Patt zwischen Uniper und Fortum
Selbst ein Jahr nach Beginn der feindlichen Übernahme von Uniper durch den finnischen Konkurrenten Fortum ist das Verhältnis des Kraftwerksbetreibers zum neuen Großaktionär nicht allzu freundlich. Beide Seiten bemühen sich um friedliche Koexistenz. Wie sich das Patt am Ende auflöst, wird spannend.cru Frankfurt – Aus der feindlichen Übernahme ist das Bemühen um eine von Vernunft geprägte Arbeitsbeziehung geworden: Uniper-Finanzchef Christopher Delbrück will die Beziehungen zum neuen finnischen Großaktionär Fortum normalisieren. Beide Seiten bemühten sich, konstruktiv miteinander umzugehen. Dabei müssten alle Seiten über ihren Schatten springen, sagte Delbrück.Fortum müsse klarstellen, wie der finnische Konzern zu der Sonderprüfung stehe, die der ebenfalls an Uniper beteiligte US-Hedgefonds Elliott auf der letzten Hauptversammlung beantragt hatte. Der Antrag wurde auf die nächste Hauptversammlung vertagt. Es geht dabei um den Vorwurf einer mutmaßlichen Blockadehaltung des Uniper-Managements gegenüber dem Einstieg von Fortum. “Fortum muss entscheiden, wie sie zu dem Thema Sonderprüfung stehen”, sagte Delbrück.Nachdem Fortum im Juli 2017 mit dem Ziel einer Übernahme samt Beherrschungsvertrag am Widerstand der Uniper-Führung gescheitert war und bei dem darauf folgenden öffentlichen Übernahmeangebot nur die 47 % der Anteile vom ehemaligen Uniper-Mutterkonzern Eon eingesammelt hat, müssen sich beide Seiten mit der daraus entstandenen Patt-Stellung abfinden.Fortum ist zwar mit weitem Abstand der größte Aktionär vor dem US-Hedgefonds Elliott mit 8 % – und die Finnen sind zudem mit ihrem Finanzvorstand Markus Rauramo im Uniper-Aufsichtsrat vertreten. Aber der Aufsichtsrat ist bis 2022 gewählt, und es zeichnet sich nicht ab, dass vor Ablauf dieser Zeitspanne einer der Posten frei würde. Allerdings könnte Fortum eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen und den Aufsichtsrat mit Unterstützung weiterer Investoren mit Dreiviertelmehrheit ablösen lassen. Durchregieren nicht möglichIn der gegenwärtigen Konstellation können die Finnen nicht durchregieren und nicht aufstocken. Würde Fortum die Hürde von 50 % überspringen – etwa beim Kauf von Anteilen über die Börse -, würden die Finnen Auflagen aus Russland reißen, die das Überschreiten dieser Schwelle mit der Begründung untersagen, dass Uniper über ein strategisch bedeutsames Wasseraufbereitungswerk im westsibirischen Surgut verfüge. Fortum-Chef Pekka Lundmark hatte erklärt, sich mit dem Anteil zufriedenzugeben und allenfalls Richtung 50 % aufzustocken.Delbrück kündigte an, jetzt überlege man, wie man “gemeinsam nach vorne schauen” könne. Die Kostensynergien zwischen den Unternehmen sieht er als “relativ gering” an. Jedoch gebe es Überlegungen über Kooperationen. Als mögliche Option brachte der Manager etwa einen gemeinsamen Einkauf ins Spiel oder auch technologische Partnerschaften.Uniper wurde im September 2016 von Eon abgespalten und separat an der Börse notiert. Seither hat sich der Börsenwert des MDax-Konzerns auf beinahe 10 Mrd. Euro verdoppelt.Mit Blick nach vorn erklärte Delbrück, die gestiegenen Strompreise gäben den Geschäften mittelfristig Auftrieb. Wegen der Verknappung des Angebots geht er von weiter steigenden Preisen aus. Der Konzern will seine Aktivitäten nicht nur in der Stromerzeugung, sondern auch im Energiehandel und im Speichergeschäft ausbauen. CO2 -Rechte noch zu billigVor dem Hintergrund der stark gestiegenen Kosten für CO2-Emissionsrechte erklärte Delbrück, 20 Euro pro Tonne seien kein Anreiz für einen zeitnahen Ausstieg aus der Kohleverstromung und einen größeren Einstieg in die Erdgasverstromung: “Um einen schnelleren Wechsel zu erreichen, müsste man sich um 30 Euro bewegen.”