Paypal droht viel Konkurrenz
Von Sebastian Schmid, New YorkAm Tag nach dem Beschluss der lange von Investoren geforderten Abspaltung Paypals von Ebay setzt sich bei Analysten die Erkenntnis durch, dass der Bezahldienst Paypal auch unter Eigenregie im kommenden Jahr vor zahlreichen Herausforderungen steht. So drängen derzeit viele kleine Start-ups wie Stripe in das junge Geschäftsfeld mobiler Online-Zahlungen und konkurrieren dort mit Paypal. Dass Paypals Braintree-Abteilung, die Händlern die Zahlungsabwicklung in ihren mobilen Applikationen anbietet, derzeit noch so kräftig wächst, liegt vor allem daran, dass rasant wachsende Firmen wie der Fahrdienstvermittler Uber oder das Ferienwohnungsportal AirBnB ihre Zahlungen mit Braintree-Hilfe abwickeln. Allerdings hatten sich diese bereits für den Paypal-Service entschieden, als Stripe und andere junge Rivalen noch gar nicht am Markt waren.Zuletzt hatte Stripe rasant Kunden gewonnen und ist etwa auch bei Apple Pay mit an Bord. Das hätte dem Vernehmen nach auch Paypal vergönnt sein können. Allerdings entschloss sich das Ebay-Management stattdessen zu einer Partnerschaft mit Samsung und deren Smartphone Galaxy S5 – ein fruchtloses Unterfangen. Daraufhin, so US-Medien, sei die Ebay-Tochter bei Apple als Partner nicht mehr in Betracht gezogen worden. Ex-Paypal-Chef David Marcus hatte den Deal mit Apple eigentlich schon vorbereitet, wurde aber vom nun scheidenden Ebay-CEO John Donahoe überstimmt, heißt es. Dies sei einer der wesentlichen Gründe gewesen, warum Marcus Paypal im Juni überraschend den Rücken kehrte, um die Kurzmitteilungsdienste von Facebook zu führen.Nun sieht Paypal seine Dominanz bei Online-Zahlungen nicht nur von Stripe und Apple angegriffen. Auch das Start-up Square sowie Google und Amazon greifen in dem lukrativen Markt an. Paypal wächst zwar noch schneller als Konkurrenten wie Visa und Mastercard. Letztere kommen allerdings auch von einer ganz anderen Basis. Zudem ist deren Gewinnmarge weitaus höher, wie Citigroup-Analyst Mark May bemängelt. Ein Vorteil sei, dass Paypal zumindest in der Theorie günstiger für den Händler sein könne als Kreditkartentransaktionen. Allerdings haben Händler insbesondere in den USA ohnehin kaum eine Möglichkeit, auf die Unterstützung der Marktführer Visa und Mastercard zu verzichten.Paypals Erfolg werde daher wohl davon abhängen, den Zahlungsvorgang zu vereinfachen, so May – also das zu erreichen, was Apple geglückt zu sein scheint, während Paypal bislang noch daran gescheitert ist. Auch der derzeitige Vorsprung von Paypal bei den Online-Zahlungen ist vor allem ein gefühlter. Mit rund 150 Millionen aktiven Nutzern kommt Paypal auf 100 Millionen weniger als Amazon. Apples iTunes zählt sogar mehr als die fünffache Kundenzahl. Mit einem neuen Chef, der sich erst noch einarbeiten muss, und noch gut einem Jahr Wartezeit bis zur Eigenständigkeit kann von einem Vorsprung kaum gesprochen werden.