt, als die Industrie liefern kann, sagt Schwan im Interview von Bloomberg TV. Sein Unternehmen, einer der größten Hersteller solcher Tests, habe seine Produktionskapazitäten bereits vervierfacht, trotzdem könne die Angebotslücke noch über Monate fortbestehen. “Die Nachfrage ist enorm, und darum ist es so wichtig, dass die Tests wirklich bei den Patienten durchgeführt werden, die Symptome zeigen, bei denen, die sie am dringendsten brauchen”, unterstreicht der Manager.