Pandemie treibt Digitalisierung der Industrie an
sp Berlin
Die Corona-Pandemie sorgt in der deutschen Industrie für einen Digitalisierungsschub. Das ist eine der Kernaussagen, die der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) aus der Befragung von gut 550 Produktionsleitern, Vorständen und Geschäftsführern von Industrieunternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern ableitet. Das größte Hemmnis auf dem Weg in die sogenannte Industrie 4.0 mit digital vernetzten Maschinen und Wertschöpfungsketten bleibt für viele Unternehmen auch in der Pandemie der Datenschutz. Der Abbau von rechtlichen Unsicherheiten beim Datenaustausch mit anderen Unternehmen steht denn auf der Liste der Forderungen an die Politik auch ganz oben.
„Die Corona-Pandemie zeigt, dass Digitalisierung nicht nur im Normalmodus Effizienzgewinne und Wettbewerbsvorteile bringt, sondern auch hoch wirksame Krisenvorsorge ist“, kommentierte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder die Umfrageergebnisse. So geben mehr als drei Fünftel der befragten Firmen an, dass die Digitalisierung wegen der Corona-Pandemie in ihrem Unternehmen auch langfristig vorangetrieben werde. Fast zwei Drittel erklärten, dass digitale Technologien ihrer Firma helfen, die Pandemie zu bewältigen. Mehr als drei Viertel der Befragten stellen außerdem fest, dass Unternehmen, deren Geschäftsmodell bereits digitalisiert ist, besser durch die Krise gekommen sind.
Datenschutz-Anforderungen sind für drei Fünftel der Unternehmen ein Hemmschuh für die Digitalisierung des Geschäfts. Häufiger wurde nur auf fehlende finanzielle Mittel verwiesen. Daten, die von vernetzten Maschinen generiert werden, sind zwar meist nicht personenbezogen, wie Rohleder erklärte. Zugleich hätten Unternehmen die Sorge, dass sich aus Maschinendaten Informationen zu Personen ableiten lassen könnten, die mit ihnen arbeiten. „Und damit sind wir mitten im Thema des Arbeitnehmer-Datenschutzes.“ Die Situation sorge für rechtliche Unsicherheit. „Das sind Unternehmen, die keine große Rechtsabteilung haben und in vielen Fällen nicht wissen, wie sie mit den einschlägigen Daten umgehen können“, betonte Rohleder.
Der Abbau rechtlicher Unsicherheiten beim Datenaustausch mit anderen Unternehmen wird von mehr als vier Fünfteln der befragten Unternehmen als Forderung an die Politik formuliert. Fast neun von zehn Unternehmen sind der Meinung, dass Deutschland auf dem Weg zur Industrie 4.0 eine ganz neue Industriepolitik benötigt. Nur knapp ein Drittel der Befragten glaubt ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl, dass es in der Politik ein ausreichendes Verständnis für die Bedeutung des Themas gibt.
Hannover Messe 4.0
Anschauungsunterricht gibt es in der nächsten Woche auf der Hannover Messe, die zum ersten Mal komplett digital stattfindet. Unter dem Motto „Industrial Transformation“ präsentieren Aussteller Technologien für digitalisierte Fabriken, Energiesysteme und Lieferketten. Die Investitionsbereitschaft ist trotz Corona-Pandemie hoch. Immerhin 42% der Unternehmen geben an, wegen der Pandemie die Investitionen in die Digitalisierung in diesem Jahr sogar erhöhen zu wollen.