Pandemie trifft Uniper nur punktuell

Kraftwerksbau in Russland verzögert sich - Mehr Fokus auf Wasserstoff

Pandemie trifft Uniper nur punktuell

ak Köln – Uniper zeigt sich solide in der Krise und hat die im März ausgegebenen Jahresziele bestätigt. “Das operative Geschäft läuft stabil”, berichtete Konzernchef Andreas Schierenbeck bei der Vorstellung der Zahlen des ersten Quartals. ” Weder im Erzeugungs- noch im Handelsgeschäft sehen wir bislang durch die Corona-Pandemie größere Beeinträchtigungen.”Allerdings verzögert sich Unipers Großprojekt in Russland: Der 2016 abgebrannte Kraftwerksblock Berjosowskaja 3 kann nicht so schnell wieder in Betrieb gehen wie geplant. Die Anlage des Braunkohlekraftwerks werde erst Ende des Jahres wieder in Betrieb gehen, sagte Schierenbeck. Es seien durch die Grenzschließungen und Quarantänemaßnahmen nicht genügend qualifizierte Arbeitskräfte für die Baustelle in dem abgelegenen Gebiet verfügbar.Beim anderen Kohle-Großprojekt Datteln 4 hält der Energieversorger an den Zeitplänen fest und erwartet die kommerzielle Inbetriebnahme im Frühsommer.Im März hatte Uniper angekündigt, bis 2035 in Europa eine CO2-neutrale Stromversorgung zu planen. Schierenbeck legte jetzt an Beispielen dar, wie Uniper das Potenzial von Wasserstoff nutzen will. Zusammen mit Siemens Energy werde der Einsatz von Wasserstoff in Gaskraftwerken geprüft. Mit BP arbeite Uniper am Raffineriestandort Lingen an der Realisierung einer Elektrolyse-Anlage. Solche würden auch an Windpark-Standorten geplant, um Wasserstoff herzustellen. In Deutschland werde Windstrom im Wert von 1,2 bis 1,4 Mrd. Euro nicht genutzt, weil er nicht vom Norden in den Süden transportiert werden könne. “Wenn die Menschen in Deutschland diesen “Geisterstrom” sowieso bezahlen, sollten wir ihn auch umwandeln und nutzbar machen. Europa wird in den kommenden Jahren riesige Mengen an Wasserstoff brauchen”, betonte Schierenbeck.Ein Update gab der Vorstand auch zum Aktionärskreis von Uniper. Die finnische Fortum hält jetzt 69,6 % der Anteile, nachdem sie die Pakete von Elliott und Knight Vinke erworben hat. Die Übernahme einer weiteren Tranche, die mindestens 1 % und maximal 3,8 % des Grundkapitals umfasst, soll in Kürze folgen. “Wir werden in den kommenden Monaten gemeinsam mit dem Fortum-Vorstand eine strategische Ausrichtung definieren”, kündigte Schierenbeck an. Er zeigte sich erleichtert, dass Uniper sein “BBB”-Rating bei S&P, wenn auch mit negativem Ausblick, habe halten können. Die Befürchtung sei gewesen, dass Uniper einen Notch tiefer als Fortum eingestuft werden könne.Die Eckdaten des ersten Quartals hatte Uniper schon vor zwei Wochen bekannt gegeben. Mit dem bereinigten Ebit von 651 Mill. Euro hat der Konzern schon einen großen Teil des prognostizierten Jahresziels eingefahren. Das lag vor allem am Gasgeschäft, wo allerdings durch eine Optimierung auch Erträge, die normalerweise in der zweiten Jahreshälfte erwirtschaftet werden, verbucht wurden. Im Gesamtjahr rechnet Uniper mit einem bereinigten Ebit zwischen 750 Mill. und 1 Mrd. Euro und einem bereinigten Konzernüberschuss zwischen 550 und 800 Mill. Euro. Für das laufende Jahr 2020 strebt der Konzern eine Ausschüttung von 500 Mill. Euro an, was dann einer Dividende von 1,37 (für 2019: 1,15) Euro entsprechen würde.